Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
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zugeschrieben wird. Sie werden ausgegrenzt, erleiden e<strong>in</strong>en Rollenverlust und reagieren aufgrund von<br />
Unzufriedenheit mit dieser Situation mit Resignation und zunehmender Passivität. Bei der Disengage-<br />
mentstheorie tritt zusätzlich zu dem oben (psychologische Ansätze) beschriebenen Prozess des Rück-<br />
zuges sowie dem <strong>in</strong>dividuellen Verlangen danach <strong>in</strong> der gerontologischen Perspektive noch die gesell-<br />
schaftliche Zustimmung zu e<strong>in</strong>em Rückzug. Diese drei Theoriestränge s<strong>in</strong>d bereits wissenschaftlich<br />
widerlegt worden. Abschließend zu beschreiben ist noch die kritische Variante des symbolischen Inter-<br />
aktionismus. Diese geht davon aus, dass aufgrund von symbolischen Konstruktionsprozessen ältere<br />
Menschen marg<strong>in</strong>alisiert werden. D.h., es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Stigmatisierung aufgrund des Alters statt und<br />
damit e<strong>in</strong>e Verfestigung von Altersstereotypen, die ältere Menschen zu e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Rand-<br />
gruppe werden lassen (vgl. Franke/Wilde 2006:81f; Kohli 1994:235ff).<br />
Für diese Darstellungen lässt sich zusammenfassend feststellen, dass die wissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>an-<br />
dersetzungen mit Alterungsprozessen <strong>in</strong> den verschiedenen Bereichen und Diszipl<strong>in</strong>en teilweise <strong>in</strong>e<strong>in</strong>-<br />
andergreifen, sich ergänzen oder durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Sicht weiterentwickelt und erweitert ha-<br />
ben bzw. werden. Dennoch wird <strong>in</strong> diesem Überblick deutlich, dass bis auf wenige Ausnahmen, Altern<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Perspektiven als e<strong>in</strong> mehr oder weniger negativ betonter Prozess ersche<strong>in</strong>t. Es ist<br />
aber das Verdienst der verschiedenen Wissenschaften, dass Altern heute wissenschaftlich als <strong>in</strong>dividu-<br />
ell verlaufender und differentieller Prozess behandelt wird, der multikausal bestimmt ist. Bis wissen-<br />
schaftliche Erkenntnis aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gesamtgesellschaftliches Verständnis, E<strong>in</strong>stellungen, Vorstellungen,<br />
etc. münden, ist es e<strong>in</strong> langer Weg. So kann nicht verwundern, dass trotz neuerer Ergebnisse bspw. die<br />
Defizitmodelle weiter auf gesellschaftlicher Ebene wirken und E<strong>in</strong>stellungen sowie Fremd- und<br />
Selbstwahrnehmung <strong>in</strong> Bezug auf ältere Menschen <strong>in</strong> negativer Weise prägen. Dementsprechend haben<br />
sich u.a. negative Altersbilder etabliert, die sche<strong>in</strong>bar schwer aufzubrechen und zu ersetzen s<strong>in</strong>d mit<br />
neuen Altersstereotypen. Da jene <strong>in</strong> Anbetracht des demografischen Wandels und damit e<strong>in</strong>em stei-<br />
genden Anteil Älterer offenbar H<strong>in</strong>dernisse und Diskrim<strong>in</strong>ierungspotenzial im Umgang mit diesen<br />
aufwerfen können, wird im kommenden Abschnitt e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong> auf die Ausprägungen alter und<br />
neuer Stereotype <strong>in</strong> der Dimension Alter und <strong>in</strong>wiefern sich diese im Erwerbssystem und <strong>in</strong> den Per-<br />
spektiven auf ältere Arbeitnehmer auswirken.<br />
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