Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
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2 Kontext und H<strong>in</strong>tergrundentwicklungen zum Thema<br />
2.1 Demografischer Wandel und Veränderungen <strong>in</strong> der Arbeitswelt- E<strong>in</strong> Überblick<br />
Bevor das Thema alternde <strong>Belegschaften</strong> konkret angesprochen werden kann, muss zunächst e<strong>in</strong> gro-<br />
ber Überblick geschaffen werden über gesellschaftliche Veränderungsprozesse <strong>in</strong> verschiedenen Berei-<br />
chen. 1<br />
Der demografische Wandel wird seit längerer Zeit von vielen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen<br />
Diszipl<strong>in</strong>en untersucht und beschrieben. U.a. <strong>in</strong> der Sozialstrukturanalyse, wird sich damit verstärkt<br />
ause<strong>in</strong>andergesetzt. Diese befasst sich im Schwerpunkt mit den e<strong>in</strong>zelnen Elementen und Teilsystemen<br />
e<strong>in</strong>er Gesellschaft sowie den Wechselwirkungen zwischen diesen und untersucht Veränderungen und<br />
deren Auswirkungen <strong>in</strong> der gesellschaftlichen Struktur (vgl. Geißler 2006:19ff). Zu jenen Verände-<br />
rungsprozessen zählt der demografische Wandel. Dessen vier wesentliche Komponenten s<strong>in</strong>d Gebur-<br />
tenrückgang bzw. seit langer Zeit stabile niedrige Geburtenraten, steigende Lebenserwartung der Be-<br />
völkerung, daraus resultierend e<strong>in</strong>e Alterung der Gesellschaft und schließlich Multiethnizität bzw. dis-<br />
kont<strong>in</strong>uierliche Migration (vgl. Geißler 2006:41; Hradil 2006:Kap.3; Kaufmann 2005:Kap.2). Von die-<br />
sen Entwicklungen s<strong>in</strong>d alle europäischen Länder mehr oder weniger stark betroffen. 2 Stellvertretend<br />
wird an dieser Stelle die deutsche Situation kurz dargestellt.<br />
Ab etwa Mitte der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre hat sich e<strong>in</strong> starker Geburtenrückgang vollzogen,<br />
der häufig mit dem umstrittenen Begriff „Pillenknick“ umschrieben wird. 3 Weiter gefasst kann von<br />
e<strong>in</strong>em Strukturwandel im Rahmen gesellschaftlicher Modernisierung gesprochen werden. In dieser Zeit<br />
ist die Geburtenrate von 2,5 K<strong>in</strong>dern pro Frau im Jahre 1965 auf 1,4 K<strong>in</strong>der pro Frau Mitte der 1970er<br />
Jahre gesunken. Seit dieser Zeit ist die Geburtenrate auf dem Niveau 1,3 bis 1,4 K<strong>in</strong>der pro Frau kon-<br />
stant und es sterben mehr Menschen jährlich als geboren werden. Damit ist die natürliche Reprodukti-<br />
on der deutschen Bevölkerung schon länger nicht mehr gewährleistet (vgl. Geißler 2006:44ff; Hradil<br />
1 Ausführliche Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit den Themen demografischer Wandel und Veränderungen <strong>in</strong> der Arbeitswelt<br />
sowie mit deren Ursachen und Folgen bieten verschiedene Niederschriften (vgl. Geißler 2006, Hradil 2006, Kaufmann<br />
2005, Tesch-Römer et al. 2006, etc.).<br />
2 Die <strong>in</strong> dieser Arbeit betrachteten Länder unterscheiden sich h<strong>in</strong>sichtlich des Fortschrittes des demografischen Wandels.<br />
Auf die je nationalspezifische Situation jedes e<strong>in</strong>zelnen Landes (außer <strong>Deutschland</strong>) wird <strong>in</strong> den folgenden Abschnitten<br />
nicht e<strong>in</strong>gegangen, da das e<strong>in</strong>en zu großen Raum e<strong>in</strong>nehmen würde. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass <strong>in</strong> absehbarer<br />
Zeit alle Länder direkt mit demografischen Herausforderungen konfrontiert se<strong>in</strong> werden und daher bereits für dieses<br />
Thema sensibilisiert se<strong>in</strong> sollten.<br />
3 Dieser Ausdruck alle<strong>in</strong> als Beschreibung e<strong>in</strong>es weitreichenden und tiefgreifenden Prozesses wirkt verkürzend, da lediglich<br />
e<strong>in</strong> Hauptfaktor (Entwicklung der Anti-Babypille) betont wird und weitere bspw. Faktoren e<strong>in</strong>es gesamtgesellschaftlichen<br />
Modernisierungsprozesses oder Strukturwandels vernachlässigt werden.<br />
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