ICOM Deutschland Mitteilungen 2012
ICOM Deutschland Mitteilungen 2012
ICOM Deutschland Mitteilungen 2012
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ICMs – International Committee on Museum security<br />
risk Management and security Plans<br />
Jahrestagung vom 2. bis 8. Oktober 2011 in split,<br />
kroatien<br />
Hans-Jürgen Harras<br />
33 ICMSMitglieder und 18 Kollegen kroatischer Museen<br />
nahmen an der Jahrestagung teil, die 2011 in Kroatien,<br />
Split, in der Galerija Mestrovic stattfand. Neben den Vorträgen<br />
zur Museumssicherheit im schönen Ambiente der<br />
Galerija Mestrovic und an anderen Vortragsorten gab es<br />
ein reichhaltiges Programm zum Kennenlernen der kroatischen<br />
Kultur.<br />
In den Vorträgen und Diskussionen ging es vor allem<br />
um die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer mit<br />
dem Risikomanagement und dem Aufstellen von Sicherheitsplänen<br />
in ihren Museumseinrichtungen. Diese ergeben<br />
sich insbesondere aus den unterschiedlichen Herangehensweisen<br />
und den länderspezifischen Situationen etwa beim<br />
Baurecht.<br />
Stephen St. Laurent berichtete über das im Getty Museum<br />
in Los Angeles verwendete Verfahren, alle Informationen<br />
und Sicherheitspläne, die für das Personal im Sicherheitsdienst<br />
wichtig sind, mit einem Wiki tagesaktuell zu<br />
halten.<br />
Slobodan Marendic und Antonio Vulas von der kroatischen<br />
Polizei zeigten die Schwierigkeiten auf, die infolge<br />
der zurückliegenden kriegerischen Ereignisse im Gebiet<br />
des ehemaligen Jugoslawien weiterhin bestehen, u. a. beim<br />
Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen<br />
Polizei und Bevölkerung, besonders auch beim Schutz der<br />
Kulturbauten und Kulturschätze.<br />
Risikoanalyse an der Kasse des Stadt-Museums von Split, die zugleich<br />
die „Sicherheitszentrale“ ist .<br />
intErnationalE KoMitEEs<br />
Neben den zahlreichen Referaten und Präsentationen gab<br />
es interessante Informationen aus der Industrie zu neuen<br />
Produkten der Sicherheitstechnik: Gerard Koller von der<br />
Firma Wagner präsentierte das sogenannte OxyReduct<br />
System, mit dem der Sauerstoffgehalt in Räumen so weit<br />
gesenkt werden kann, dass sich zwar Menschen dort noch<br />
aufhalten können, aber Feuer nicht mehr entzündet werden<br />
kann. Dieses System eignet sich natürlich besonders für<br />
Depots und Archive.<br />
Rob Green von der englischen Firma ISIS führte die aktuellen<br />
Entwicklungen bei dem GemäldeÜberwachungssystem<br />
auf der Basis von tags vor. Diese sind mit RFIDChips<br />
und Beschleunigungssensoren ausgestattet und ermöglichen<br />
somit ohne großen Verkabelungsaufwand auf drahtlosem<br />
Weg die Überwachung von Gemäldeausstellungen. Dieser<br />
Vorteil des Systems sei in Räumen mit Wechselausstellungen<br />
besonders deutlich spürbar.<br />
Eine sehr praktische Demonstration zur Festigkeit der<br />
von der Firma SILATEC aus <strong>Deutschland</strong> hergestellten<br />
Verbundgläser gaben Jürgen Müller und seine Mitarbeiter.<br />
Im Freien wurde ein großes Fenster aufgestellt und mit großem<br />
körperlichem Einsatz mit einer Axt attackiert – ohne<br />
Erfolg. Auch bei einem zweiten Fenster, das zur Simulation<br />
anderer Klimazustände mit Trockeneis stark herabgekühlt<br />
war, gelang es nicht, mit einer minutenlangen Schlagaxtattacke<br />
ein durchgreifbares Loch zu schlagen. Hinzu kommt,<br />
dass diese Verbundscheiben ein exzellent weißes Glas ohne<br />
den sonst häufig anzutreffenden Grünstich aufwiesen.<br />
Neben der fachlichen Arbeit besuchten die Tagungsteilnehmer<br />
mehrere Museen der schönen Stadt Split: das Stadt<br />
Museum, das neu eingerichtete Museum der Schönen<br />
Küns te und das Archäologische Museum. In der zur Galerija<br />
Mestrovic gehörenden Klosteranlage konnten sie sich<br />
zudem in der Olivenernte üben. Daneben gab es eine Führung<br />
durch den beeindruckenden Diokletianspalast von<br />
Split und eine Exkursion zu den UNESCOWeltkulturerbestätten<br />
auf der Insel Hvar.<br />
Für vier Museen in Split haben die Teilnehmer im Rahmen<br />
der praktischen Arbeit differenzierte Risikoanalysen<br />
erstellt, deren Ergebnisse anschließend präsentiert wurden.<br />
Die Direktoren und Mitarbeiter dieser Museen erhielten<br />
eine Reihe hilfreicher Empfehlungen dazu, wie sie – besonders<br />
ohne den Einsatz großer finanzieller Mittel – die Sicherheitslage<br />
in ihren Museen verbessern können. Allerdings<br />
zeigte sich, dass z. B. das Problem des unzureichend<br />
verfügbaren Löschwassers in der Altstadt von Split nicht<br />
allein durch das Museum gelöst werden kann, sondern<br />
eine generelle Lösung durch die Stadtverwaltung geschaffen<br />
werden muss.<br />
Hans-Jürgen Harras leitet das Referat Sicherheit bei den Staatlichen<br />
Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz;<br />
h .j .harras@smb .spk-berlin .de .<br />
Weitere Informationen:<br />
Vollständiges Programm 2011: www .icom-icms .org/Split2011 .php<br />
Jahrestagung <strong>2012</strong>: 8 . bis 12 . Oktober <strong>2012</strong> in Tbilisi, Georgien,<br />
Titel: Threats for the Collections and the Evacuation of Collections in<br />
Case of Disasters or Threat<br />
Für Mitglieder aus Entwicklungsländern stehen Stipendien zur Verfügung:<br />
www .icom-icms .org/Meeting<strong>2012</strong> .php<br />
iCoM deutschland – MittEilungEn <strong>2012</strong> | 45