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Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum

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Ebene, d.h. auch bei älteren Menschen selbst, Verbreitung gefunden haben (vgl. BMFSFJ 2005:48ff). 11<br />

Parallel zu dieser negativen Sicht auf ältere Menschen bzw. Arbeitnehmer ist <strong>in</strong> Unternehmen auf e<strong>in</strong>e<br />

jugendzentrierte Personalpolitik gesetzt worden, die die negativen gesellschaftlichen Vorstellungen von<br />

Älteren mitgeprägt hat. Sie wird oft umschrieben mit Begriffen wie „Frühverrentungs“- oder „Vorru-<br />

hestandskultur“, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Ruhestandsbewusstse<strong>in</strong>“ oder e<strong>in</strong>er „Frühverrentungsorientierung“<br />

gefestigt hat (vgl. Naegele 2005:16; Prager/Schleiter 2006:9; Funk/Seyda 2006:15). Das hat dazu ge-<br />

führt, dass ältere v.a. ger<strong>in</strong>g qualifizierte Arbeitnehmer von Weiterbildungsmaßnahmen vor Ende des<br />

Erwerbslebens ausgeschlossen worden s<strong>in</strong>d und meistens viel früher, als das gesetzliche Rentenalter<br />

(früher 65 Jahre) vorgegeben hat, <strong>in</strong> Ruhestand gegangen s<strong>in</strong>d. Andere ältere Beschäftigte s<strong>in</strong>d im<br />

Rahmen größerer Personalabbauprozesse freigesetzt worden und häufig bis zur Rente, damit u.U. dau-<br />

erhaft, arbeitslos geblieben (Zahlen dazu siehe u.a. Bellmann/Dietz/Walwei 2006:69ff). 12 In Anbetracht<br />

des künftigen Arbeitskräftemangels ist diese Personalpolitik <strong>in</strong>adäquat geworden. Unternehmen müs-<br />

sen Voraussetzungen schaffen, dass Arbeitnehmer im Betrieb „alt werden“ können, da sie e<strong>in</strong>erseits<br />

kaum jüngere Nachwuchskräfte zur Verfügung haben werden und andererseits mit dem Berufsaustritt<br />

Älterer wertvolles Humankapital ersatzlos verlieren. Für e<strong>in</strong>e längere Erwerbstätigkeit müssen Unter-<br />

nehmen die Arbeitsfähigkeit ihrer Beschäftigten fördern. Dazu zählen Maßnahmen der Weiterbildung<br />

und lebenslanges Lernen ebenso wie Prävention im Bereich Gesundheit und Flexibilisierung des Über-<br />

gangs <strong>in</strong> den Ruhestand. Um mehr ältere Menschen <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu <strong>in</strong>tegrieren, müssen Unter-<br />

nehmen auch ihre E<strong>in</strong>stellungspolitik ändern. Diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Beschäftigung älterer<br />

Arbeitnehmer müssen e<strong>in</strong>hergehen mit der Unterstützung von gesellschaftlichen Akteuren sowie Wei-<br />

terbildungsangeboten, etc. Außerdem ist es unerlässlich für e<strong>in</strong>e positive Entwicklung der Beschäfti-<br />

gung älterer Menschen und deren Leistungs- und Innovationsfähigkeit, mit e<strong>in</strong>em differenzierten Al-<br />

tersbild zu arbeiten. Kont<strong>in</strong>uierliche Weiterbildung, lebenslanges Lernen, alter(n)sgerechte Arbeitsges-<br />

taltung, Anreize und Motivation müssen Ziele se<strong>in</strong>, um auf Dauer Potenziale älterer Arbeitnehmer effi-<br />

zient umzusetzen (vgl. BMFSFJ 2005:49, 53f; Naegele 2005:15f).<br />

Jenem oben angesprochenen „Ruhestandsbewusstse<strong>in</strong>“, das die Nutzung der Potenziale älterer Men-<br />

schen bzw. Arbeitnehmer verh<strong>in</strong>dert, muss auf gesellschaftlicher, <strong>in</strong>dividueller und Unternehmensebe-<br />

ne entgegengewirkt werden.<br />

11 Konkrete Ausführungen zur Defizitthese und zu Altersleitbildern erfolgen <strong>in</strong> Abschnitt 3.2 bzw. 3.3.<br />

12 Auf die genauen Daten und die Situation <strong>Deutschland</strong>s wird <strong>in</strong> Kapitel 4. e<strong>in</strong>gegangen.<br />

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