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Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller

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16 | news<br />

Speakers Corner: „In Führungspositionen<br />

schaffen es nur die Angepassten“<br />

Holger Rust zur verfehlten Kritik an der Nachwuchsgeneration<br />

C Klagen über den Führungsnachwuchs<br />

bestimmen seit langer Zeit den personalwirtschaftlichen<br />

Diskurs, <strong>und</strong> sie sind in der<br />

Wirtschaftskrise noch lauter geworden.<br />

Headhunter, Personalvorstände <strong>und</strong> Verbandsrepräsentanten<br />

kritisieren – besorgt<br />

um die Innovationsfähigkeit der Unternehmen<br />

– mit wachsender Heftigkeit, dass<br />

ihnen auf Rekrutierungsmessen Typen mit<br />

höchst einseitig mathematisch-formalistischer<br />

Ausrichtung begegnen. Uniformierte<br />

<strong>und</strong> karrieristische Gestalten, die sich<br />

opportunistisch an Normen <strong>und</strong> Gehabe<br />

der älteren Vorgängergeneration angepasst<br />

haben. Es bestehe, so die Klagen, ein<br />

schmerzliches Defizit an innovativen, kommunikativen<br />

<strong>und</strong> visionären Geistern.<br />

Diese Diagnose ist irritierend – <strong>und</strong> ungerecht.<br />

Denn: Die Bereitschaft vieler junger<br />

Studenten <strong>und</strong> Berufseinsteiger, die an sie<br />

gestellten Forderungen zu erfüllen, ist durchaus<br />

vorhanden. Nur: Die jungen Menschen<br />

spüren, dass sie, trotz guter Vorsätze, in den<br />

Unternehmen nicht so können wie sie<br />

eigentlich wollen. Und zwar deshalb, weil sie<br />

in den Unternehmen auf Führungskräfte der<br />

alten Garde stoßen, die weit davon entfernt<br />

sind, offen, inspirierend, kooperativ <strong>und</strong><br />

managerSeminare | Heft 141 | Dezember 2009<br />

ermutigend zu sein, die mit ihrem eigenen<br />

Führungsstil also gerade verhindern, dass<br />

sich der (angeblich von allen gewünschte)<br />

neue Führungsstil entfalten kann.<br />

Für dieses Phänomen gibt es handfeste<br />

Belege. Seit knapp zehn Jahren führen wir<br />

am Institut für Soziologie der Universität<br />

Hannover im Rahmen meines Forschungsschwerpunkts<br />

eine Langzeitstudie durch, in<br />

der Studierende <strong>und</strong> Young Professionals<br />

immer wieder zu zwei Themenbereichen<br />

befragt werden. Erstens sollen die jungen<br />

Menschen Auskunft darüber geben, wie sie<br />

sich den idealen CEO der Zukunft vorstellen,<br />

wie sie im Vergleich dazu die amtierenden<br />

Führungskräfte einschätzen <strong>und</strong> ob sie meinen,<br />

die erwünschten Merkmale selbst zu<br />

besitzen. Zweitens werden die Befragten mit<br />

moralischen Dilemmata-Situationen konfrontiert.<br />

Sie sollen angeben, wie sie sich<br />

selbst in einer ethisch verzwickten Situation<br />

verhalten würden <strong>und</strong> wie sich – ihrer Einschätzung<br />

zufolge – wohl die amtierende<br />

Führungsriege in der Situation verhält.<br />

Resultat: Als wesentliche Eigenschaften<br />

der idealen Führungskraft werden mit deutlichem<br />

Abstand mitarbeiterorientierte Sozialkompetenzen<br />

genannt, nämlich Inspirati-<br />

Was meinen Sie zum Thema „Nachwuchsgeneration“? Diskutieren Sie mit unter www.managerSeminare.de/SpeakersCorner.<br />

onsfähigkeit, Ermutigung, Lern- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsbereitschaft. Die Selbsteinschätzung<br />

der Befragten dokumentiert: Die<br />

jungen Menschen sehen sich insgesamt in<br />

der Lage, die Anforderungen zu erfüllen. Die<br />

amtierende Managerklasse kommt dagegen<br />

im Vergleich zum Wunschbild schlecht weg.<br />

Vor allem, wenn es um Mitarbeiterorientierung<br />

geht, stellen die Jungen den Alten ein<br />

schlechtes Zeugnis aus. Bei der Einschätzung<br />

der moralischen Dilemmata-Situationen<br />

meinen sie beispielsweise, dass sich amtierende<br />

Manager oft für einen Weg entscheiden,<br />

der auf Kosten der Mitarbeiter geht.<br />

Wichtig ist: Die Studenten <strong>und</strong> Berufsstarter,<br />

die wir über all die Jahre befragt<br />

haben, waren stets solche mit ausgeprägten<br />

Führungsambitionen, sie waren karriereorientiert<br />

<strong>und</strong> unternehmensnah. Die Ergebnisse<br />

spiegeln also nicht etwa die Mentalität<br />

einer Gruppe von wirtschaftsfernen Kritikern<br />

aus dem akademischen Elfenbeinturm,<br />

sondern tatsächlich die Ansichten <strong>und</strong><br />

Absichten der nächsten Führungsgeneration.<br />

Daher ist es erschreckend, dass diese<br />

Ansichten <strong>und</strong> Absichten kaum Wirkungen<br />

in der realen Wirtschaftskultur zu hinterlassen<br />

scheinen. Denn die von uns vor r<strong>und</strong>

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