Gesundheit - Aktuelle Ausgabe
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Wiler Nachrichten, 3. Januar 2013 RatgebeR Seite 31<br />
Mein Freund, 31, der seit zwei<br />
Jahren als Lebenspartner mein<br />
Dasein erhellt, droht mit Trennung,<br />
so ich nicht endgültig<br />
und auch nach aussen zu ihm<br />
stünde. Er könne und wolle so<br />
nicht weiterleben, er habe das<br />
Versteckspiel satt. Gleichzeitig<br />
machte er mir einen Antrag im<br />
Sinne einer Partnerschaft auf<br />
Lebenszeit. Doch vor einem Outing<br />
als Homosexueller schiebe<br />
ich Panik. Fühle mich in grosserNot.<br />
Wie wird meine Familie<br />
reagieren? Und diese nicht zu<br />
beseitigende Furcht, verspottet<br />
und diskriminiert zu werden.<br />
Wenn mein Freund geht, tue ich<br />
mir etwas an. Ramon, 27<br />
Selbstverständlichkeit: Homo oder<br />
Hetero, gleiches Lebensrecht für alle<br />
Lieber Ramon<br />
Nun mal langsam mit den jungen<br />
Pferden. Von Suizid oder<br />
solch grässlichen Dingen wollen<br />
wir hier gar nicht erst reden.<br />
Bleiben wir nüchtern und<br />
fragen: Wovor fürchtest du dich<br />
so sehr, dass du im Gedanken<br />
an ein Outing in Panik gerätst?<br />
Was könnte dir schlimmstenfalls<br />
passieren, wenn du konsequent<br />
zu deiner Homosexualität<br />
stehst? Glaubst du wirklich,<br />
Menschen des persönlichen Umfeldes<br />
wenden sich vom homosexuellen<br />
Ramon ab, den sie zuvor<br />
als vermeintlich heterosexuellen<br />
Sohn, Bruder und Freund<br />
gern mochten oder liebten? Wie<br />
wahrscheinlich ist das? Nein, sie<br />
werden es akzeptieren, sofern<br />
sie es nicht längst schon ahnten<br />
oder wussten. Aber dass sie die<br />
Brücken aus Liebe, Zuneigung<br />
und Freundschaft zu dir abbrechen<br />
deswegen, das glaube ich<br />
nicht. Verbleibt also noch die<br />
Stehe mutig und offen<br />
zu dem, was du bist...!<br />
durchaus existente Gruppe jener<br />
Anderen. Der Ewiggestrigen,<br />
Unaufgeklärten, Lernunbereiten,<br />
die mit nichts klarkommen,<br />
was nicht in ihr eingeschränktes<br />
Wahrnehmungsraster passt.<br />
Willst du ihnen dein künftiges<br />
Leben opfern, indem du dich<br />
weiterhin versteckst? Das wäre<br />
wahrlich eine Fehlentscheidung.<br />
Wie man sich ja überhaupt im<br />
Leben in seiner ganzen Wesensart<br />
nie verbiegen lassen sollte,<br />
nur weil andere, dies so verlangen.<br />
Stehe zu deiner Natur, lieber<br />
Ramon, mutig und offen.<br />
Diejenigen, die dich jetzt schon<br />
lieben, werden es weiterhin tun.<br />
Und die Anderen? Genau -die<br />
kannst, sollst, darfst, musst und<br />
wirst du rasch vergessen!<br />
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01/2013<br />
Lieber Ratgeber<br />
Nur weil mein Mann, 71, nicht<br />
mit Geld umgehen kann, bin ich<br />
in stetiger Sorge. Er hatte noch<br />
nie vernünftigen Umgang mit<br />
Geld in den 30 Jahren unserer<br />
Ehe (Sie blieb kinderlos). Ganz<br />
schlimm ist es geworden, seit<br />
er im 2007 pensioniert wurde.<br />
Schon all die Jahrzehnte zuvor<br />
jonglierte er mit Geld herum<br />
und kam so in die Schulden,<br />
die ich beglich. Kaufte immer<br />
Autos, stets das neuste Modell.<br />
Der Zahlungsbefehl aber kam<br />
dann zu mir. Mich belog er vorher,<br />
alles sei bestens geregelt.<br />
Er unterschrieb hemmungslos<br />
Kaufverträge und kümmerte<br />
sich nie um die Folgen - ich<br />
schon! Um alles zu vertuschen,<br />
unterschlug er mir 30 Jahre<br />
lang die Post. Nun erbte ich<br />
90’000 Franken und er zittert<br />
vor Gier nach diesem Geld. Ich<br />
bin hilflos, was kann ich bloss<br />
tun? Niemand hilft mir, keiner<br />
greift ein! Er kann sehr gut reden<br />
und alle täuschen. Wenn da<br />
nur ein Mensch wäre, der mir<br />
helfen könnte oder wollte.<br />
Sylvia<br />
Liebe Sylvia<br />
Ich wüsste dir schon einen Menschen,<br />
der durchaus imstande<br />
wäre, dir gegen deinen Filou<br />
von einem Mann -sonennst du<br />
ihn in deinem Brief -wirksam<br />
zu helfen. Dieser Mensch und<br />
potenzielle Helfer in Personalunion<br />
heisst Sylvia und bist du<br />
selbst! Doch glaube ich nicht,<br />
dass du in deinem jetzigen Seelen-<br />
und Geisteszustand bereits<br />
in der Lage bist, die Zeichen der<br />
Zeit endlich zu erkennen und<br />
aus dieser Wahrnehmung hervor,<br />
dementsprechend zu handeln.<br />
Im Moment (wie seit Jahrzehnten<br />
schon) bist du noch<br />
viel zu gefangen in einem, dir<br />
von deinem Mann oktroyierten<br />
Denkmuster, um aus eigener<br />
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Nur Filou? Nein, Gauner!<br />
Kraft Gegensteuer zu geben. Dir,<br />
liebe Sylvia, muss man zuerst den<br />
Kopf waschen und zwar gründlich.<br />
Wie ich es bereits anlässlich unseres<br />
langen Telefonats von neulich<br />
tat, an dessen Ende ich aber nicht<br />
den Eindruck hatte, du habest in<br />
letzter Konsequenz mitgekriegt,<br />
was Not täte. Du kriegst es hier also<br />
nochmals ‘dütsch und dütlich’ vorgelegt,<br />
denn nur so muss man mit<br />
dir reden. Es beginnt mit der Terminologie<br />
in deren Verwendung du<br />
deinen Gatten so falsch wie verniedlichend<br />
als ‘Filou’ benennst.<br />
Sylvia, schau im Wörterbuch oder<br />
bei Google nach, wie dort diese Bezeichnung<br />
definiert ist. Dort steht<br />
dieser Begriff für ‘Sympathischer<br />
Spitzbube’, einer, der Kavaliersdelikte<br />
begeht, über die im Idealfall<br />
selbst seine Opfer schmunzeln. Ich<br />
sehe ihn anders, nämlich als einen<br />
(Ehe-)Mann, der unter Einsatz al-<br />
ler Mittel, unsaubere dito, und in<br />
Verwendung seiner Eloquenz in<br />
eiskaltem Kalkül seine Fähigkeiten<br />
einsetzt, andere zu betrügen,<br />
zu täuschen, zu schädigen -mit dir<br />
als seinem bevorzugten Opfer. Da<br />
ist wenig von Filou zu sehen, wohl<br />
aber viel von brutaler Berechnung<br />
und gezielter Ausnutzung gegenüber<br />
einem, ihn liebenden Menschen.<br />
Dein Mann hat glasklar mitgekriegt,<br />
was er dir antut und tut es<br />
trotzdem. Deine Furcht und Angst,<br />
wenn wieder mal die Zahlungsbefehle<br />
ins Haus trudeln -ihm egal.<br />
Deine Sorge um eure Gesamtexistenz<br />
auf Basis seiner Mauscheleien<br />
-ihm egal. Dein Geld, mühsam erarbeitet<br />
und einzig seinen egoistischen<br />
Zielen geopfert -ihm egal.<br />
Sylvia, all das konnte er aber während<br />
Jahrzehnten ehelicher Ge-<br />
gepresster<br />
Stoff<br />
Staat<br />
in<br />
Nahost<br />
Mauerkrone<br />
zuvor,<br />
zunächst<br />
schlecht,<br />
unangenehm<br />
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(Joachim)<br />
Berns †1879 3<br />
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ugs.:<br />
Chansonungenièreschickt<br />
schneiden<br />
europ.<br />
Inselvolk<br />
Fluss in<br />
Peru<br />
meinschaft nur tun, indem du -<br />
ja, du selber -esihm erlaubtest.<br />
Du zogst keine Konsequenzen,<br />
wenn er dir die Post versteckte,<br />
Kaufverträge auf deinen Namen<br />
abschloss, dazu Unterschriften<br />
fälschte und fremde Leute betrog.<br />
Wobei er in erschütternder<br />
Gemeinheit nach aussen, dich<br />
als Täterin vorschob oder zumindest<br />
als für all diese Handlungen<br />
verantwortliche Person. Du<br />
hattest 30 lange Jahre Gelegen-<br />
heit via ständigem Anschauungsunterricht<br />
sein System zu erkennen,<br />
hast aber -wohl aus Liebe<br />
-bewusst weggesehen. Jetzt, wo<br />
er sich in zitternder Gier auf<br />
dein 90’000 Franken-Erbe stürzt,<br />
stellst du dich schon wieder ahnungslos<br />
wie Rotkäppchengegenüber<br />
dem bösen Wolf. Höre endlich<br />
auf, auf hohem Niveau zu<br />
jammern, sondern handle. Stelle<br />
ihm ein klares Ultimatum im<br />
Wortlaut: «Noch ein einziger Betrugsversuch<br />
mit mir als vorgesehenes<br />
Opfer und du schläfst, mittellos<br />
wie du bist, zu Weihnachten<br />
im Männerheim!» Genug ist<br />
genug, Sylvia, jetzt musst du dich<br />
den Dingen stellen. Oder es wird<br />
Frühling werden in diesem neuen<br />
Jahr und deine ‘90 Mille’ haben<br />
sich von dir verabschiedet. Was<br />
dir dann aber geblieben sein wird,<br />
ist ein Mann, der dich seit 30 Jahren<br />
betrügt. Willst du so ins 2013<br />
starten? Dann tue es, jammere<br />
aber nicht mehr -alles Gute!<br />
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Auflösung <strong>Ausgabe</strong> Nr.51<br />
■<br />
Gewinner/in KW 51<br />
Raphael Ghirlanda<br />
Lösungswort: METALL<br />
Charly Pichler<br />
Lieber Mitmensch<br />
Anstelle Platzierung eigenen<br />
Textes, beschreiten wir hier für<br />
einmal neue Wege im Neuen<br />
Jahr zu altgewohnter Kolumne.<br />
Wir erteilen im Aphorismus drei<br />
Philosophen, Dichtern und Lyrikern<br />
das Wort zum Thema: «Was<br />
ist der Mensch?» In sprachlicher<br />
Ausdrucksform, die wahrlich<br />
nur dem grossen Geiste vorbehalten<br />
ist, halten sie uns den<br />
Spiegel vor, inden zu blicken,<br />
wir uns oft furchtsam weigern.<br />
Ovid -Schöpfung der Welt<br />
«Doch noch fehlte ein Wesen, ein<br />
edleres, weise vernehmend göttlichen<br />
Geist, zu beherrschen ob<br />
allen Geschöpfen der Erde. Da<br />
ward geboren der Mensch. Schuf<br />
ihn der Bildner der Welt aus Samen<br />
oder Gottheit? Schuf ihn<br />
aus Welle und Erde, Prometheus,<br />
nach der Gestalt der mächtigen<br />
Götter, als noch die junge Erde,<br />
sich lösend von himmlischem<br />
Äther, heilige Keime barg? Zum<br />
Boden geneigt, blicken nieder die<br />
anderen Geschöpfe, aber dem<br />
Mensch gab der Gestalter erhabenes<br />
Antlitz, hiess ihn den Himmel<br />
schauen.»<br />
Friedrich Schiller -Die Räuber<br />
«Bruder, ich habe die Menschen<br />
gesehen, ihre Bienensorgen und<br />
ihre Riesenprojekte, ihre Götterpläne<br />
und ihre Mäusegeschäfte,<br />
das wunder-seltsame Wettrennen<br />
nach Glückseligkeit -dieser dem<br />
Schwung seines Rosses anvertraut,<br />
ein anderer der Nase seines<br />
Esels, ein dritter seinen eigenen<br />
Beinen -dieses bunte Lotto<br />
des Lebens, worein so mancher<br />
seine Unschuld und seinen Himmel<br />
setzt, einen Treffer zu haschen.<br />
Und Nullen sind der Auszug!»<br />
Aus P. L. Giovanettis<br />
Kaminfeuergeschichten<br />
«Ein grosser und ein kleiner Engel<br />
flogen im Tiefflug über die<br />
Erde. Sie sahen etwa so aus, wie<br />
van der Goes sie gemalt hatte.<br />
Der kleinere Engel, dem noch<br />
alle Erfahrung fehlte, fragte: «Warum<br />
scheinen so viele Menschen<br />
unglücklich zu sein?» Der grosse<br />
Engel erwiderte: «Die Menschen<br />
suchen mit aller Kraft das Unwesentliche,<br />
kümmern sich sehr<br />
wenig oder überhaupt nicht<br />
um das Wesentliche.» «Was geschähe,<br />
wenn sie vorwiegend das<br />
Wesentliche suchten?», wollte<br />
derKleine wissen. «Unbeschreibliche,<br />
unzerstörbare Heiterkeit<br />
würde sie erfüllen, strahlendes<br />
Licht ginge von ihnen aus.»<br />
E-Mail: pic@zehnder.ch