Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
empfangen, der von einem Satelliten aus dem All weitergeleitet worden war. Das Signal stammt von einer<br />
Notrufbake der „Ole Hoop", der Yacht, mit der Michaelis und Nölter unterwegs waren.<br />
Notrufbaken sind üblicherweise auf Deck angebunden. Wenn sie dauerhaft ins Schwimmen kommen und<br />
sich losreißen, setzen sie automatisch über Funk einen Notruf ab und geben dabei auch die geographische<br />
Position und ihre Identifikationsnummer an. Die DGzRS in Bremen gab den Hilferuf an das Maritim Rescue<br />
Coordination Center (MRCC) in Chile weiter. Dieses beauftragte Schiffe in der Nähe, zu Hilfe zu eilen.<br />
Am Freitagmorgen um 6.14 Uhr Mitteleuropäischer Zeit entdeckte das US-Forschungsschiff „Mellville" 370<br />
Kilometer westlich von Kap Hoorn, die Nortrufbake und schaltete sie ab. Von der Yacht und den beiden<br />
Hamburgern fehlte aber jede Spur. Sie haben auf ihrem gefährlichen Törn sonst regelmäßig an einer<br />
privaten Amateurfunkerrunde teilgenommen, sich aber am Freitagmorgen nicht mehr gemeldet, so Antke<br />
Reemts. Auch sei die Yacht nicht mehr über Funk erreichbar.<br />
Das chilenische MRCC setzte sofort Schiffe und Flugzeuge zur Suche ein, vergeblich. Hoffnung kam kurz<br />
auf, als die chilenische Seenotrettung am Sonnabend meldete, die Ole Hoop sei unbeschadet gefunden<br />
worden. Doch bei der Yacht, die man vor der Insel Wollaston südlich von Kap Hoorn ankernd fand, handelte<br />
es sich nicht um das Schiff der beiden Hamburger.<br />
Die Lehrerin Johanna Michaelis und der Autor und Übersetzer Klaus Nölter gelten als sehr erfahren: Bereits<br />
zwischen 1991 und 1994 umsegelten die beiden gemeinsam die Welt. Sie legten 35.000 Seemeilen zurück<br />
und landeten schließlich im Hafen der Ehe: 1996 heirateten die beiden Abenteurer in Hamburg.<br />
Kennen gelernt hatten sie sich bei einer pädagogischen Maßnahme für straffällig gewordene Jugendliche.<br />
Kein Heim wollte die 15- Jährigen mehr haben. Mehrfachtäter. Michaelis und Nölter schipperten sie durchs<br />
Mittelmeer, um ihnen das Gefühl zu vermitteln, gebraucht zu werden. Als einer Johanna mit dem Messer<br />
bedrohte ging Klaus dazwischen. Von da an waren sie ein eingeschworenes Team.<br />
Ihre mitunter gefährliche Fahrt über die Weltmeere hielten sie in dem Buch „Der erfüllbare Traum" fest -<br />
eines der meistverkauften Reisebücher. Dort berichten sie auch über den schlimmsten Sturm, den die<br />
beiden erlebten, ausgerechnet im Hafen von Santa Cruz de La Palma auf den Kanaren. Damals drohte ihr<br />
Schiff an der Kaimauer zu zerschmettern. Die 11,4 Meter lange Slup „Ole Hoop" überstand es knapp - auch<br />
eine Sache des Vertrauens: „Die Ole Hoop hat sich bei allen Wind und Wettern hervorragend bewährt und<br />
auch in Stürmen fühlte wir uns sicher. Wir vertrauen unserem Schiff und würden es nie durch ein ähnlich<br />
großes modernes Serienschiff ersetzen", sagte Nölter einmal in einem Interview.<br />
Sechs Jahre hielten es Michaelis und Nölter an Land aus, dann zog es sie wieder auf See. Im August 2000<br />
starteten sie von ihrem Liegeplatz in Finkenwerder aus zur zweiten Weltumseglung. Im Juli kommenden<br />
Jahres wollten sie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Jetzt suchen Hilfskräfte vor der südamerikansichen<br />
Küste nach der „Ole Hoop", zu deutsch: Alte Hoffnung. Die Hoffnung, die stirbt bekanntlich zuletzt.<br />
Artikel erschienen am Mo, 16. Dezember 2002<br />
Nach Sturm vermisst: Suche nach Hamburger Seglerpaar eingestellt<br />
Nur die Notrufbake der Yacht „Ole Hoop" aufgefunden<br />
von Claus Hornung<br />
Es waren acht lange Tage. Acht Tage, in denen die chilenische Seenotrettungsorganisation MRCC mit<br />
Schiffen und Flugzeugen unter teils schlechtesten Wetterbedingungen die See westlich von Kap Hoorn<br />
absuchte. Am Sonnabend gab das MRCC bekannt, dass sie die Suche nach den Hamburger<br />
Weltumseglern Klaus Nölter und Johanna Michaelis eingestellt hat.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden tot seien, sei „sehr hoch" sagte ein Sprecher der Deutschen<br />
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). „Ole Hoop" - alte Hoffnung - so hieß die 11,4 Meter<br />
lange Yacht von Nölter und Michaelis, mit der sie seit zwei Jahren unterwegs waren. Es war