Premiers Grands Crus - Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

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AMI_1_12.qxd:AMI 8/31/12 10:18 PM Seite 30 freunde bei Beatrice für ihren langjährigen Einsatz zugunsten unseres Vereins. Als Ersatz wurde unser Mitglied Fredi Lüthi einstimmig in den Vorstand gewählt. Leider mussten wir uns von Nicolina Flütsch und Bruno Wetzel für immer verabschieden. In einer Schweigeminute gedachten wir der Verstorbenen. Mit den Austritten beträgt unser Mitgliederbestand 98 Personen. Kampanien – ein Weinbaugebiet mit langer Geschichte Unser Neumitglied Angelo Rausa hat sich bereit erklärt, uns die Weinbauregion Kampanien näher zu bringen. Als Weinprofi mit familiären Wurzeln in Kampanien ist er dazu bestens prädestiniert. Die Region Kampanien (ital. Campania) mit der Hauptstadt Neapel liegt im Südwesten Italiens entlang der Tyrrhenischen Küste und ist eines der traditionsreichsten Weinbau-Gebiete Italiens. Bereits die griechischen Siedler betrieben 1’000 v. Chr. Weinbau und nannten das Gebiet «Campania Felix» (glückliches Land). Nicht zu Unrecht, denn das mediterrane Klima mit dem Einfluss des nahen Meeres, die sonnenüberfluteten Hänge, die schützenden Berge sowie die vulkanischen Böden bieten ideale Bedingungen für Weinbau. Während des römischen Reiches und noch lange danach kamen die besten Weine Italiens aus dieser Region. Angelo Rausa hat sich für die Präsentation der Weine von zwei verschiedenen Weinbaubetrieben entschieden, zum einen der Azienda Agricola Nugnes und zum anderen der Kellerei Vinosia. Beide Betriebe werden von Mario Ercolino beraten, der zu den bekanntesten und talentiertesten Önologen in Süditalien gehört. Weissweine antiken Ursprungs Den Auftakt machten drei Weiss - weine. Aus der DOC-Zone Falerno del Massico stammen der Falerno del Massico bianco 2010 und der Falerno del Massico bianco Vite Aminea 2009 von Nugnes. Beide Weine sind zu 100% aus der Traubensorte Falanghina gekeltert, die vermutlich auf die antike Sorte Aminea zurückgeht. Der dritte Wein Doceassaje (Vinosia) enthält die Traubensorten Greco bianco und Fiano aus den DOCG Gebieten Greco die Tufo und Fiano di Avellino. Alle drei Weine zeichnen sich aus durch ihre Aromatik mit Noten nach exotischen Früchten und teilweiser Restsüsse, aber dennoch präsenter Säure. Dazu gereicht wurden kleine Pizza-Häppchen zum Auftakt, gefolgt von einem erfrischenden Orangensalat mit Calamaretti. Feurige Rotweine aus vulkanischem Boden Den Hauptgang, Schweinsfilet- Medaillon mit Käse und Kräutern, Gnocchi und Grillgemüse, begleiteten drei Rotweine, die alle als Hauptkomponente Aglianico enthalten: – Falerno del Massico rosso 2009 (Nugnes) – Aglianico Irpinia (Vinosia) – Falerno del Massico rosso Caleno Riserva 2007 (Nugnes) Aglianico ist ebenfalls eine alte Rebsorte und zählt heute, ne- La vie de l’ANAV ben Nebbiolo und Sangiovese, zu den drei wichtigsten Sorten Italiens. Als Ergänzung enthalten die Weine noch ein wenig Piedirosso («Rotfuss»), abgeleitet vom roten Holz des Rebstock-Stammes. Eine weitere Serie von Rotweinen aus der Paradesorte Aglianico begleitete den Käseteller. Der Campania Aglianico Caleno Oro 2007 (Nugnes) wird aus den besten Trauben der ältesten Rebstöcke gekeltert und rund 24 Monate in neuen Barriques ausgebaut. Von tiefschwarzer Farbe zeigt er Aromen von schwarzen Früchten mit feiner Säure und langem Abgang. Der zweite Wein, der Taurasi 2005 der Kellerei Vinosia, ist ein Vertreter des wohl bekanntesten Weins aus Kampanien aus dem gleichnamigen DOCG- Gebiet. Als Überraschung und Alljährlich, anlässlich der GV der Sektion «Goldwand», werden Mitglieder speziell erwähnt, die während Jahrzehnten dem Verein Baden «Goldwand» dritten Wein der Serie präsentierte uns Angelo Rausa noch den Marziacanale 2005 von Vinosia. – Diese Weinserie war mit Sicherheit der Höhepunkt des Abends und liess alle Freunde von kräftigen Roten jubilieren. Süsses Finale Den süssen Schlusspunkt setzte ein Baba al Grappa mit einem Ragout aus getrockneten Früchten. Wer Lust hatte, konnte sich dazu einen Grappa von Nugnes, gebrannt aus Trester durch die berühmte Piemonteser Distillerie Berta einschenken lassen. – Mit einem grossen Applaus bedankten sich die Weinfreundinnen und Weinfreunde bei Angelo Rausa, der es mit seiner Weinselektion verstanden hat, die bei vielen eher unbekannte Weinregion Kampanien näher zu bringen. Ausserordentliche Ehrung nach der Generalversammlung 2012 50 Jahre Treue zu den Weinfreunden Sektion «Goldwand» Hauptgeschäft der Generalversammlung 2012 der Weinfreunde Sektion «Goldwand» Baden vom 20. April war zwar die Neukonstituierung des Vorstands mit der Wahl von Verena Stucki zur neuen Präsidentin. Dafür, dass darauf aber das Traktandum «Ehrungen» in den Mittelpunkt rückte, war ein Jubilar verantwortlich, Friedrich Lang, der zu seinem 50-Jahr-Jubiläum der Sektion mit einem Brief ein wunderschönes Geschenk machte: Der Inhalt des Schreibens vermittelt authentische Informationen über Wein und Gastgewerbe von anno dazumal, die nicht nur für Weinfreundinnen und Weinfreunde der Sektion «Goldwand» von Interesse sein dürften. – Im Folgenden stellt Verena Stucki, die neue Sektionspräsidentin, den Leserinnen und Lesern des Ami du Vin den Brief sowie den Verfasser kurz vor und schildert die Ereignisse rund um die Ehrung. Zum Schluss lassen wir einige Passagen aus der «Abhandlung» folgen im Wortlaut: treu geblieben sind. In der Einladung zur Versammlung am 20. April durften wir, zusammen mit anderen Jubilaren, Herrn Friedrich 30 Ami du Vin 1/12
AMI_1_12.qxd:AMI 8/31/12 10:18 PM Seite 31 Lang aus Hausen aufführen, der sein 50-Jahr-Jubiläum feierte. Dies hat Herrn Lang bewogen, unserem Vorstand einen äusserst interessanten Brief zu schreiben. Wir glauben, dieses Dokument ist es wert, unter Weinfreunden bekannt gemacht zu werden. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Brief ist allein schon des Alters des Verfassers wegen ein grossartiges Oeuvre. Herr Lang ist 86jährig, hat den Brief selber verfasst und auf der Schreibmaschine, die nicht viel jünger als der Autor ist, eigenhändig getippt. In der heutigen Zeit eine Meisterleistung! Besuch beim Jubilar Am 2. Mai 2012 durften wir Frau und Herrn Lang, die an der GV nicht mit dabei sein konnten, in ihrem Heim in Hausen besuchen. Mit grosser Herzlichkeit wurden wir empfangen. Kaffee und Kuchen standen auf dem geschmackvoll gedeckten Tisch für uns be- Ami du Vin 1/12 reit. Man fühlte sich sofort wohl und gut aufgehoben. Gastfreundschaft haben Frau und Herr Lang während Jahrzehnten praktiziert. Zusammen führten sie das Hotel/Restaurant Bahnhof Terminus in Brugg. Gebaut wurde das Haus 1871. 1971 feierte man das 100-Jahr-Jubiläum. Heute wird der Betrieb von der fünften und sechsten Generation Lang als Hotel geführt. Wirt und Selbstversorger Friedrich Lang berichtet im Brief, wie ein Hotel- und Gastgewerbebetrieb vor Jahrzehnten funktionierte. Zum grossen Teil war man Selbstversorger. In Hausen besass die Familie einen Bauernhof, der Fleisch, Milch, Gemüse und Früchte lieferte, alles in bester Qualität. Viele Früchte wurden zu Konfitüre verarbeitet oder sterilisiert – Kühlanlagen besass man damals noch nicht. Man presste eigenen Most ab, hobelte Sauer- La vie de l’ANAV kraut ein, eine Essigmutter lieferte den Essig. Der Wein wurde offen ausgeschenkt, jede Karaffe wurde direkt ab Fass gefüllt. Musse und Rast waren Fremdwörter Das Paar lernte sich an einem 1. August in der Schweizer Kolonie in England kennen. Drei Kinder wurden geboren. Friedrich Lang bekleidete im Militär den Grad eines Oberleutnants, er war Schwimmer und Langläufer und baute eine heute noch weltbekannte Modell-Eisenbahn mit 800 Meter Schienen und allen Signalen. Es wurde Weingenuss in allen Facetten zelebriert, in der Familie die Ess- und Tischkultur hoch gehalten. Die Welt hat man sich ebenfalls angesehen. Alle fünf Kontinente hat das Paar bereist! Wahrlich, keine Minute in diesem dynamischen Leben ging ungenutzt vorbei unter dem Motto: 80% der Führung ist die Kontrolle! Zum Ende des Briefs erklärt Fritz Lang dem Vorstand humorvoll, dass er zwar das Geschenk zum Jubiläum, die Flasche Goldwändler, nicht persönlich abholen könne, aber trotzdem nicht darauf verzichten möchte... Die besagte Flasche wurde ihm am 2. Mai 2012 von einer Vorstandsdelegation persönlich überbracht. Fritz Lang anlässlich seines 85. Geburtstags. Die Mitglieder der Weinfreunde Sektion Goldwand wünschen dem Ehepaar Lang von Herzen alles Gute und danken herzlich für den lehrreichen Brief. Die Lebenseinstellung des Paares ist uns Vorbild und Ansporn zugleich. – Im Folgenden ein paar Ausschnitte aus dem Schreiben: Friedrich Lanz zu den Veränderungen im Weinbau «In diesen 50 Jahren hat sich Rebbau und Vinifikation grundlegender verändert als die 1950 Jahre vorher, als die Römer die ersten Rebgärten in der Umgebung von Vindonissa und den römischen Bädern von Aquae Helveticae anpflanzten – heute wird wieder aus vier Rebbergen im Museum Vindonissa römischer Wein kredenzt. Die Römer mischten ihn mit Honig und Gewürzen, um ihn trinkbar zu machen.....» Wirt und Kellermeister «Unser Hotel Terminus in Brugg besass seit Generationen einen grossen Weinkeller mit einem Fassungsvermögen von tausenden von Litern in Eichenfässern von der Grösse von Piècen (228 Ltr.) bis über 3000 Ltr. Jeden Herbst fuhren überall aus dem Aargau die Pferdefuhrwerke bekränzt und mit auf den offenen Spunden leuchtenden Blumensträussen die 31
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