Der Kodex ist kein potemkinsches Dorf, er ist eine potemkinsche Großstadt, so hoch ist das Ausmaß der Täuschung. Sprechen wir noch einmal über wertorientierte Führung, <strong>Werte</strong> hier verstanden als langfristiger Unternehmenserfolg im Sinne aller Stakeholder. Gibt es dafür eine Vorlage? Malik: Ja, die UGUs, das sind die unternehmerisch geführten Unternehmen. Ein Inhaber oder eine Familie an der Spitze fungieren hier als <strong>Werte</strong>-Generator. Sie stehen mit ihrer Person dafür ein, wie geführt werden soll – <strong>und</strong> tragen dafür Sorge, dass drei einfache, eigentlich selbstverständliche Gr<strong>und</strong>sätze eingelöst werden. Erstens: kaufmännische Zuverlässigkeit. Zweitens: vertrauenserhaltendes Verhalten. Drittens: elementarer, menschlicher Anstand. Dort, wo die Bindung an eine Person noch intakt ist, funktioniert das. Können Sie solche Unternehmen benennen? Malik: Würth, Stihl, Boehringer, Haniel, Oetker als Beispiel für viele andere UGU. Diese sind die Perlen der Wirtschaft. An diesen Beispielen festgemacht: Gibt es einen Managertyp, der werteorientierte Führung verkörpert? Malik: Der echte Leader ist kein Ausstrahlungs- oder Ausdünstungsmensch. Er steht für die Sache, er setzt sich mit allen Kräften dafür ein, ohne sein Leben zu geben. Sehen wir uns die Geschäftsführer <strong>und</strong> Vorstände der UGUs an: Kein Charakter gleicht hier dem anderen, es gibt unterschiedliche Führungstypen, aber einige Gemeinsamkeiten, die wichtig sind. Die weitaus meisten Unternehmer zeigen keinen übertriebenen Egozentrismus, das Auftreten der Personen ist eher unauffällig, sie sind kein Fre<strong>und</strong> der großen Sprüche. Dafür sind lange Verweildauern an der Spitze die Regel ... ... <strong>und</strong> das Gegenteil davon sind die Konzernmanager? Malik: Manche Topmanager schielen nur noch auf den Wert ihrer Aktienoptionen. Das führt zu Entscheidungen, die gegen das Interesse des Unternehmens gerichtet sind. So kommt kein nachhaltiger Erfolg zustande, denn wenn eine schwierige Situation naht, sind die Egozentriker unbrauchbar. Sie taugen nichts in turbulenten Zeiten, weil sie nur ihren persönlichen Karrierenutzen optimieren können, aber nichts für das Gesamtsystem tun. Dieser Typ Egoismus wird pseudo-legitimiert durch MBA-Kurse <strong>und</strong> Consultants. Wie verändert sich dadurch das öffentliche Bild von Manager <strong>und</strong> Führung? Malik: Die Berichterstattung der Medien ist eine Jagd nach den Extremen. Je größer die Verfehlung eines CEO, desto dicker die Schlagzeilen. Sie füllen die Wirtschaftsteile der Medien. Aber unter dieser öffentlichen Wahrnehmung liegt ein ganz anderes Bild. Die wenigsten Manager sind Halunken, ihr Anteil am Ganzen ist minimal. In der überwiegenden Mehrheit handeln die Menschen im Dienste des Unternehmens. Sie sind anständige Mitarbeiter. Nur: Über die wird eben kaum geschrieben. Das Interview führte Axel Gloger. C Service Buchtipps A Fredm<strong>und</strong> Malik: Die neue Corporate Governance. Richtiges Topmanagement. Wirksame Unternehmensaufsicht. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2002, 36 Euro. Dritte Auflage eines Klassikers. Schon 1997, als noch niemand ahnte, welche Corporate-Governance-Probleme auf uns zukommen, schrieb Malik eine Anleitung für wirksame Unternehmensführung <strong>und</strong> -aufsicht. A Fredm<strong>und</strong> Malik: Unternehmenspolitik <strong>und</strong> Corporate Governance. Wie Organisationen sich selbst organisieren. Campus, Frankfurt 2008, 39,90 Euro. K<strong>und</strong>ennutzen über Gewinnorientierung – Fredm<strong>und</strong> Malik erklärt, worauf es bei guter Unternehmensführung ankommt <strong>und</strong> was den Kern von Corporate Governance ausmacht: Customer Value, der Fokus auf Leistungen für den K<strong>und</strong>en. management | 27 managerSeminare | Heft 121 | April 2008
Foto: getty images 18 | management Manager auf Sinnsuche SPIRITUALITÄT IM BUSINESS managerSeminare | Heft 103 | Oktober 2006