ICOM Deutschland Mitteilungen 2012
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Verbände sind in der sogenannten Lobbyliste beim Deutschen<br />
Bundestag, der „Öffentlichen Liste über die Registrierung<br />
von Verbänden und deren Vertretern“ registriert. Dies<br />
sind unter anderem der Deutsche Museumsbund (DMB),<br />
der Deutsche Kulturrat und die Kulturpolitische Gesellschaft.<br />
Auf der Ebene der Europäischen Union besteht ebenfalls<br />
ein Register von LobbyingAkteuren, das Transparenzregister<br />
der Europäischen Union. Es ist umfassender als die<br />
Lobbyliste des Deutschen Bundestages. Hier sind beispielsweise<br />
das Network of European Museum Organisations<br />
(NEMO), im Verbund u. a. mit dem Deutschen Museumsbund,<br />
die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bundesverband<br />
Deutscher Stiftungen, im Netzwerk u. a. mit<br />
dem Deutschen Kulturrat, registriert. Zu den Adres sa ten<br />
des Lobbying zählen Vertreter der Kulturpolitik aller Ebenen,<br />
gesellschaftliche Interessengruppen, darunter Nutzer<br />
und Wähler, und Vertreter der Wirtschaft, darunter Tourismuspartner<br />
und Sponsoren.<br />
lobbying für Museen: Das muss mehr werden!<br />
Da der Kulturbereich Gemeinwohlinteressen repräsentiert,<br />
haben seine Interessenvertreter bei den LobbyingAdressaten<br />
eine hohe Glaubwürdigkeit und verfügen über einen<br />
Vertrauensvorschuss, der es ihnen erlaubt, andere Kommunikationswege<br />
und LobbyingStrategien zu verfolgen als<br />
der Bereich der Privatwirtschaft. Dazu gehören unter anderem<br />
die Mobilisierung von Nutzern und das Herstellen<br />
professioneller Netzwerke durch die Nähe zu politischen<br />
Entscheidungsträgern über andere Aufgaben, wie beispielsweise<br />
die wissenschaftliche Politikberatung.<br />
aKtuEllEs<br />
Der Kulturbereich wendet vielfältige professionelle Strategien<br />
des direkten und indirekten Lobbying an. Zu den<br />
Kommunikationsformen gehören der persönliche Kontakt<br />
über Gespräche, die Teilnahme an Gremien, Anhörungen<br />
und kulturpolitische Veranstaltungen. Hinzu kommen die<br />
Einbeziehung von Medien und Themenplattformen sowie<br />
das Verfassen offener Briefe, themenspezifischer Stellungnahmen<br />
und wissenschaftlicher Gutachten. Das Lobbying<br />
geschieht auch über Allianzen, Netzwerke, Multiplikatoren<br />
und über das CrossLobbying, das auf die gegenseitige Unterstützung<br />
und auf Synergieeffekte mit anderen Interessengruppen<br />
setzt, sowie durch Bürgerinitiativen.<br />
Lobbying gehört in der Kulturpolitik, in Kulturverbänden<br />
und vielfach in den Interessenvertretungen öffentlicher Museen<br />
zum Alltag. Es zeigt sich, dass es in <strong>Deutschland</strong> eine<br />
Vielzahl museumsfachlicher Interessenvertreter aus gesellschaftlichen<br />
und staatlichen Bereichen gibt, die durch Lobbying<br />
aktiv daran mitwirken, die demokratisch legitimierte<br />
öffentliche Museumslandschaft zu sichern und zu fördern.<br />
Gleichzeitig besteht noch LobbyingPotential, das allerdings<br />
einen (kosten)intensiveren Ressourceneinsatz voraussetzt,<br />
der den Museumsfachleuten in der Regel nicht zur Verfügung<br />
steht. MuseumsLobbying und Zukunftssicherung öffentlicher<br />
Museen erweisen sich als zwei Seiten derselben Medaille.<br />
Anja Henrike Kleinke beschäftigt sich im Rahmen ihrer Dissertation<br />
mit der Sicherung der Zukunftsfähigkeit öffentlicher Museen<br />
in <strong>Deutschland</strong> durch Lobbying . Nach einem Archäologie-Studium<br />
war sie bis 2006 für das Projektmanagement von Baumaßnahmen<br />
auf der Museumsinsel Berlin tätig und arbeitet seitdem bei einem<br />
internationalen Investmentfonds, anja .kleinke@yahoo .de .<br />
1 O.V.: EnqueteKommission „Kultur in <strong>Deutschland</strong>“, 2007, S. 185.<br />
2 Siehe Pressemitteilung <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> vom 6.10.2010 „<strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong> fordert den Erhalt des Altonaer Museums in Hamburg“<br />
und Leserbrief von Klaus Weschenfelder zum Beitrag „Ist schon o.k., verkauft den Monet!“, FAZ, 12.2.2011.<br />
Altonaer Museum: Durch Lobbying gesichert!<br />
Aber die ursprünglich geplante Schließung<br />
des Hauses sowie die Veröffentlichung von<br />
Dieter Haselbach u . a . (Der Kulturinfarkt)<br />
zeigen, dass die Debatte nicht nur über neue<br />
Verwaltungsstrukturen und Finanzierungsmodelle<br />
öffentlicher Kultureinrichtungen,<br />
sondern auch über die drastische Reduktion<br />
des Angebotes an sich geführt wird . Durch<br />
Lobbying sowie durch Kooperationen mit der<br />
Wirtschaft und der Zivilgesellschaft können<br />
öffentliche Museen ihr Fortbestehen sichern .<br />
iCoM deutschland – MittEilungEn <strong>2012</strong> | 9