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Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum

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Älterer zwischen 55 und 64 Jahren bspw. ist schon seit längerer Zeit zu verzeichnen. Zwischen 1960<br />

und 1990 ist der Anteil dieser Altersgruppe <strong>in</strong> Beschäftigung von 94% auf 81% abgesunken. Gesetzli-<br />

che Regelungen haben ebenfalls dazu beigetragen, <strong>in</strong>dem sie die Inanspruchnahme vorzeitiger Rente<br />

ermöglicht haben („Vorruhestandsregelung“ <strong>in</strong> der „Ära Kohl“). H<strong>in</strong>tergrund dieser Bestimmungen<br />

s<strong>in</strong>d u.a. Annahmen e<strong>in</strong>er nachlassenden Produktivität im Alter sowie e<strong>in</strong>er abnehmenden körperlichen<br />

und geistigen Funktionsfähigkeit gewesen (vgl. BMFSFJ 2001:30f; Lehr 2000:205f). Zusätzlich kön-<br />

nen Formen der negativen und positiven Diskrim<strong>in</strong>ierung im Betrieb für ältere Arbeitnehmer angeführt<br />

werden, die heute zum Teil nicht mehr gültig s<strong>in</strong>d, aber lange Zeit Schwierigkeiten für diese Personen-<br />

gruppe bedeutet haben. Zu ersteren zählen Umsetzung auf Schonarbeitsplätze, ger<strong>in</strong>ge Beteiligung an<br />

Fort- und Weiterbildung, Höchstaltersgrenzen für bestimmte Tätigkeiten oder mit zunehmendem Alter<br />

ger<strong>in</strong>gere betriebliche Aufstiegsmöglichkeiten. Positive Formen der Diskrim<strong>in</strong>ierung können die Situa-<br />

tion Älterer auch erschweren bspw. bei der Wiedere<strong>in</strong>stellung. Zu diesen gehören das Senioritätspr<strong>in</strong>-<br />

zip bei der Entlohnung, Verdienstsicherung bei Umsetzung, besondere Arbeitszeitregelungen, verstärk-<br />

ter Kündigungsschutz, etc. (vgl. Ahrend/Konietzko 1995:20; Lehr 2000:208). Diskrim<strong>in</strong>ierung auf-<br />

grund des Alters kann aber auch bei Betonung des besonderen Förderbedarfs Älterer auftreten.<br />

Es hat verschiedene Umfragen gegeben, die verdeutlichen, welchen E<strong>in</strong>fluss Stereotype auf die Situati-<br />

on älterer Arbeitnehmer haben. Bei früheren Befragungen von Vorgesetzten konnte bspw. festgestellt<br />

werden, dass diese von älteren Mitarbeitern jene oben aufgelisteten negativen Eigenschaften erwartet<br />

haben. Dabei ist anzumerken, dass die Vorgesetzten ihre älteren Mitarbeiter umso positiver bewertet<br />

haben, je älter sie selbst gewesen s<strong>in</strong>d und je enger der Kontakt zu den Mitarbeitern gewesen ist. Auch<br />

die Beurteilung älterer Stellenbewerber ist schlecht ausgefallen, weil Führungskräfte z.B. oftmals<br />

nichts von den wissenschaftlichen Erkenntnissen wie z.B. der Widerlegung der Defizitthese gewusst<br />

und e<strong>in</strong>en Leistungsabfall im Alter befürchtet haben (vgl. Backes/Clemens 2003:56; Filipp/Mayer<br />

1999:179, 182ff; Lehr 2000:208ff). Neuere Studien zeigen e<strong>in</strong> (verme<strong>in</strong>tlich) anderes Bild. E<strong>in</strong>e Zu-<br />

sammenschau verschiedener Untersuchungen von 2006 zur Beschäftigung Älterer zeigt, dass Arbeit-<br />

geber mehrheitlich ke<strong>in</strong>e Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich der Qualifikation zwischen älteren und jüngeren<br />

Beschäftigten sehen. In Bezug auf Leistungsfähigkeit gehen sie nicht von e<strong>in</strong>er abnehmenden, sondern<br />

im Vergleich zu jüngeren von e<strong>in</strong>er andersartigen Leistungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer aus. Eigen-<br />

schaften, die Arbeitgeber besonders schätzen an älteren Mitarbeitern s<strong>in</strong>d Erfahrung, Qualitätsbewusst-<br />

se<strong>in</strong>, Arbeitsmoral und –diszipl<strong>in</strong>, Loyalität, theoretisches Wissen sowie psychische Belastbarkeit. 58%<br />

der befragten Arbeitgeber <strong>in</strong> NRW würden Ältere bedenkenlos e<strong>in</strong>stellen. Allerd<strong>in</strong>gs haben lediglich<br />

9% tatsächlich ältere Arbeitskräfte e<strong>in</strong>gestellt. Die dabei zu Tage tretende Diskrepanz wird mit ver-<br />

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