Im Leid mit Gott - Christentum und Kultur
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William Blake, „Satan schüttet die Plagen über Ijob aus“, 1826<br />
Er fordert <strong>Gott</strong> zu einer Prüfung der Glaubensfestigkeit seines Dieners heraus, wozu dieser einwilligt<br />
<strong>und</strong> Ijob dem Satan überlässt, unter der Bedingung, das Leben des Mannes zu schonen. Von nun an<br />
wird Ijob von schrecklichem <strong>Leid</strong> getroffen, welches zuerst seinen Besitz, seine Diener <strong>und</strong> Kinder trifft<br />
<strong>und</strong> später in gesteigerter Form sogar ihn selbst. Ijobs Reaktion jedoch bestätigt den Verdacht Satans<br />
nicht, denn er bleibt trotz allem der gottergebene Duldende: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat<br />
genommen, der Name des Herrn sei gepriesen“ 71 . Nach einem Besuch seiner Fre<strong>und</strong>e, welche Ijob<br />
theologisch f<strong>und</strong>ierte Deutungsangebote, basierend auf der traditionellen Vergeltungslehre, darlegen,<br />
bricht die Klage über die Sinnlosigkeit seinen <strong>Leid</strong>ens <strong>und</strong> die Anklage gegen <strong>Gott</strong> aus ihm heraus,<br />
die jedoch trotz allem im Unschulds- <strong>und</strong> Glaubensbekenntnis Ijobs gipfelt: „Ich aber weiß, mein<br />
Erlöser lebt“ 72 . In dieser Situation öffnet sich <strong>Gott</strong> (Jahwe) Ijob <strong>und</strong> tadelt zugleich dessen Freude:<br />
Ijob muss erkennen, dass er ohne Einsicht gesprochen hat, <strong>und</strong> erfährt den Ausweg aus seinem <strong>Leid</strong>:<br />
„<strong>Gott</strong> schauen“. Am Ende wird Ijob von <strong>Gott</strong> wieder hergestellt <strong>und</strong> erhält das zurück, was der Satan<br />
zerstört hat.<br />
Nach aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dem Ijob-Buch um eine fiktionale Erzählung: Ijob<br />
wird zum Bedeutungsträger. Dem Ijob-Geschehen liegt folgende strenge Gliederung zugr<strong>und</strong>e:<br />
I Prolog<br />
II Dialog<br />
III Epilog<br />
Der <strong>mit</strong>tlere Dialogteil kann jedoch noch weiter unterteilt werden, wie folgendes Schema beweist:<br />
- Ijobs Monolog: Klage<br />
- Gespräch <strong>mit</strong> Fre<strong>und</strong>en (3 Redegänge)<br />
- Ijobs Monolog: Herausforderung <strong>Gott</strong>es<br />
- die Elihu-Reden<br />
- zwei Reden Jahwes <strong>und</strong> Ijobs Antworten<br />
Prolog <strong>und</strong> Epilog sind hierbei in Prosa verfasst, während der Dialogteil in Poesie gehalten ist.<br />
Form, Sprache <strong>und</strong> Inhalt deuten darauf hin, dass das Buch Ijob nicht von einem Autor, sondern in<br />
einer längeren Entstehungszeit verfasst wurde, die die meisten Exegeten auf das 6 - 2 Jhd. v. Chr.<br />
festlegen. Ein dreiphasiges Entstehungsmodell unterscheidet zwischen der ältesten<br />
71 Ijob 1, 21<br />
72 Ijob 19, 25