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"cq - Maritime Mobile"<br />
Amateurfunk auf hoher See<br />
von Klaus Nölter<br />
15. April 1993, 8.00 Uhr Bordzeit. Wir befinden uns auf 25° Süd und<br />
129° West, mitten im Südpazifik in der Nähe der Insel Pitcairn. Der<br />
Südwest hat auf 8 Beaufort zugenommen, Schauerböen heulen durchs<br />
Rigg und aus dem Grau rollen mächtige Wellenberge heran. Von<br />
Regen und Gischt eingehüllt erkämpft sich die "Ole Hoop" mühsam<br />
ihren Weg nach Nordwesten. "Günther müßte gleich kommen" Mit<br />
diesen Worten beuge ich mich nach vorn und schalte das<br />
Amateurfunkgerät ein - Prasseln und Rauschen dringt aus dem<br />
eingebauten Lautsprecher, doch die Frequenz ist frei und so drückt<br />
Johanna nach einigen Minuten die Sendetaste: "Delta Lima Zwei<br />
Foxtrott Charly Golf von Delta Lima Fünf Hotel Yankee - Maritime<br />
Mobile." Sie wiederholt den Ruf noch ein paarmal und während<br />
draußen der Wind heult, die See sich lärmend an der Bordwand bricht<br />
und die heftigen Schiffsbewegungen uns fast durch die Gegend<br />
schleudern, lauschen wir gespannt in unsere kleine Funkkiste und<br />
warten auf die vertraute Stimme unseres Funkfreundes Günther, der<br />
uns nun schon über ein Jahr lang vom fernen Kronberg bei Frankfurt<br />
aus "begleitet". Dann, so laut und deutlich, als wäre er ganz in der<br />
Nähe und nicht fast 16 0000 km von uns entfernt, hören wir seine<br />
Stimme: "Delta Lima Fünf Hotel Yankee MM von Delta Lima Zwei<br />
Foxtrott Charly Golf, guten Abend Johanna und Klaus, entschuldigt<br />
meine Verspätung, aber die Arbeit in der Firma hat mich noch<br />
festgehalten."<br />
So oder ähnlich begannen während unserer dreijährigen<br />
Weltumsegelung die fast täglichen Gespräche mit Günther und<br />
anderen Funkamateuren in Deutschland.1 "Was soll das?" wird jetzt<br />
vielleicht mancher fragen, "Hat man in einer Situation wie der oben<br />
geschilderten, nicht wichtigeres zu tun, als einen Klönschnack mit<br />
Freunden zu halten?"<br />
Was das soll und was über den "Klönschnack" hinaus solche<br />
Funkverbindungen für Fahrtensegler wirklich wichtig, aber auch<br />
technisch und organisatorisch möglich macht, sollen die folgenden<br />
Ausführungen deutlich machen.