Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
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tionale Stereotype sowie stereotype Subtypen bezogen auf verschiedene Teilgruppen. E<strong>in</strong> weiterer ist<br />
der psychodynamische Ansatz. Dieser nimmt an, dass Stereotype aus Konflikten hervorgehen. Danach<br />
entsprechen Stereotype Projektionsmechanismen, durch die das, was bei der eigenen Person unter-<br />
drückt, bei anderen wahrgenommen wird. In ihnen f<strong>in</strong>det gewissermaßen e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation von äuße-<br />
ren, physischen Merkmalen und stereotypen Eigenschaften statt. Sie s<strong>in</strong>d Ergebnisse von Kategorisie-<br />
rungsprozessen, die die Umwelt e<strong>in</strong>es Individuums strukturieren zum Zweck e<strong>in</strong>er schnelleren Kom-<br />
munikation und zur Vere<strong>in</strong>fachung der Realität. Dadurch werden Unterschiede zwischen Kategorien<br />
erst deutlich. Daran schließen sich Theorien an wie Theorie der sozialen Diskrim<strong>in</strong>ierung, Theorie der<br />
sozialen Identität, optimale Dist<strong>in</strong>ktionstheorie oder Soziale-Struktur-Analyse (vgl. Bierhoff<br />
2006:Kap.3; Filipp/Mayer 1999:55fff). 19 Weiter oben ist bereits angesprochen worden, dass Stereotype<br />
<strong>in</strong> hohem Maße änderungsresistent s<strong>in</strong>d. Dieser Umstand ergibt sich aus ihren Funktionen für Individu-<br />
en. 20 Durch Stereotype werden Individuen kulturell verankert und ordnen sich sozialen Gruppen zu.<br />
Zudem wird damit e<strong>in</strong>e Abgrenzung von anderen ermöglicht, die im Wettbewerb um jedwede knappen<br />
Ressourcen notwendig ersche<strong>in</strong>t. Weitere Funktionen s<strong>in</strong>d Abwehr von Angst, Selbstunsicherheit oder<br />
Gefühlen der Unterlegenheit sowie Möglichkeiten der psychologischen Neutralisierung von Misserfol-<br />
gen (Selbstschutz) und schnellere Informationsverarbeitung (vgl. Bierhoff 2006:379; Filipp/Mayer<br />
1999:59fff). Stereotype bergen auch Gefahren. Sie entsprechen ke<strong>in</strong>eswegs der Realität aufgrund ihrer<br />
„Übergeneralisierung“. Individuelle Unterschiede werden vernachlässigt, da Personen nur noch <strong>in</strong> der<br />
homogenen sozialen Gruppe gesehen werden. D.h., lediglich vornehmlich dem Stereotyp entsprechen-<br />
de Wesensmerkmale werden wahrgenommen. Es wird angenommen, dass durch negative Stereotype<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Self-fullfill<strong>in</strong>g prophecy“ die Leistung e<strong>in</strong>er Person gem<strong>in</strong>dert werden kann, <strong>in</strong>dem<br />
sich die Person an die (gesellschaftliche) Erwartung e<strong>in</strong>es Leistungsabbaus anpasst. E<strong>in</strong>e andere mögli-<br />
che Folge ist der Rückzug aus stereotypen Bereichen (Disengagement), wodurch Lernerfolge reduziert<br />
werden. Besonders problematisch <strong>in</strong> diesem Zusammenhang ist die enorme Änderungsresistenz von<br />
Stereotypen. Damit ist es durchaus möglich, dass Stereotype sowie ihre u.U. negativen Auswirkungen<br />
über lange Perioden erhalten bleiben, selbst wenn sie nicht der Realität entsprechen (vgl. Bierhoff<br />
2006:380f; Filipp/Mayer 1999:62fff). Strategien des Abbaus von Stereotypen werden z.B. <strong>in</strong> der Kon-<br />
takthypothese deutlich. Es wird angenommen, dass durch räumliche Distanz Stereotype erhalten blei-<br />
ben, während diese bei verstärktem Kontakt abgem<strong>in</strong>dert werden können. Das kann dadurch gel<strong>in</strong>gen,<br />
19 An dieser Stelle muss darauf verzichtet werden e<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung der Theoriestränge vorzunehmen (ausführlicher<br />
dazu vgl. Bierhoff 2006; Filipp/Mayer 1999:66-fff, 78fff).<br />
20 Diese Funktionen unterscheiden sich je nach wissenschaftlicher Perspektive (vgl. Filipp/Mayer 1999:59fff).<br />
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