Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller
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Preview: AIMega-Trend bewusster Kapitalismus:<br />
Warum Unternehmen vom reinen Profitdenken weg-<br />
müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können<br />
AISinnstiftung: Wie Unternehmen mit Mitarbeitern,<br />
denen materielle Zufriedenheit allein nicht mehr<br />
reicht, umgehen müssen AICharakter statt Charisma:<br />
Warum charismatische Leadership zugunsten informeller<br />
„Grassroots-Leadership“ an Bedeutung verliert<br />
AIMessbare Leistungssteigerung: Wie ideelle Verbesserungen<br />
im Unternehmen auch harte Performancefaktoren<br />
optimieren<br />
In Ihrem Buch „Megatrends 2010“ sprechen<br />
Sie von einem Aufstieg des bewussten Kapitalismus.<br />
Was verstehen Sie darunter?<br />
Patricia Aburdene: Bewusster Kapitalismus<br />
ist ein Megatrend, an dem Mitarbeiter, K<strong>und</strong>en,<br />
Investoren, Manager <strong>und</strong> visionäre<br />
CEOs teilhaben. Bei all diesen Akteuren ist<br />
ein tief greifender <strong>Werte</strong>wandel im Gange.<br />
Und zwar insofern, als ethische Denkweisen<br />
<strong>und</strong> das Prinzip der Verantwortung wiederbelebt<br />
werden.<br />
Welche Entwicklungen in der Wirtschaft sind<br />
ein Indiz für den Perspektivenwechsel?<br />
Aburdene: Beispielsweise die Veränderungen<br />
in der Finanzwelt. Immer mehr Menschen<br />
überlegen bei Investments, welche<br />
<strong>Werte</strong> ein Unternehmen vertritt. Es gibt<br />
auch in Europa bereits mehrere H<strong>und</strong>ert<br />
Investmentfonds, die Gelder nach Corporate-Social-Responsibility-Kriterien<br />
anlegen.<br />
Wir sprechen hier von einem Investitionsvolumen<br />
im Milliardenbereich. Parallel dazu<br />
werden die Konsumentenmärkte immer<br />
management | 27<br />
Wird die Wirtschaft immer wertebewusster? Patricia Aburdene ist davon<br />
überzeugt. Die US-amerikanische Trendforscherin diagnostiziert den Aufstieg<br />
eines bewussteren, „spirituelleren“ Kapitalismus. Im Interview mit<br />
managerSeminare erläutert Aburdene, welche Chancen sie darin für<br />
Unternehmen sieht.<br />
stärker von <strong>Werte</strong>n getrieben. Die wachsenden<br />
Umsätze bei Biolebensmitteln beispielsweise<br />
– hier ist Deutschland gegenwärtig der<br />
weltweit größte Markt – sind ein Zeichen<br />
für ein tief greifendes Umdenken. Auch der<br />
neue Trend „Lohas“ (kurz für Lifestyles of<br />
Health and Sustainability) ist ein Indikator<br />
für den Wandel zu einem bewussten Kapitalismus.<br />
Nachhaltige, ges<strong>und</strong>e Produkte<br />
erreichen in den Vereinigten Staaten bereits<br />
ein Marktvolumen von r<strong>und</strong> 230 Milliarden<br />
Dollar. Andere K<strong>und</strong>en setzen sich mit ihren<br />
Kaufentscheidungen dafür ein, ein Klima<br />
sozialer Gerechtigkeit zu fördern. Erste<br />
Anzeichen des neuen bewussten Kapitalismus<br />
konnte man bereits vor fünf bis zehn<br />
Jahren beobachten. Ich gehe davon aus, dass<br />
sich diese Entwicklung in den nächsten zehn<br />
Jahren weiter fortsetzen wird.<br />
Welche konkreten <strong>Werte</strong> sind aufseiten der<br />
Unternehmen kennzeichnend für einen<br />
bewussten Kapitalismus?<br />
Aburdene: Die Art <strong>und</strong> Weise, wie sich die<br />
weltweite Wirtschaft in den vergangenen<br />
Jahrzehnten entwickelt hat, mit einem starken<br />
Fokus auf den Shareholdern unter Vernachlässigung<br />
aller anderen Interessengruppen,<br />
hat das System instabil werden lassen.<br />
In den Vereinigten Staaten, genauso wie in<br />
Europa, illustrieren immer mehr Studien,<br />
dass ein an Stakeholdern orientiertes Modell<br />
von Wirtschaft sehr viel profitabler ist als<br />
das alte Shareholder-Modell. Daher ist der<br />
wichtigste Wert für Unternehmen eine<br />
holistische, ganzheitliche Perspektive. Wer<br />
nur an den Profit denkt, agiert sehr einseitig,<br />
<strong>und</strong> das führt – über kurz oder lang – zu<br />
Ungleichgewichten, die das Business negativ<br />
tangieren können. Es gibt bereits viele Vorbilder,<br />
von denen man lernen kann. Eine<br />
gute Quelle für entsprechende Ansätze ist<br />
die Liste „Sustainable Business 20“, die seit<br />
sechs Jahren erscheint. Hier finden sich jedes<br />
Jahr zahlreiche europäische Unternehmen,<br />
die für nachhaltige Geschäftspraktiken stehen.<br />
2007 beispielsweise wurde die Schmack<br />
Biogas AG für ihr Engagement im Bereich<br />
der erneuerbaren Energien ausgezeichnet.<br />
2005 gehörten die Umweltbank, Henkel <strong>und</strong><br />
die SolarWorld AG zu den deutschen Preisträgern.<br />
Auch ein bewusst agierender CEO möchte<br />
natürlich Gewinne erwirtschaften, aber<br />
er tut es auf andere Weise als der Mainstream.<br />
Es geht ihm um das Gesamtbild. Sein<br />
Ziel lautet, ein ges<strong>und</strong>es, ganzheitlich agierendes<br />
Unternehmen aufzubauen. Dazu<br />
gehört auch, wieder in längeren Zeiträumen<br />
zu denken <strong>und</strong> sich nicht alleine von Quartalszahlen<br />
antreiben zu lassen, sondern von<br />
einem Prinzip der längerfristigen Profitabilität.<br />
Finanzielle Fülle ist die natürliche Folge<br />
einer solchen Zielsetzung bzw. einer Konstellation,<br />
in der sowohl die Interessen der<br />
Investoren als auch die der Lieferanten, der<br />
K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Mitarbeiter berücksichtigt<br />
werden.<br />
Bleiben wir bei den Mitarbeitern: In Ihrem<br />
Buch schreiben Sie, dass ein persönliches<br />
Bedürfnis nach Spiritualität – im Privatleben<br />
wie in der Geschäftswelt – eine kritische Masse<br />
erreicht hat. Welche Erwartungen entstehen<br />
dadurch gegenüber der eigenen Arbeit? A<br />
managerSeminare | Heft 124 | Juli 2008