Nr. 179 - Regierungsrat - Basel-Stadt
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T O C H T E R T A G .<br />
� � � � � � � � � � � � � � � � � � K O L� U M N� E . � � � � � � � �<br />
Arbeitsalltag live<br />
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Am 13. November ist zum dritten Mal «Tochtertag».<br />
Der Anlass bietet Gelegenheit, den Töchtern den<br />
Berufsalltag nahe zu bringen, und regt Diskussionen<br />
über deren Lebensperspektiven an.<br />
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«Ich fand es ganz toll, etwas Neues kennen<br />
zu lernen. Ich habe auch gesehen, wie<br />
streng sie es bei der Arbeit haben», erzählt<br />
Janine. Die 12-Jährige hatte ihrem Vater<br />
Beat Schmid, Schreiner und Gruppenführer<br />
in den Werkstätten des Hochbau- und<br />
Planungsamtes, im letzten Jahr am «Tochtertag»<br />
bei der Arbeit über die Schulter<br />
geschaut.<br />
Am Tochtertag begleiten Mädchen zwischen<br />
10 und 15 Jahren ihre Väter oder<br />
Mütter zur Arbeit. Der vom Lehrstellenprojekt<br />
16+ der Schweizerischen Konferenz<br />
der Gleichstellungsbeauftragten<br />
lancierte Anlass soll die Diskussion über<br />
die Lebensperspektiven von Mädchen<br />
und Jungen anregen. Der <strong>Regierungsrat</strong><br />
ermuntert Eltern, im Rahmen der betrieblichen<br />
Möglichkeiten am Tochtertag teilzunehmen.<br />
Wenn die Tochter mit der Mutter<br />
oder dem Vater einen Tag den Arbeitsplatz<br />
teilt, erhält sie nicht nur Einblick in die ausserhäusliche<br />
Elternarbeit, die Eltern zeigen<br />
den Töchtern damit auch, dass sie ernsthaft<br />
an deren künftiger Berufstätigkeit interessiert<br />
sind. Das Erlebnis soll das Gespräch<br />
mit der ganzen Familie über mögliche<br />
Lebensperspektiven fördern. Denn immer<br />
noch wählen junge Frauen aus einem engeren<br />
Berufsspektrum als die Jungen und<br />
entscheiden sich für kürzere Ausbildungen.<br />
Oft planen sie von Anfang an, wie sie Familie<br />
und Beruf vereinbaren könnten. Das<br />
machen junge Männer sehr selten.<br />
Besonderer Tag auch für Jungen<br />
Janine konnte ihrem Vater helfen, eine<br />
Scheibe in eine Türe einzupassen und Nägel<br />
einzuschlagen. «Ich finde den Tochtertag<br />
eine ganz tolle Sache», erzählt auch Beat<br />
Schmid. Allerdings habe sein Sohn sofort<br />
gefragt, ob er auch mitkommen könne.<br />
Er fand diese Einseitigkeit «gemein». «Für<br />
Jungen sind die lebenslange Berufstätigkeit,<br />
eine Laufbahnplanung und Aussicht auf<br />
finanzielle Unabhängigkeit selbstverständlich,<br />
für Mädchen noch nicht», begründet<br />
Beatrice Ledergerber vom Basler Gleichstellungsbüro<br />
die Idee des Tochtertags. Für die<br />
Jungen stellen sich im Zusammenhang mit<br />
ihrer Lebensgestaltung andere Fragen. Deshalb<br />
müsse man für Jungen und Mädchen<br />
verschiedene Angebote machen. An den<br />
vergangenen Tochtertagen hätten Lehrpersonen<br />
die Abwesenheit der Mädchen<br />
genutzt und den Tag auch für die Jungen<br />
besonders gestaltet. Der Anlass könnte also<br />
auch für Jungen eine Gelegenheit sein, sich<br />
mit den Rollenperspektiven auseinander zu<br />
setzen, meint Beatrice Ledergerber.<br />
Den Horizont erweitern<br />
Auch Peter Wittwer, für den Unterhalt des<br />
Ordnungsdienst-Materials der Basler Polizei<br />
im Zeughaus verantwortlich, hat im<br />
letzten Jahr seine Tochter Madeleine einen<br />
Tag zur Arbeit mitgenommen. Dabei hat<br />
er so positive Erfahrungen gemacht, dass<br />
er sich zusammen mit mehreren anderen<br />
Vätern, die im Militär- und Zivilschutz<br />
arbeiten, auf den kommenden Tochtertag<br />
am 13. November vorbereiten will. So soll<br />
zum Beispiel ein gemeinsames Znüni organisiert<br />
werden. Madeleine fand den Tag<br />
spannend, zog es aber nach einigen Stunden<br />
Einblick in die Arbeit des Vaters vor, sich<br />
in der hauseigenen Schneiderei nützlich zu<br />
machen. Und Janine meint, dass sie trotz<br />
ihrer guten Erfahrungen am Schreiner-Tag<br />
dennoch lieber Coiffeuse werden wollte.<br />
Wenn an einem solchen Anlass auch nicht<br />
immer grundlegend neue Entscheide fallen,<br />
der Horizont öffnet sich wohl allemal.<br />
TEXT: MONIKA WIRTH<br />
w w w. t o c h t e r t a g . c h<br />
Das Steuerungsgesetz<br />
oder die Dreiheit als<br />
Einheit<br />
Der Puma faucht nicht mehr durch die<br />
Kanzleien, der Management-Slang der<br />
NPM-Pionierphase ist deutlich zurückgenommen,<br />
der falsche Gegensatz Regelorientierung<br />
/ Kundenorientierung ist<br />
verschwunden, die Überspitzung, dass der<br />
Grosse Rat für die «Strategie», die Regierung<br />
für das «Operative» zuständig sein<br />
solle, wird relativiert. Der Schlüsselsatz des<br />
Gesetzes ist:<br />
«Die staatlichen Aktivitäten werden als Einheit<br />
von Wirkungen, Leistungen und Kosten<br />
dargestellt und gesteuert.» (§ 4, Abs. 1)<br />
Dieses Prinzip tritt an die Stelle punktuellen<br />
Denkens und Vorgehens. Es ist ein<br />
Fortschritt. Damit lässt sich auf der Ebene<br />
der leistungserbringenden Verwaltungsangestellten<br />
nach der Angewöhnung<br />
an die neuen Verfahren und Formulare<br />
voraussichtlich leben. Der Ratschlagstext<br />
verheisst, dass nicht alles, was zähle, auch<br />
messbar sei. Umgekehrt, um den Erhebungsaufwand<br />
zu verkleinern, sollte auch<br />
gelten, dass nicht alles Messbare zählt und<br />
erhoben wird. Die Erprobungsphase wird<br />
es lehren.<br />
Dass die Oberherrschaft über die Kosten<br />
beim Grossen Rat liegt, ist unbestritten.<br />
Weniger eindeutig ist die Meinungslage<br />
bei Leistungen und Wirkungen. Hier tut sich<br />
das eigentliche Konfliktfeld der Steuerung<br />
auf. Der Grosse Rat nämlich lässt sich<br />
nicht auf die abstrakte Ebene der Strategie<br />
beschränken, er sucht den möglichen<br />
Durchgriff zur Aktion. Kann er dies dadurch<br />
erreichen, dass er, wie es der Gesetzesentwurf<br />
vorsieht, zusammen mit dem Budget<br />
die «Wirkungen der Produktgruppen» genehmigt?<br />
Und damit im Voraus meist wenig<br />
sagenden Umschreibungen zustimmt?<br />
Oder soll er «Wirkungsziele» vorgeben, gar<br />
selber Indikatoren der Wirkung entwickeln<br />
oder konkrete Leistungsstandards beschliessen?<br />
Die Regierung befürchtet, dass allzu<br />
detaillierte Vorgaben des Grossen Rates die<br />
Gewaltenteilung verletzen, die Verantwortlichkeiten<br />
verwischen und die Verwaltung<br />
verunsichern würden.<br />
Dreiheit und Einheit, als Zankäpfel frühchristlicher<br />
Dogmatik den Theologen<br />
vertraut, sind – samt ihrer metaphysischen<br />
Vereinigung – wohl nicht ohne langwierige<br />
Diskussionen, begleitet vom Seufzen des<br />
Projektklerus, zu haben.<br />
WILLI SCHNEIDER<br />
Quelle: Ratschlag 9270<br />
Der Inhalt der Kolumne muss nicht mit der Meinung<br />
der Redaktion übereinstimmen.<br />
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PIBS NR.<strong>179</strong>/10.2003