mag a zin magazin - Weiteren - Dr. Bernd Heidenreich
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NR. 04 DEZEMBER 2009<br />
Mit großer Spannung wurde in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt auf den<br />
Beginn der Veranstaltung gewartet. Bild: Privat<br />
und entbehrungsreich gewesen sei. Der Tag der Deutschen<br />
Einheit sei daher für diese Menschen, die sie an diesem<br />
Tag stellvertretend repräsentiere, ein außerordentlicher<br />
Glückstag. Im Anschluss an ihre Einführung las Frau Fleck<br />
abwechselnd mit Ines Veith die zentralen Passagen aus ihrer<br />
Biografie vor, die als bewegende Lebensgeschichte<br />
weltweit für Furore sorgte und auch verfilmt wurde. So<br />
berichtete Jutta Fleck, dass sie 1982 nach zehn abgelehnten<br />
Ausreiseanträgen zusammen mit ihren damals<br />
neun und elf Jahre alten Töchtern einen erfolglosen, aber<br />
folgenreichen Fluchtversuch unternahm: Fleck wurde inhaftiert<br />
und in das berüchtigte DDR-Frauengefängnis Hoheneck<br />
verbracht, die Töchter kamen zunächst in ein Heim<br />
und wurden später ihrem ehemaligen Ehemann übergeben.<br />
In gleicher Intensität, mit der die DDR-Behörden den<br />
Kontakt zwischen Frau Fleck und ihren beiden Töchtern<br />
unterbanden, versuchten sie auch – etwa mit Auftritten<br />
im Staatsfernsehen oder bei öffentlichen Tanzveranstaltungen<br />
– die Kinder zu vereinnahmen und von der Mutter<br />
zu entfremden. Jutta Fleck hatte zwar Glück und wurde<br />
nach zwei langen Gefängnisjahren von der Bundesrepublik<br />
Deutschland als politischer Häftling freigekauft, dennoch<br />
musste sie ihre beiden Kinder im „Arbeiter- und Bauernstaat“<br />
zurücklassen. Und genau hier begann ihr nun<br />
auch öffentlicher Widerstand gegen das DDR-Unrechtsregime:<br />
Jutta Fleck gelangte nach West-Berlin und demonstrierte<br />
regelmäßig am Grenzübergang „Checkpoint<br />
Charlie“, der an der Friedrichsstraße zwischen Berlin-Mitte<br />
und Kreuzberg lag. Indem sie mit Plakaten, auf denen<br />
„Gebt mir meine Kinder zurück“ stand, protestierte, forderte<br />
sie die kommunistischen Machthaber offen heraus.<br />
Unvergessen ist auch ihr Auftritt bei der KSZE-Konferenz<br />
in Helsinki 1985, bei der sie sich ankettete und damit<br />
erreichte, ein persönliches Gespräch mit Bundesaußenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher führen zu können. Nicht<br />
Aus der Partei 7<br />
„Die Frau vom Checkpoint Charlie“ mit ihrer Biografi n Ines Veith. (v. l.) Bild: Roos<br />
zuletzt aufgrund ihres besonderen Engagements wurden<br />
dann schließlich im Jahr 1988 ihre beiden Töchter endlich<br />
aus der DDR entlassen und konnten zu ihr ziehen – ein bis<br />
dahin einmaliger Vorgang in der Historie der DDR: Zum<br />
ersten Mal überhaupt wurde einem DDR-Bürger (dem damaligen<br />
Ehemann von Jutta Fleck) ein bestehendes Sorgerecht<br />
aberkannt und einer zwangsweise ausgebürgerten<br />
Person (Frau Fleck) zugesprochen. Nachdem Jutta Fleck<br />
und Ines Veith diese fesselnden Ereignisse aus der Biografie<br />
der „Frau vom Checkpoint Charlie“ vorgetragen hatten,<br />
berichteten beide auch über ihre zukünftigen Aktivitäten.<br />
Beide kennen sich nunmehr seit 25 Jahren und werden<br />
dieses „silberne Jubiläum“ ihrer Zusammen arbeit in Paris<br />
feiern, wo die französische Übersetzung der Lebensgeschichte<br />
von Jutta Fleck vorgestellt werden wird. Darüber<br />
hinaus leitet Frau Fleck seit September dieses Jahres das<br />
Dokumentationszentrum für das DDR-Regime in der<br />
Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. (red)<br />
Der Kreisvorsitzende der Frankfurter CDU, Innenstaatssekretär Boris Rhein,<br />
erinnert an die Opfer des DDR-Regimes. Bild: Roos