Nr. 179 - Regierungsrat - Basel-Stadt
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grosses Gewicht darauf gelegt worden,<br />
dass die auszuwählende Person eine «juristische<br />
Ausbildung oder eine vergleichbare<br />
Hochschulausbildung» mitbringt. Mit der<br />
Wahl eines Ingenieurs wurde ausgerechnet<br />
bei der erstmaligen Besetzung eine der<br />
angeblich «wichtigsten Voraussetzungen»<br />
ignoriert. Für Thomas Dähler ist das kein<br />
Problem: «Erstens habe ich schon als junger<br />
Mann ein Jura-Studium erwogen und<br />
mich auch immer stark mit staatsrechtlichen<br />
Fragen auseinander gesetzt. Zudem<br />
beschränkt sich der Rechtsdienst innerhalb<br />
des Parlaments auf einen sehr engen, spezifischen<br />
Bereich. Drittens muss ich ja nicht<br />
selbst alles wissen – sondern vor allem, wie<br />
und wo man sich die entscheidenden<br />
Rechtsquellen erschliesst.»<br />
Acht Stellen, davon vier neue<br />
Thomas Dähler wird ja auch nicht die ganze,<br />
sehr vielfältige Arbeit alleine bewältigen.<br />
Der Grosse Rat wird für den Parlamentsdienst<br />
insgesamt maximal acht Stellen bewilligen.<br />
«Das heisst, dass ich voraussichtlich<br />
auch eine Basler Juristin oder einen<br />
Basler Juristen verpflichten werde. Zum<br />
Beispiel für eines der Kommissionssekretariate.»<br />
Bis Mitte nächsten Jahres soll die<br />
definitive Struktur des Parlamentsdienstes<br />
ausgearbeitet werden. «Für die zweite<br />
Jahreshälfte 2004 ist vorgesehen, den Stellenplan<br />
umzusetzen und die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zu rekrutieren.» Laut<br />
Thomas Dähler soll mit Beginn der neuen<br />
Legislaturperiode im Februar 2005 der Parlamentsdienst<br />
voll funktionsfähig sein.<br />
Acht Stellen, davon vier neue – dabei heisst<br />
es immer sparen. Einen neuen Dienst einrichten,<br />
dabei hat es doch bis jetzt auch<br />
funktioniert. Macht die ganze Übung<br />
überhaupt Sinn?<br />
«Die Anforderungen an ein Miliz-Parlament<br />
werden immer komplexer. Um den Mitgliedern<br />
des Grossen Rates zu ermöglichen,<br />
sich in erster Linie um politische Fragen zu<br />
kümmern und nicht mit anderen, administrativen<br />
Arbeiten völlig ausgelastet zu sein,<br />
ist ein solcher Dienst unumgänglich», sagt<br />
Thomas Dähler.<br />
Veränderung wegen Pensionierungen<br />
Dass in <strong>Basel</strong> jetzt der Moment gekommen<br />
ist, um solch einen Dienst zu schaffen,<br />
hängt auch zusammen mit der baldigen<br />
Pensionierung des Leiters der Grossratskanzlei<br />
und des 1. Sekretärs, «dessen<br />
Persönlichkeit die bisherige Organisation<br />
und das Funktionieren der Stabsaufgaben<br />
massgeblich geprägt hat», wie es im Bericht<br />
der Reformkommission I heisst. Eine<br />
Änderung zu diesem Zeitpunkt lag nahe.<br />
Neben Zürich haben übrigens auch der<br />
Kanton Genf und der Bund bereits einen<br />
Parlamentsdienst aufgebaut. Andere,<br />
grössere Kantone wie Aargau und Luzern<br />
sind daran.<br />
Der neue Parlamentsdienst wird einzig<br />
und alleine dem Grossen Rat verpflichtet<br />
sein und nicht wie bisher auch noch andere<br />
Pflichten der Staatskanzlei erledigen.<br />
«Die Regierung macht schon längere Zeit<br />
professionelle Öffentlichkeitsarbeit und hat<br />
entsprechende Stellen geschaffen», sagt<br />
Thomas Dähler. «Um das Gleichgewicht der<br />
Staatsgewalten wiederherzustellen und der<br />
Öffentlichkeit klar zu machen, was das Parlament<br />
eigentlich alles leistet, ist ein Parlamentsdienst,<br />
der nicht zuletzt Medienarbeit<br />
übernimmt, wichtig. Das Parlament wird so<br />
Thomas Dähler freut sich auf die<br />
spannende Mischung aus Selbstironie<br />
und Offenheit in <strong>Basel</strong>.<br />
gegenüber der Regierung gestärkt.»<br />
Politisch inaktiver Aussenseiter<br />
Thomas Dähler wird das Rad nicht neu<br />
erfinden. Er bringt wertvolle Erfahrung aus<br />
dem Zürcher Kantonsrat mit und wird mit<br />
den bald in Pension gehenden Vorgängern<br />
intensiven Kontakt pflegen. «Ihre 35 Jahre<br />
Know-how sind unschätzbar wertvoll.» Auf<br />
sein eigenes politisches Engagement verzichtet<br />
der Berner aus Zürich künftig. «Es<br />
ist undenkbar, dass ich als Leiter des Parlamentsdienstes<br />
weiterhin selbst politisch<br />
aktiv bin.» Dass er kein Basler ist, sondern<br />
Aussenseiter, mit den aktuellen Problemen<br />
nicht bis ins Detail vertraut, sieht Thomas<br />
Dähler nicht als Nachteil. «Ich bin nicht im<br />
System eingebunden. Alle 130 Mitglieder<br />
des Grossen Rates sind für mich weisse<br />
Blätter.»<br />
Der neue Leiter des Parlamentsdienstes<br />
freut sich auf die «spannende Mischung aus<br />
Selbstironie und Offenheit, die ich an den<br />
Baslern schätze». Bevor er mit der Familie<br />
nach <strong>Basel</strong> zieht, sucht er sich jetzt vorerst<br />
einmal eine kleine Wohnung. Vielleicht<br />
kann ihm ja dabei ein Taxifahrer den einen<br />
oder anderen Tipp geben ...<br />
TEXT: MARKUS WÜEST<br />
FOTOS: ERWIN ZBINDEN<br />
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PIBS NR.<strong>179</strong>/10.2003