Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller
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26 | management<br />
„Kurzfristiges Wertstreben<br />
ist ein Antreiber“<br />
INTERVIEW MIT PROF. DR. FREDMUND MALIK<br />
Wer sich mit Corporate Governance beschäftigt, trifft<br />
schnell auf Prof. Dr. Fredm<strong>und</strong> Malik. Sein Buch „Wirksame<br />
Unternehmensaufsicht“ erschien zum ersten Mal vor gut<br />
zehn Jahren, inzwischen gilt es als Standardwerk. manager-<br />
Seminare sprach mit dem Gründer des Malik Management<br />
Zentrums St. Gallen über <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Werte</strong>verlust.<br />
Über wertorientiertes Management wird viel<br />
geredet. Was kommt davon Ihrer Beobachtung<br />
nach in der Praxis an?<br />
Prof. Dr. Fredm<strong>und</strong> Malik: Ich beobachte<br />
eine recht einseitige Ausprägung. Das Thema<br />
<strong>Werte</strong> wird verkürzt auf eine einzige Dimension<br />
– den monetären Wert der Unternehmung.<br />
Ihn zu steigern, scheint häufig das<br />
alleinige Streben des Managements zu sein.<br />
Man schaut nicht mehr nach rechts <strong>und</strong><br />
links, es geht nur noch um das eine.<br />
Die verbreitete Begründung für dieses Vorgehen<br />
lautet: Wer nicht mitmacht, fällt zurück<br />
im Wettbewerb <strong>und</strong> wird verdrängt.<br />
Malik: ... Und dann wird gesagt, der Konkurrenzkampf<br />
werde immer härter. Diese<br />
Aussage muss als Universalbegründung für<br />
alle möglichen Übertreibungen herhalten.<br />
Aber das stimmt nicht. Nichts ist härter geworden,<br />
Konkurrenz war schon immer hart.<br />
Wir sehen Siemens, Enron, Balsam AG <strong>und</strong><br />
andere Fälle, wo Manager versucht haben,<br />
dem Glück der Firma auf nicht ganz erlaubtem<br />
Wege nachzuhelfen. Wie kommt das?<br />
managerSeminare | Heft 121 | April 2008<br />
Malik: Einseitiges <strong>und</strong> kurzfristiges Wertstreben<br />
ist ein Antreiber. Mancher Manager,<br />
nicht alle, gehen zudem den Weg des geringsten<br />
Widerstandes oder der primitivsten<br />
Fantasie. Den K<strong>und</strong>en mit Nutzen überzeugen<br />
scheint zu mühsam oder zu langwierig,<br />
man sucht nach Abkürzungen. Eine davon<br />
ist Korruption, eine andere die Preissenkung<br />
als Überzeugungsmittel. Oft sind diese Abkürzungen<br />
für das Management allzu offen<br />
zugänglich. Man sollte sie eigentlich abriegeln.<br />
Bei manchen Geschäften ist es geradezu eine<br />
Usance, beim K<strong>und</strong>en etwas nachzuhelfen.<br />
Der Motorjournalist bekommt diskret einen<br />
Umschlag zugesteckt, damit er gefällig über<br />
das neue Automodell berichtet. Der Einkäufer<br />
im Verband bekommt einen Anruf von der<br />
Druckerei, wie viel man ihm denn als Rückvergütung<br />
in das Angebot einrechnen darf.<br />
Malik: All das gibt es in der Tat. Es herrscht<br />
ein Klima des Schweigens. Man spricht nicht<br />
darüber, man macht es. Aber wer diese diskreten<br />
Zuwendungen annimmt, wird<br />
erpressbar. Jeder Dritte, der sich auf diese<br />
Weise bestechen lässt, wird es wieder versu-<br />
Prof. Dr. Fredm<strong>und</strong> Malik ist für sein präzises Denken<br />
<strong>und</strong> seine klare Sprache bekannt. Der Management-Vordenker<br />
arbeitet seit mehr als 30 Jahren an<br />
einem lehr- <strong>und</strong> lernbaren Berufsstand für Management.<br />
Sein Werk baut auf Kybernetik, Bionik, System-<br />
<strong>und</strong> Komplexitätsforschung auf <strong>und</strong> ist an der Funktionalität<br />
komplexer Systeme orientiert. Malik führte<br />
von 1976 bis 1984 die Stiftung Management Zentrum<br />
St.Gallen, die er 1984 zwecks konsequenter Praxisorientierung<br />
in ein Unternehmen umwandelte. Das<br />
heutige Malik Management Zentrum St. Gallen hat<br />
Niederlassungen in St. Gallen, Zürich, Wien, London,<br />
Schanghai <strong>und</strong> Toronto.<br />
chen. Man sollte damit gar nicht erst anfangen.<br />
Unternehmen sollten das auch zum<br />
Thema machen. Ein paar weichgespülte<br />
Worte im <strong>Werte</strong>kodex reichen dafür freilich<br />
nicht aus. Den Führungskräften sollten die<br />
Gefahren offengelegt werden. Denn wer bei<br />
diesem Spiel mitmacht, riskiert Karriere,<br />
Ruf, Vermögen.<br />
Die Konzernwirtschaft hat sich den Corporate-Governance-Kodex<br />
gegeben, der für saubere<br />
Führung sorgen soll. Ist er der geeignete<br />
Riegel, der die Türe zu Vetternwirtschaft,<br />
Begünstigung <strong>und</strong> Korruption verschlossen<br />
halten sollte?<br />
Malik: Schon im deutschen Aktiengesetz<br />
steht sinngemäß: Der Aufsichtsrat überwacht<br />
den Vorstand, er darf auch am Vorstand<br />
vorbei Auskunft über die Geschicke<br />
der Gesellschaft verlangen. Das Aktienrecht<br />
böte, korrekt angewendet, also schon eine<br />
Basis für wirksame Unternehmensaufsicht.<br />
Die Praxis aber sieht mitunter anders aus.<br />
Deshalb bin ich beim Corporate-Governance-Kodex<br />
skeptisch. Wie soll der richtiges<br />
<strong>und</strong> gutes Management etablieren helfen,<br />
wenn es schon das Aktienrecht nicht schafft?