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ICOM Deutschland Mitteilungen 2012

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uMsChau<br />

haircut culturale – nein, danke!<br />

Die Welt beneidet uns um die Vielfalt unserer Kultureinrichtungen, und wir sollen die<br />

Hälfte davon schließen? Die Abschaffungsdiskussion, von Dieter Haselbach u . a . im<br />

Spiegel unter der Überschrift „Die Hälfte“ angefacht, reizt zum Widerspruch .<br />

Matthias henkel<br />

Eigentlich ist die Sache ganz einfach:<br />

Haste die Hälfte – haste auch nur die<br />

Hälfte der Probleme. So würde das<br />

viel gescholtene Milchmädchen und –<br />

politically correct – wohl auch der<br />

Milchmann rechnen. In Zeiten, in denen<br />

wir mit aberwitzigen Summen die<br />

systemrelevante Bankenwelt oder<br />

gleich ganze Länder retten, bietet die<br />

Kulturszene einen haircut an: Fünfzig<br />

Prozent – auf alles! Kassation ist ein in<br />

Archiven gängiges Mittel, um die datenschutzrechtliche<br />

Vernichtung nicht<br />

archivwürdiger Materialien zu ermöglichen.<br />

Nur: Mitunter wurden, zum<br />

48 | iCoM deutschland – MittEilungEn <strong>2012</strong><br />

Leidwesen forschender Historiker, in<br />

vorangegangenen Jahrhunderten immer<br />

wieder auch Archivbestände vernichtet,<br />

deren Fehlen heute empfindliche<br />

Lücken in die Beweisketten reißen.<br />

Die von den vier Autoren holzschnittartig<br />

vorgetragenen Thesen von der<br />

Halbierung der Kulturetats lassen jede<br />

Differenzierung vermissen: Kulturladen,<br />

Museum, Archiv, Theater,<br />

Musikschule – alles muss raus! Kulturelle<br />

Vielfalt und kultureller Reichtum<br />

an sich sind aber mitnichten ein<br />

Problem, sondern ein enormes Kapital:<br />

Letztlich ist das der Rohstoff, aus<br />

Foto: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände<br />

dem sich die Gesellschaft immer wieder<br />

neu erfinden muss.<br />

Wo die subventionen herkommen<br />

Beim Studium des Artikels ist, wenn<br />

von „Produktionsstätten“ und „Intendanten“<br />

gesprochen wird, augenfällig,<br />

dass der Argumentation offensichtlich<br />

Beispiele aus der Theaterwelt zugrunde<br />

liegen. Die geplante Rasur ist hingegen<br />

transinstitutionell und spartenübergreifend<br />

angelegt. Im Spiegel­Artikel<br />

des Hälfte­Quartetts wird von „staatlicher<br />

Förderung“ gesprochen. Hat

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