Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
Alternde Belegschaften in Deutschland - Ruhr-Universität Bochum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3.2) noch immer Auswirkungen auf (gesellschaftliche) E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Älteren. Faktoren, die<br />
auf diese Bilder wirken s<strong>in</strong>d subjektive Vorstellungen und „Alltagstheorien“ <strong>in</strong> Abhängigkeit zur eige-<br />
nen Position und psychischer Konstitution, sozioökonomische Entwicklungen, ästhetische Ideale, ge-<br />
sellschaftliche Normen und Werte, wissenschaftliche Erkenntnisse sowie Umgang damit <strong>in</strong> politischer<br />
und gesellschaftlicher Öffentlichkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, dass subjektive Urteile differenzier-<br />
ter ausfallen und dar<strong>in</strong> sowohl positive als auch negative Facetten konfrontiert werden (vgl. Ba-<br />
ckes/Clemens 2003:58ff; Lehr 2000:196f; Prahl/Schroeter 1996:74fff; Saake 2006:148).<br />
Wenngleich die Studien zu diesem Thema viele unterschiedliche Ergebnisse abbilden, lassen sich <strong>in</strong><br />
der Gesellschaft und e<strong>in</strong>zelnen Teilbereichen viele (v.a. negative) Altersbilder ausmachen. 21<br />
In den Medien bspw. s<strong>in</strong>d ältere Menschen durchweg unterrepräsentiert. In K<strong>in</strong>der-, Schulbüchern und<br />
anderen Pr<strong>in</strong>tmedien, Fernsehsendungen für K<strong>in</strong>der und Erwachsene werden ältere Menschen marg<strong>in</strong>a-<br />
lisiert. Sie s<strong>in</strong>d selten die Protagonisten. Diejenigen, die <strong>in</strong> der medialen Öffentlichkeit z.B. <strong>in</strong> der Wer-<br />
bung dargestellt werden, s<strong>in</strong>d „junge“ oder „neue Alte“, belegt mit den Attributen Aktivität und Ju-<br />
gendlichkeit. Alter wird <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne nicht negativiert. Allerd<strong>in</strong>gs wird die Vielfalt des Alter(n)s<br />
unterschlagen und auf e<strong>in</strong> Bild reduziert, das <strong>in</strong> der Realität lediglich von e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit repräsen-<br />
tiert wird (vgl. Backes/Clemens 2003:60f; Filipp/Mayer 1999:216ff; 220-230; Prahl/Schroeter<br />
1996:81ff).<br />
Die Besonderheit von Altersbildern liegt dar<strong>in</strong>, dass sich mit zunehmendem Alter von Individuen die<br />
E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Älteren positivieren und die Abgrenzung von dieser Gruppe verm<strong>in</strong>dert wird.<br />
Das Fatale an Altersstereotypen beruht auf ihren Auswirkungen. Kurzfristig und gegebenenfalls sogar<br />
langfristig können sich negative Altersstereotype niederschlagen auf die Leistungsfähigkeit und das<br />
Selbstbild von Älteren. Dabei müssen Fremd- und Selbste<strong>in</strong>schätzungen bezüglich der Situation älterer<br />
Menschen ke<strong>in</strong>esfalls übere<strong>in</strong>stimmen. Ältere Menschen passen sich der negativen Erwartungshaltung<br />
an und schreiben sich selbst Defizite und Inkompetenzen zu, wodurch schnellere körperliche wie geis-<br />
tige Abbau- und Alterungsprozesse begünstigt werden können. Sie fügen sich dem Fremdbild, verhal-<br />
ten sich „ihrem Alter (gesellschaftlich) angemessen“ und fühlen sich dementsprechend so alt, wie es<br />
die Gesellschaft von ihnen erwartet im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er sich selbst erfüllenden Prophezeiung (s.o.). Positive<br />
Stereotype bergen aber ebenfalls Risiken, <strong>in</strong>dem sie Ältere unter e<strong>in</strong>en erhöhten Erwartungsdruck stel-<br />
len sowie zu Überforderung führen können (vgl. BMFSFJ 2006:50; Filipp/Mayer 2005:28ff; Lehr<br />
2000:199ff). Um e<strong>in</strong>e differenziertere Sicht auf das Thema Alter zu fördern, hat die Altenberichts-<br />
21 In Abhängigkeit von unterschiedlichen Untersuchungsmethoden kommt e<strong>in</strong>e Vielzahl von unterschiedlichen Ergebnissen<br />
zustande, für deren Explikation e<strong>in</strong>e eigene Arbeit angemessen wäre. Daher wird nicht auf unterschiedliche Methoden<br />
e<strong>in</strong>gegangen, sondern diesbezüglich auf das Werk von Filipp und Mayer verwiesen (vgl. Filipp/Mayer 1999).<br />
23