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Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum

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sche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>en Beitrag zu Langzeitarbeitslosigkeit und Inaktivität der Betroffenen. Zudem besteht die<br />

Möglichkeit, dass die Bereitschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern <strong>in</strong> Humankapital zu <strong>in</strong>vestie-<br />

ren s<strong>in</strong>kt, je mehr Transferleistungen für e<strong>in</strong>en vorzeitigen Austritt aus dem Erwerbsleben verfügbar<br />

s<strong>in</strong>d. Wie bei Weiterbildungsmaßnahmen (siehe 4.1) s<strong>in</strong>kt mit zunehmendem Alter die Beteiligung an<br />

arbeitsmarktbezogenen Maßnahmen. Häufig setzen sie zu spät an, wenn bereits die Arbeitslosigkeit<br />

e<strong>in</strong>gesetzt hat oder bestimmte Altersgrenzen überschritten worden s<strong>in</strong>d (vgl. BMFSFJ 2006:85f; Eich-<br />

horst 2006:6, 13ff, 18).<br />

Von den altersspezifischen Maßnahmen s<strong>in</strong>d die wichtigsten e<strong>in</strong>hergegangen mit den Hartz-IV-<br />

Reformen von 2003. Dazu zählen Entgeltsicherung für Arbeitnehmer über 50 Jahren, e<strong>in</strong> Beitragsbo-<br />

nus für Arbeitgeber bei E<strong>in</strong>stellung von Arbeitslosen über 55 Jahren, Förderung der Weiterbildung von<br />

Personen über 50 Jahren <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmen und Zusatzjobs („E<strong>in</strong>-Euro-Jobs“) für Langzeitarbeitslo-<br />

se. Erstere Instrumente werden kaum genutzt, da sie <strong>in</strong> den Arbeitsagenturen wenig bekannt s<strong>in</strong>d. Zu-<br />

satzjobs werden zwar häufig umgesetzt, führen wahrsche<strong>in</strong>lich aber lediglich zu begrenzten Integrati-<br />

onsmöglichkeiten Älterer. V.a. neuere Maßnahmen bleiben eher unbekannt, weil Arbeitsagenturen da-<br />

h<strong>in</strong>gehend ke<strong>in</strong>e Beratungs-, Vermittlungs- und Aktivierungsstrategien anbieten. Ältere werden weni-<br />

ger als „Betreuungskunden“ behandelt und gefördert. Stattdessen bestehen mehr Anreize für Träger des<br />

SGB II, ältere Personen mit Hilfe von Frühverrentungsoptionen an das Rentensystem abzugeben. Ne-<br />

gative Auswirkungen altersspezifischer Maßnahmen an sich können sich seitens der Arbeitgeber ge-<br />

genüber Älteren <strong>in</strong> Vorbehalten (s<strong>in</strong>kende Produktivität mit zunehmendem Alter) und Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

äußern (vgl. Eichhorst 2006:14fff).<br />

In anderen Ländern werden ebenfalls Maßnahmen angeboten. Belgien und Österreich wenden eher<br />

schwache arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und hauptsächlich passive arbeitsmarktpolitische Instru-<br />

mente an. Es handelt sich dabei v.a. um f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungsleistungen. Dänemark h<strong>in</strong>gegen be-<br />

dient sich bspw. e<strong>in</strong>es „Flexicurity“-Ansatzes zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit. Dieser<br />

be<strong>in</strong>haltet allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en m<strong>in</strong>imalen Kündigungsschutz für Ältere. Arbeitgeber s<strong>in</strong>d daher wahr-<br />

sche<strong>in</strong>lich stärker bereit, ältere Personen e<strong>in</strong>zustellen, da die Möglichkeiten z.B. von „Senioritätsrege-<br />

lungen“ gar nicht bestehen. Zusätzlich gilt die sogenannte „Flex-allowance“, durch die Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>geschränkter Erwerbsfähigkeit <strong>in</strong> an deren Potenzial angepasste Arbeitsplätze e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

sollen. Arbeitgeber erhalten für die Schaffung solcher Arbeitsplätze entsprechende Zuschüsse. Diese<br />

Maßnahme wird allerd<strong>in</strong>gs bislang selten genutzt. Seit Mitte der 1990er s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Unternehmen<br />

„Senior policies“ bspw. <strong>in</strong> Form von Qualifizierungsmaßnahmen e<strong>in</strong>geführt worden, die sich an ältere<br />

Arbeitnehmer richten. Des Weiteren ist z.B. die Altershöchstgrenze für betriebliche Weiterbildung auf<br />

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