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Moral, Ethik und Werte - Georg-W. Moeller

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66 | development<br />

managerSeminare | Heft 129 | Dezember 2008<br />

welt – Manager wie Peter Schnell, ehemals<br />

Konzernbevollmächtigter der Deutschen<br />

Bahn in Baden-Württemberg. Schnell hatte<br />

sich im Sommer 2008 auf medienwirksame<br />

Weise in den Ruhestand verabschiedet. Er<br />

beschritt den Jakobsweg in einer Hardcore-<br />

Version: 2.600 Kilometer in 96 Tagen legte<br />

Schnell von seinem Büro in Stuttgart nach<br />

Santiago de Compostela zurück. Den Gr<strong>und</strong><br />

für den Gewaltmarsch, bei dem er acht Kilo<br />

Gewicht verlor <strong>und</strong> zwei Paar Schuhe kaputt<br />

lief, verriet er in einem Interview der Westdeutschen<br />

Allgemeinen Zeitung: „Ich hatte<br />

einen Bammel vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit“,<br />

sagte der Neu-Pensionär.<br />

Das Pilgern, so Schnell, habe ihm sehr geholfen,<br />

mit seiner neuen Lebenssituation klar-<br />

zukommen.<br />

Nachdenken jenseits des atemlosen<br />

Trubels der Welt<br />

Auch jene Berufskollegen Schnells, die noch<br />

weit vom Ruhestand entfernt, dafür aber<br />

dem täglichen Leistungsdruck umso stärker<br />

unterworfen sind, zieht es neuerdings auf<br />

die Pfade des Herrn. So etwa den Schweizer<br />

Tierarzt Dr. Peter Sommerauer, der in leitender<br />

Position in der Lebensmittelüberwachung<br />

des Kantons St. Gallen tätig ist. Sommerauer<br />

machte sich – angeregt durch ein<br />

Buch des spirituellen Autors Paulo Coelho<br />

– erstmals vor sechs Jahren auf den Jakobsweg.<br />

Dabei habe er ein Gefühl der Befreiung,<br />

aber auch Bewusstheit gespürt, erinnert sich<br />

der Inspekteur: „Das Gehen ermöglichte<br />

mir, meine innere Stimme zu hören <strong>und</strong><br />

meine Gedanken in erstaunlicher Klarheit<br />

wahrzunehmen.“<br />

Seit dieser ersten Pilgererfahrung ist<br />

Sommerauer wieder <strong>und</strong> wieder auf dem<br />

Jakobsweg unterwegs. Und zwar längst nicht<br />

mehr allein, sondern mit einer Gruppe von<br />

Gleichgesinnten. Durch M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-<br />

Propaganda – zunächst im Bekanntenkreis,<br />

später darüber hinaus – wurde der Tierarzt<br />

zum Pilgerführer für Manager aus verschiedenen<br />

Branchen. Seine geleiteten Touren<br />

ergänzt er mittlerweile um Seminarabschnitte,<br />

in denen er mit seinen Mitwanderern<br />

gemeinsam an Fragen weiterarbeitet, die<br />

jeder für sich während des Wanderns reflektiert:<br />

„Wo stehe ich gerade? Wo will ich hin?<br />

Was passiert mit mir, während ich auf dem<br />

Weg bin?“<br />

Mit pastoraler Begleitung durchs<br />

Weserbergland<br />

Was Sommerauer als begeisterter Laie<br />

macht, tun die Pastoren <strong>und</strong> Manager-Berater<br />

Peer-Detlev Schladebusch <strong>und</strong> Ralf Reuter<br />

von Berufs wegen: Sie gehen regelmäßig<br />

mit einer bunt gemischten Gruppe von Führungskräften<br />

oder auch mit geschlossenen<br />

Firmengruppen auf Pilgertour. Allerdings<br />

nicht auf dem Jakobsweg, sondern auf einer<br />

alten Route zwischen zwei Klöstern in Niedersachsen<br />

<strong>und</strong> Thüringen. Schladebusch<br />

<strong>und</strong> Reuter sind Pastoren der Evangelisch-<br />

Lutherischen Landeskirche Hannover <strong>und</strong><br />

teilen sich seit 2004 unter deren Dach eine<br />

Stelle als „Spiritual Consultants“.<br />

Als Seelsorger <strong>und</strong> Managerberater in<br />

Personalunion bieten die beiden über das<br />

Pilgern hinaus ein ähnliches Dienstleitungsspektrum<br />

wie andere Berater auch – vom<br />

Einzelcoaching bis zum Seminar. Freilich vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> christlicher <strong>Werte</strong>, die die<br />

Pastoren unaufdringlich auch jenen nahe<br />

bringen wollen, die Gott <strong>und</strong> Kirche nicht<br />

besonders nahe stehen. Allerdings beobachtet<br />

Schladebusch bei Managern in jüngster<br />

Zeit eine zunehmende Offenheit gegenüber<br />

christlichen Inhalten. Eine mögliche Erklärung:<br />

„Viele Führungskräfte beginnen sich<br />

„Viele Führungskräfte beginnen sich<br />

stärker für ihre eigenen religiösen<br />

Wurzeln zu interessieren, wenn sie<br />

erleben, dass ausländische Geschäftspartner<br />

religiös stark verwurzelt sind<br />

<strong>und</strong> daraus Kraft schöpfen.“<br />

Peer-Detlev Schladebusch, Pastor im Kirchenkreis Burgdorf bei<br />

Hannover, Führungskräfte-Coach <strong>und</strong> Beauftragter des Projekts<br />

„Spiritual Consulting – Seelsorge für Führungskräfte“ der<br />

Landeskirche Hannover. Kontakt: PeerSchladebusch@t-online.de

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