ICOM Deutschland Mitteilungen 2012
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CeCA – International Committee for education and<br />
Cultural Action<br />
old Questions, new answers: Quality<br />
Criteria for Museum Education<br />
Jahrestagung vom 16. bis 21. september 2011 in<br />
Zagreb, kroatien<br />
Antje Kaysers, Stéphanie Wintzerith<br />
Erwartungsvoll fuhren wir nach Zagreb und hofften darauf,<br />
neue Antworten auf alte Fragen zu erhalten, denn die<br />
Frage nach der Qualität und den anzusetzenden Kriterien<br />
für eine qualitätsvolle museumspädagogische Arbeit treibt<br />
uns fortwährend um. Ein hervorragend organisiertes Tagungskomitee<br />
erwartete uns mit einem kompakten Programm<br />
und einer sehr persönlichen Betreuung aller Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer. Mit offenen Armen empfing uns<br />
Željka Jelavić, die herzliche Organisatorin der Tagung, in<br />
der noch sommerlich bunten Hauptstadt Kroatiens.<br />
Auf der Webseite waren die Ziele der Konferenz in Frageform<br />
formuliert. Sie versprachen spannende Debatten. Zum<br />
Beispiel: Was meinen wir mit guter Museumspäda go gik?<br />
Und wenn sie gut ist, bedeutet das dann, dass wir er folgreich<br />
in dem sind, was wir tun? Und – eine Frage, die manche<br />
Länder mehr als andere betrifft: Welchen Einfluss hat<br />
die globale Krise auf die Qualität der Museumspädagogik?<br />
Damit verwandte Themen sollten ebenfalls diskutiert werden:<br />
Wie sich die Ausbildung für Museumspädagogen in<br />
den letzten Jahren entwickelt hat, wie diese Veränderungen<br />
sich in der museumspädagogischen Arbeit niedergeschlagen<br />
haben und wie wir denjenigen, die kein formales Training<br />
in Museumspädagogik absolviert haben, helfen können,<br />
dennoch als professionelle Pädagogen zu arbeiten.<br />
Die Menge und die Vielseitigkeit der Fragen eröffnete<br />
eine ganze Bandbreite an Gesprächsthemen. Bis zu zwanzig<br />
Personen referierten pro Tag und gaben eine Fülle von<br />
Beispielen und möglichen Antworten, die viel Stoff für Diskussionen<br />
im Plenum boten. Allerdings blieben diese aufgrund<br />
besagter Themenfülle oft an der Oberfläche. Doch<br />
sind viele Eindrücke und Anregungen hängengeblieben.<br />
Eine kleine – und sehr persönliche – Auswahl davon sei an<br />
dieser Stelle formuliert.<br />
Obwohl es bekanntlich sehr schwierig ist, Qualität für<br />
Museumspädagogik und Effizienz für Pädagogen zu definieren,<br />
die täglich vor unterschiedliche Herausforderun gen<br />
gestellt werden, ist es einigen Museen gelungen, genau dieses<br />
Thema aufzugreifen und systematische und methodische<br />
Vorgehensweisen zu entwickeln. Wer es bei CECA vorgetragen<br />
hat, war erfolgreich. Wir alle fragten uns: Ist diese<br />
Methode auf mein Haus oder mein Land übertragbar, was<br />
kann ich davon umsetzen? Erfreulich viele Vorträge rückten<br />
gerade jene Menschen in den Vordergrund, die meistens<br />
wie selbstverständlich zum Museum gehören und ansonsten<br />
kaum erwähnt werden: die Mitarbeiter.<br />
Wie wesentlich es ist, dem gesamten Team des Museums<br />
die Ziele und Aufgaben der Einrichtung zu verdeutlichen,<br />
wurde mehrmals betont. Wie unterschiedlich, gar wi dersprüchlich<br />
die Erwartungen an bzw. Definitionen von gu ter<br />
pädagogischer Arbeit sein können, kam ebenso zur Sprache:<br />
Lehrer haben andere Evaluationskriterien als Mu se ums<br />
intErnationalE KoMitEEs<br />
Museen entwickeln ihre zielgruppenspezifischen Programme mit viel<br />
Kreativität, wie etwa das Nibelungenmuseum in Worms, das unter<br />
dem Titel „museum live“ das museumspädagogische Angebot aller<br />
Museen der Stadt koordiniert .<br />
pädagogen, Kinder erhoffen sich von einem Besuch etwas<br />
anderes als ihre Lehrer.<br />
Glücklicherweise hatten wir im Austausch mit den Kollegen<br />
viele Möglichkeiten, Anregungen aufzugreifen und<br />
BestPracticeBeispiele zu besprechen. Die intensiven Gespräche<br />
in den Pausen waren umso anregender, desto internationaler<br />
die Runden waren. Der große Reiz der <strong>ICOM</strong><br />
Tagungen besteht eben darin, dass man nicht nur national,<br />
sondern international über den Tellerrand schaut und Gemeinsamkeiten,<br />
aber auch Unterschiede in der Arbeit findet,<br />
die oft sehr inspirierend wirken.<br />
Auch das Rahmenprogramm bot schöne Gesprächsanlässe:<br />
der Empfang im wundervollen Dverce Palast, die<br />
Stadtführung im Kostüm mit kulinarischer Überraschung<br />
oder die Exkursion, die uns in drei ganz unterschiedliche<br />
Museen in der Umgebung von Zagreb führte.<br />
So wird uns auch nach dieser Tagung das Streben nach<br />
Qualität in unserer Arbeit weiterhin begleiten – mit noch<br />
mehr Ideen als vorher. Denn Qualität bedarf immer wieder<br />
neuer Anstrengungen, sie ist nie ein für alle Mal erreicht.<br />
Selbst Standards haben nur eine begrenzte Lebensdauer und<br />
müssen ab und an aktualisiert werden. Die Herausforderung<br />
für uns besteht darin, immer wieder diese alten Fragen<br />
zu stellen und neue Antworten darauf zu finden: Old<br />
questions, new answers!<br />
Antje Kaysers leitet im TECHNOSEUM, dem Landesmuseum für Technik<br />
und Arbeit in Mannheim, die Abteilung Museumspädagogik . Sie<br />
ist stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Museumspä<br />
da gogik e .V .; antje .kaysers@technoseum .de .<br />
Dr . Stéphanie Wintzerith ist selbständige Besucherforscherin . Sie ist<br />
Mitglied im Vorstand von <strong>ICOM</strong> <strong>Deutschland</strong>; swi@wintzerith .de .<br />
Weitere Informationen:<br />
Tagungsprogramm 2011 und Videodokumentation:<br />
http://ceca .icom .museum<br />
Jahrestagung <strong>2012</strong>: 20 . bis 25 . Oktober <strong>2012</strong> in Jerewan, Armenien,<br />
Titel: Written Communication: Tradition and Innovation<br />
iCoM deutschland – MittEilungEn <strong>2012</strong> | 35