Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
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Leistungs- und Lernfähigkeit, ist damit eventuell e<strong>in</strong> reichhaltiger „Nährboden“ bereitet worden. Dar-<br />
aus resultierende Formen von Altersdiskrim<strong>in</strong>ierung s<strong>in</strong>d somit schwer aufzubrechen.<br />
Zu den „Vorruhestandsländern“ zählen auch Frankreich, Österreich, Belgien und die Niederlande.<br />
Frühverrentungsstrategien <strong>in</strong> diesen Ländern haben zu niedrigen Beschäftigungsquoten v.a. bei Män-<br />
nern über 55 Jahren mit ger<strong>in</strong>gen bis mittleren Qualifikationen geführt. Großbritannien und die skandi-<br />
navischen Länder gehören nicht dazu und haben lediglich leichte Rückgänge der Beschäftigungsquoten<br />
verzeichnet (vgl. Bosch 2004:4f). In Österreich und Belgien liegt das gesetzliche Rentenalter der Män-<br />
ner bei 65 Jahren, für Frauen bei 60 (A) bzw. 64 Jahren (B). In Österreich ist unter Schwierigkeiten<br />
versucht worden e<strong>in</strong> flexibles Rentensystem e<strong>in</strong>zurichten. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d gleichzeitig Frühverren-<br />
tungsoptionen bestehen geblieben. Belgien hat e<strong>in</strong>en „Generation Pact“ entworfen, durch den die Be-<br />
schäftigung älterer und jüngerer Personen gefördert werden sollte. Dieser be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Senkung der<br />
Steuern auf Arbeit sowie e<strong>in</strong>e Verstärkung des sozialen Sicherungssystems. Der Ansatz konnte aller-<br />
d<strong>in</strong>gs noch nicht realisiert werden und reicht vermutlich nicht weit genug um die Zielvorgaben der Eu-<br />
ropäischen Kommission zu erfüllen (z.B. „Stockholm-„ und „Barcelona-Ziel“, siehe 5.1). Frühverren-<br />
tungsoptionen s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> vorhanden v.a. <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Art der Tätigkeit (z.B. Schwerar-<br />
beit). Frankreich weist mit e<strong>in</strong>em gesetzlichen Rentenalter von 60 Jahren für beide Geschlechter das<br />
niedrigste unter den Vergleichsländern auf. E<strong>in</strong> flexibles Rentensystem besteht seit den 1980ern, ist<br />
aber bisher nicht erfolgreich gewesen. In allen drei Ländern bestehen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>es frühen Austrittes aus dem Erwerbsleben deutlich unterhalb des 60. Lebensjahres. Das ist wahr-<br />
sche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong> Grund für die niedrigen Erwerbs- und Beschäftigungsquoten Älterer <strong>in</strong> diesen Ländern<br />
sowie e<strong>in</strong> niedriges durchschnittliches Erwerbsaustrittsalter (A: 59,8; B: 60,6; F: 58,8 Jahre). Die Nie-<br />
derlande konnten <strong>in</strong> den letzten Jahren Anreize zur Frühverrentung reduzieren und die Beschäftigungs-<br />
quote Älterer erhöhen, <strong>in</strong>dem Vorruhestandsregelungen abgeschafft worden s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> „Mehr-<br />
Säulen-Rentenmodell“ sowie niedrigere Rentenzahlungen e<strong>in</strong>geführt worden s<strong>in</strong>d. Das gesetzliche<br />
Rentenalter für beide Geschlechter liegt bei 65 Jahren, das durchschnittliche Rentenaustrittsalter bei<br />
61,5 Jahren. Die trotzdem relativ niedrigen Beschäftigungsquoten Älterer im Vergleich zu bspw.<br />
Schweden können eventuell dadurch begründet werden, dass die Niederlande erst begonnen haben,<br />
e<strong>in</strong>e positive Wende e<strong>in</strong>zuleiten und zu anderen Ländern aufzuschließen. In den skand<strong>in</strong>avischen Län-<br />
dern (DK, FIN, S) und Großbritannien bestehen ebenfalls „Mehr-Säulen-Rentenmodelle“ mit flexiblen<br />
Rentenhöhen abhängig vom Alter (zwischen 65 und 67 Jahren bzw. zwischen 63 und 68 Jahren) sowie<br />
Abschlagszahlungen bei vorzeitigem Rentene<strong>in</strong>tritt. Dänemark hat außerdem die Bezugsvoraussetzun-<br />
gen für e<strong>in</strong>e Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente verschärft. Vorher genannte Länder haben wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong>sge-<br />
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