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Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller

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34 | knowledge<br />

christliche Lehren offerieren. Seminare, die<br />

Management mit biblischen Inhalten verknüpfen,<br />

sind inzwischen zu einem gefragten<br />

Nischenangebot des Weiterbildungsmarktes<br />

geworden.<br />

Management-Lehren werden mit<br />

christlichen Inhalten verwoben<br />

Einer der Spieler auf diesem Markt ist die<br />

Akademie christlicher Führungskräfte (AcF)<br />

in Gummersbach. Sie wurde schon im Jahr<br />

1999 gegründet, also Jahre bevor sich der<br />

Trend, Management <strong>und</strong> Religion zu verweben,<br />

abzeichnete. „Wir sehen Führung als<br />

Dienst an“, erläutert Dr. Volker Kessler,<br />

Geschäftsführer der AcF, das Credo seiner<br />

Organisation – damit sieht er seine Arbeit<br />

im Einklang mit einem christlichen Gr<strong>und</strong>satz,<br />

der in der Bibel zum Beispiel im Kapitel<br />

Matthäus 20,26 formuliert ist.<br />

Flaggschiff im Portfolio der Akademie ist<br />

der in Kooperation mit der University of<br />

South Africa angebotene Master-Studiengang<br />

„Christian Leadership“. Christlich-theologische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen werden von den Referenten,<br />

die ausnahmslos aktive Kirchenmitglieder<br />

sind, ebenso behandelt wie moderne<br />

Management-Methoden. Das christliche<br />

Konzept geht auf: „Das Angebot wird sehr<br />

gut angenommen“, sagt Kessler.<br />

Auf die Verknüpfung von Business-Lehre<br />

<strong>und</strong> Religion setzt auch die MBA-Schule<br />

IESE in Barcelona. Das im Jahr 1958 gegründete<br />

Institut steht unter der geistigen Leitung<br />

des Opus Dei (übersetzt: Werk Gottes), einer<br />

wertkonservativen Bewegung innerhalb der<br />

katholischen Kirche, die nicht vollkommen<br />

unumstritten ist. Der Erfolg der Schule freilich<br />

spricht für sich. In den Ranglisten der<br />

besten Business-Schools weltweit, die etwa<br />

von „Financial Times“, „Business Week“ <strong>und</strong><br />

„Economist“ verbreitet werden, taucht die<br />

IESE regelmäßig in den Top Ten auf. Zwar<br />

managerSeminare | Heft 141 | Dezember 2009<br />

kostet der zweijährige MBA-Kurs 64.900<br />

Euro, was im Branchenvergleich ein hoher<br />

Preis ist, dennoch sind die Kurse gefragt. „Wir<br />

können uns über einen Mangel an Bewerbern<br />

nicht beklagen“, sagt Dorothee von Canstein,<br />

Sprecherin der Schule. Eines der Erfolgsgeheimnisse<br />

der Schule ist in ihren Augen der<br />

konsequente <strong>Werte</strong>-Bezug: „<strong>Ethik</strong> ist bei uns<br />

nicht in einem <strong>Ethik</strong>-Kurs isoliert, sondern<br />

durchzieht das ganze Programm. <strong>Werte</strong> wie<br />

Menschlichkeit, Verantwortung <strong>und</strong> Respekt<br />

prägten die ganze Lehre.“<br />

Nicht überall freilich kommt der Rekurs<br />

auf Gott gut an. Philipp Möller zum Beispiel<br />

beobachtet den Vormarsch des Glaubens in<br />

die Büros mit einigem Missmut: „Die Verknüpfung<br />

von Management mit christlichen<br />

Inhalten ist schwer problematisch. Eine Führungskraft<br />

sollte sich durch Fachkompetenz<br />

legitimieren, nicht durch eine Beziehung zu<br />

Gott, die keiner nachweisen kann.“ Möller<br />

ist Mitveranstalter einer Kampagne gegen<br />

den Religionstrend. Im Frühjahr charterte<br />

der Berliner zusammen mit einigen Mitstreitern<br />

einen roten Doppeldeckerbus <strong>und</strong><br />

beklebte ihn mit einer auffälligen Reklame-<br />

Banderole, Aufdruck: „Es gibt keinen Gott<br />

– Ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben“.<br />

Der Propagandabus tourte durch 18<br />

deutsche Städte.<br />

Möller ging es mit dieser Aktion auch<br />

darum, jenen etwas den Wind aus den Segeln<br />

zu nehmen, die das große „C“ vor allem aus<br />

Marketing-Kalkül nutzen. „Bei bestimmten<br />

Menschen wird eine Sache offensichtlich<br />

aufgewertet, wenn man sie religionisiert“,<br />

meint der Sprecher der Nichtglaubenden.<br />

Das machten sich manche Weiterbildungsanbieter<br />

zunutze, die plötzlich ein christliches<br />

Label auf Angebote pappen – ob nun<br />

was Christliches drin ist oder nicht.<br />

Die meisten Angebote freilich werden von<br />

Initiatoren ins Leben gerufen, die einer Mission<br />

folgen. Unternehmer, Manager <strong>und</strong><br />

Trainer, die das große „C“ in ihre Agenda<br />

aufgenommen haben, verfolgen ein größeres<br />

Ziel als nur Rendite, Gewinn <strong>und</strong> Marktanteil.<br />

Sie wollen, dass sich Arbeit wieder lohnt<br />

– <strong>und</strong> zwar nicht nur im materiellen Sinne.<br />

„Wenn Arbeit nur Geld bringt, ist auf Dauer<br />

niemand wirklich zufrieden“, sagt Dr. Hans<br />

Thomas, Direktor des auf Forschungsfragen<br />

zu <strong>Ethik</strong>, <strong>Werte</strong>n <strong>und</strong> Glauben spezialisierten<br />

Lindenthal-Instituts in Köln. „Je stärker der<br />

Kapitalismus einseitig auf Rendite setzt,<br />

desto mehr suchen die Menschen nach<br />

Würde, Sinn <strong>und</strong> Anerkennung.“ Der Glaube<br />

sei ein Weg, sich der totalitären, viele<br />

anderen Bereiche des Lebens erdrückenden<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Geldkultur zu entziehen.<br />

Weiterbildung muss die Sinnfrage<br />

beantworten<br />

Was Hans Thomas auf der Gr<strong>und</strong>lage seiner<br />

Forschungen testiert, hat Gregor Schönborn<br />

in der Praxis erfahren: „Die von ständigen<br />

Restrukturierungen <strong>und</strong> vom Konjunktur-<br />

Crash gepeinigten Manager haben die Nase<br />

voll von Weiterbildung, die Führungsleistung<br />

wie einen Automotor auf immer noch<br />

mehr PS hochfrisiert“, sagt der Inhaber von<br />

Deep White, einer auf <strong>Werte</strong>management<br />

spezialisierten Unternehmensberatung in<br />

Bonn. Aus den Gesprächen mit seinen K<strong>und</strong>en<br />

weiß er, was sich Manager derzeit mehr<br />

denn je wünschen: „Verankerung, dauerhaft<br />

gültige Antworten <strong>und</strong> die Versorgung mit<br />

Sinn sind gefragt.“<br />

Was können Weiterbildungsanbieter <strong>und</strong><br />

Trainer von dieser Botschaft lernen? Der<br />

Bezug zu <strong>Werte</strong>n sollte mehr sein als eine<br />

Folklore-Einlage, deren Wirkung vorüber<br />

ist, sobald sich der Vorhang nach Ende der<br />

Vorstellung schließt. Die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

von morgen kommen aus einer<br />

krisengeschüttelten Welt, sie wollen Antworten<br />

auf ihre Lebensfragen. Dazu können<br />

Denken im Schritt-Tempo???<br />

DENKEN im<br />

organisierten<br />

CHAOS<br />

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Maria Beyer · Fichtestr. 21 · 24118 Kiel · T.: 0431 83317 · F.: 83349

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