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Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller

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managerSeminare | Heft 98 | Mai 2006<br />

Deutschland gilt die Verbindung von <strong>Ethik</strong><br />

<strong>und</strong> Wirtschaft immer noch als Nullsummenspiel<br />

– alles, was die Wirtschaft gewinnt,<br />

geht zu Lasten der <strong>Ethik</strong>, <strong>und</strong> alles, was die<br />

<strong>Ethik</strong> gewinnt, geht zu Lasten der Wirtschaft“,<br />

gibt auch Josef Wieland den Irrglauben<br />

wieder. So müssen die Trainer in ihren<br />

Seminaren häufig zuerst mit Vorurteilen<br />

aufräumen. Zum Beispiel mit dem voreiligen<br />

Schluss, dass alles, was mit Kündigungen<br />

oder Werkschließungen zu tun hat,<br />

unmoralisch <strong>und</strong> schlecht ist. „Das ist natürlich<br />

Quatsch“, erklärt Posé, der für einen<br />

differenzierteren Blick plädiert: „Es gibt<br />

sicher Entlassungen, die nicht in Ordnung<br />

sind. Aber von vornherein zu urteilen, ohne<br />

gründlich geprüft zu haben, nach welchen<br />

<strong>Werte</strong>n gehandelt wurde, ist ethisch ebenfalls<br />

nicht in Ordnung.“<br />

Sogar die Frage: „Handelt ein Unternehmen<br />

unethisch, das eine hervorragende Bi-<br />

lanz hat <strong>und</strong> gleichzeitig 5.000 Mitarbeiter<br />

entlässt?“, ist laut Posé nicht mit einem einfachen<br />

Ja oder Nein zu beantworten. Es ist<br />

eine Frage der so genannten Güterabwägung,<br />

bei der zwei <strong>Werte</strong> gegeneinander<br />

stehen – hier die Loyalität zu den Mitarbeitern<br />

<strong>und</strong> dort die Wirtschaftlichkeit des<br />

Unternehmens. In den Seminaren wird der<br />

Umgang mit solch schwierigen Situationen<br />

an Fallbeispielen besprochen. „Da geht es<br />

beispielsweise darum, dass es einem Unter-<br />

Was <strong>Ethik</strong>trainings leisten können<br />

Ein Seminar alleine reicht nicht aus, um ethisches Handeln in einem Unternehmen zu etablieren. Nötig ist<br />

ein umfangreiches Kulturentwicklungsprogramm. Was die dazugehörigen Trainings, Workshops <strong>und</strong> Seminare<br />

idealerweise beitragen sollten:<br />

1. Den Begriff klären<br />

Wichtig ist es, dass die Führungskräfte eines Unternehmens lernen, wo beim Thema Wirtschaftsethik die<br />

Knackpunkte liegen. Dass es beispielsweise nicht darum geht, alles zu verdammen, was mit Werksschließungen<br />

oder Entlassungen zu tun hat, <strong>und</strong> dass sich <strong>Ethik</strong> <strong>und</strong> wirtschaftlicher Erfolg keineswegs ausschließen.<br />

2. Das Bewusstsein für werteorientierte Führung schärfen<br />

An <strong>Werte</strong>n <strong>und</strong> Leitlinien mangelt es unserer Gesellschaft nicht. Es fehlt jedoch häufig das Bewusstsein für<br />

<strong>Werte</strong>, das durch die intensive Beschäftigung mit den Vorteilen ethischer Unternehmensführung verstärkt<br />

werden kann.<br />

3. Die Unternehmensleitlinien stützen<br />

Der Begriff <strong>Ethik</strong> ist schillernd. Um ihn im Unternehmen operationalisieren zu können, müssen zunächst<br />

diejenigen <strong>Werte</strong> bestimmt werden, an denen sich das Unternehmen ausrichten möchte. Häufig wird ein<br />

so genannter <strong>Ethik</strong>- oder <strong>Werte</strong>kodex erstellt. Diesen sollten die Seminare stützen.<br />

4. Konkretes Verhalten aufzeigen<br />

Oftmals bereitet die Umsetzung der definierten <strong>Werte</strong> im Alltag Schwierigkeiten. Was bedeutet beispielsweise<br />

der Wert Integrität? Muss ich jede Einladung eines K<strong>und</strong>en ausschlagen? In den Seminaren wird an<br />

Fallbeispielen konkretes Handeln erarbeitet.<br />

5. Persönliche <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> Überzeugungen bewusst machen<br />

Eine Position der Stärke <strong>und</strong> der inneren Balance erlangt nur, wer sich mit seinen eigenen <strong>Werte</strong>n <strong>und</strong><br />

Zielen auseinander setzt. In Seminaren werden sich die Führungskräfte häufig zum ersten Mal ihrer eigenen<br />

Wertvorstellungen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>überzeugungen bewusst.<br />

6. Die Argumentationsfähigkeit verbessern<br />

In BWL-Seminaren wird nur selten über die moralische Dimension wirtschaftlicher Entscheidungen debattiert,<br />

das heißt, viele Führungskräfte erkennen sie nicht <strong>und</strong> sprechen auch nicht darüber. Heute aber<br />

müssen sich vor allem hochrangige Führungskräfte der ethischen Dimension bewusst sein, um ihren<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> der Öffentlichkeit ihr Handeln erklären zu können.<br />

7. Handlungskompetenz vermitteln<br />

In <strong>Ethik</strong>-Seminaren werden Führungskräften nicht nur Verhaltensregeln vermittelt. Führungskräfte sollen in<br />

erster Linie selbst die Kompetenz entwickeln, um ethisch f<strong>und</strong>ierte Entscheidungen treffen können. Dazu<br />

lernen sie unter anderem die Kunst der so genannten Güterabwägung.<br />

8. Bedeutung von Ruhe <strong>und</strong> Sachlichkeit hervorheben<br />

Ein sachliches Abwägen von Schaden <strong>und</strong> Nutzen ist schlecht möglich, wenn man sich im hektischen<br />

Tagesgeschäft verrannt hat. Wichtig ist es daher, zunächst den nötigen Abstand zu erlangen. Auch hierfür<br />

gilt es, das Bewusstsein zu stärken <strong>und</strong> geeignete Techniken einzuüben.

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