Ausgabe - 36 - 2011 - Produktion
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INTERVIEW<br />
Herr Professor Hellmann, 2008<br />
war das beste Jahr der 140-jährigen<br />
Firmengeschichte von<br />
KSB. Wie wirkte sich die<br />
darauffolgende Krise aus?<br />
Unsere Aktivitäten unterteilen wir<br />
in das sogenannte ‚Standard‘- und<br />
das ‚Projektgeschäft‘. Im Bereich<br />
unserer standardisierten Produkte<br />
haben wir die Krise sehr schnell<br />
mitbekommen, da viele Kunden<br />
kurzfristige Investitionen zurückgestellt<br />
hatten. Unser Projektgeschäft,<br />
das zum Beispiel Pumpen<br />
und Armaturen für die Ausrüstung<br />
von Kraftwerken oder anderen<br />
Großanlagen umfasst, hat in der<br />
Regel einen mehrjährigen zeitlichen<br />
Vorlauf. Hier lief das Geschäft<br />
zunächst einfach weiter. Das hat<br />
uns sehr geholfen. Zu dieser Zeit<br />
hatten wir einen Auftragsbestand<br />
von über einer Milliarde Euro. Das<br />
war ein gutes Polster, um die Krise<br />
zu überstehen.<br />
Wie hoch war der Einbruch?<br />
Unser Auftragseingang ist von 2,18<br />
Milliarden Euro im Jahr 2008 auf<br />
1,96 Milliarden im Jahr 2009 zurückgegangen.<br />
Im Jahr 2010 haben<br />
wir mit 2,08 die Talsohle schon<br />
durchschritten und sind wieder<br />
auf dem Weg nach oben.<br />
Welche Erkenntnisse haben<br />
Sie aus der Krise gewonnen?<br />
Die breite Aufstellung, was unsere<br />
Produkte und ihre Anwendungen<br />
betrifft, sowie unsere globale Positionierung<br />
haben sich in der Krise<br />
bewährt. Wettbewerber mit einem<br />
höheren Spezialisierungsgrad<br />
mussten größere Einbußen verkraften.<br />
Was haben Sie noch<br />
aus der Krise gelernt?<br />
Mit qualifizierten Mitarbeitern,<br />
modernen, hochwertigen Produkten,<br />
bei denen man die globalen<br />
Fertigungssynergien nutzt, kann<br />
man sich auch in schwierigen Zeiten<br />
auf den Märkten dieser Welt<br />
behaupten.<br />
Ab wann war<br />
Besserung in Sicht?<br />
Das Standardgeschäft hat bei uns<br />
Ende 2010 wieder kräftig angezogen.<br />
Im Umsatz erreichten die<br />
Konzerngesellschaften gegenüber<br />
dem ersten Halbjahr 2010 ein<br />
Wachstum von 6,1 Prozent auf<br />
970,5 Millionen Euro. Zuwächse<br />
verzeichneten wir in allen Konzernbereichen.<br />
Ihre Prognose für <strong>2011</strong>?<br />
Die Prognose für <strong>2011</strong> wird durch<br />
die Ausweitung der Schuldenkrise<br />
und die damit verbundenen Risiken<br />
für die Entwicklung der Weltwirtschaft<br />
erschwert. Sofern daraus<br />
keine kurzfristigen Konjunktureintrübungen<br />
resultieren, gehen<br />
wir für das Gesamtjahr davon<br />
aus, mit dem Auftragseingang und<br />
dem Umsatz in allen Konzernbereichen<br />
das Niveau des Vorjahres<br />
zu übertreffen. Eine positive Geschäftsentwicklung<br />
erwarten wir<br />
weiterhin im Standardgeschäft mit<br />
8. September <strong>2011</strong> · Nr. <strong>36</strong> · <strong>Produktion</strong> · Unternehmen & Märkte · 9<br />
‚Schuldenkrise erschwert die Prognose für <strong>2011</strong>‘<br />
DIETMAR POLL, PRODUKTION NR. <strong>36</strong> , <strong>2011</strong><br />
Die KSB AG hat die Krise gut überstanden. Nun tut sie sich durch eine außergewöhnliche<br />
Wirkungsgradverbesserung bei Elektromotoren hervor.<br />
Dazu sprach <strong>Produktion</strong> mit Vorstandsmitglied Dieter-Heinz Hellmann.<br />
KSB AG<br />
Pumpen und mehr<br />
KSB zählt mit einem Umsatz von<br />
fast 2 Mrd Euro zu den führenden<br />
Anbietern von Pumpen, Armaturen<br />
und zugehörigen Systemen.<br />
Neben Wasser-, Abwasser-, Energie-,<br />
Gebäude- und Industrietechnik<br />
bietet KSB Produkte und Leistungen<br />
in Mining und Automation.<br />
PROFESSOR DIETER-HEINZ HELLMANN, KSB AG<br />
„Wir erreichen Energieklassen,<br />
die noch gar nicht gesetzlich<br />
vorgeschrieben sind.“<br />
Professor Dieter-Heinz Hellmann,<br />
Vorstandsmitglied KSB AG<br />
Standardprodukten sowie im Service,<br />
während wir für das Projektgeschäft<br />
ein unverändert schwieriges<br />
Marktumfeld prognostizieren.<br />
Welches sind Ihre<br />
wichtigsten Märkte?<br />
Europa ist mit 60 bis 65 Prozent an<br />
unserem Umsatz und Auftragseingang<br />
beteiligt. Wir arbeiten daran,<br />
vor allem in den BRIC-Ländern<br />
weitere Potenziale zu erschließen.<br />
Ihre künftigen Ziele?<br />
Wir werden unsere Wettbewerbsposition<br />
noch stärker ausbauen.<br />
Mit unseren Produkten und<br />
Dienstleistungen wollen wir immer<br />
besser sein als unsere Wettbewerber.<br />
Unsere globale Aufstellung<br />
werden wir weiter ausbauen, um<br />
den Bekanntheitsgrad von KSB<br />
auch außerhalb von Europa weiter<br />
zu steigern.<br />
Welche Strategien fahren<br />
Sie bei den Technologien?<br />
IT-INFRASTRUKTUR SOFTWARE & SERVICE<br />
Unsere technologischen Schwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen<br />
Hydraulik, Werkstoff- und Automatisierungtechnik.<br />
Hier wenden<br />
wir sehr viel Zeit auf, unsere Kernkompetenzen<br />
zu erhalten und<br />
neue Kompetenzen aufzubauen.<br />
Das Thema Energiesparen...?<br />
Für uns stand immer schon der<br />
bestmögliche Wirkungsgrad im<br />
Vordergrund, denn eine besonders<br />
effiziente Pumpe hat von je<br />
her kleinere und damit verbrauchsärmere<br />
Antriebe benötigt.<br />
Energie, die man nicht verbraucht,<br />
muss man nicht erzeugen.<br />
Was treibt Sie aktuell an?<br />
Im Augenblick beschäftigen wir<br />
uns intensiv mit der Wirkungsgradverbesserung<br />
von Elektromotoren.<br />
Wir arbeiten an einer Lösung,<br />
bei der ein Reluktanzmotor<br />
in der Kombination mit einem zugehörigen<br />
Frequenzumrichter<br />
sehr wenig Energie verbraucht.<br />
Hinzu kommt noch, dass unser<br />
Motor keine Magnete benötigt.<br />
Was einen Vorteil beim Thema<br />
‚Seltene Erden‘ darstellt...?<br />
Genau! Somit erreichen wir Energieklassen,<br />
die noch gar nicht gesetzlich<br />
vorgeschrieben sind – in<br />
diesem Fall die zukünftige IE4-<br />
Norm. Viele unserer Pumpenantriebe<br />
haben aus prozesstechnischen<br />
Gründen ohnehin einen<br />
Frequenzumrichter. Mit anderen<br />
Worten: Es ist kein Aufpreis für einen<br />
zusätzlichen Frequenzumrichter<br />
nötig.<br />
Ihre Zukunftsthemen?<br />
Bei uns steht die Nutzbarmachung<br />
von Energieträgern wie der Sonne,<br />
der Wasserkraft und der Biomasse<br />
ganz weit oben auf unserer Themenliste.<br />
Daneben betrachten wir<br />
die Gewinnung und die Aufbereitung<br />
sowie den Transport von sauberem<br />
Trinkwasser als eine der<br />
wichtigsten Aufgaben der Zukunft.