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KUNST- UND KULTURBERICHT DER STADT ... - Kulturserver Graz

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2011 aufgrund ihrer Projekteingaben Mag a Angelika Reitzer<br />

und Dr. Max Höfler ausgewählt:<br />

Aus den Jurybegründungen:<br />

„Angelika Reitzer hat in den letzten fünf Jahren durch drei<br />

Buchpublikationen auf sich aufmerksam gemacht: In den beiden<br />

Romanen „Taghelle Gegend“ (2006) und „unter uns“ (2010) sowie<br />

dem Prosaband „Frauen in Vasen“ (2007) überzeugt sie<br />

durch eine klare und sachliche Sprache, mit der sie dichte Atmosphären<br />

und intensive Bilder von nachhaltiger poetischer<br />

Kraft schafft. Indem sie diese durch Perspektivenwechsel und<br />

einer beinahe filmisch wirkenden Schnitttechnik bricht, dringt<br />

sie hinter den schönen Schein der Gesellschaft vor. Ihre<br />

Figuren – es sind meist Frauenfiguren, die im Zentrum des<br />

fragmentarisch erzählten Geschehens stehen – sind zwar in<br />

einem konkreten Hier und Jetzt einer liberalen Wohlstandsgesellschaft<br />

verankert, doch befinden sie sich je auf einer<br />

diffusen Suche, der ihren Blick auf die Umgebung schärft.<br />

Angelika Reitzer gelingen in ihrer Prosa feine, kritische Porträts<br />

gesellschaftlicher Segmente, von jungen Künstlerinnen bis<br />

dominanten Großmüttern, von Freundschaften in Schwebe und<br />

Freundeskreisen, die am Problem eines Einzelnen scheitern.<br />

Doch sie schreibt auch Lyrik und dramatische Texte; sie ist eine<br />

produktive Schriftstellerin, deren einprägsame Stimme aus<br />

der österreichischen Literaturlandschaft nicht mehr wegzudenken<br />

ist.“<br />

„Max Höfler trat in der literarischen Öffentlichkeit der Stadt<br />

<strong>Graz</strong> und darüber hinaus seit nunmehr rund 10 Jahren als<br />

origineller Sprachakrobat in Erscheinung, der mit Elementen<br />

aus unterschiedlichen Formtraditionen raffiniert zu jonglieren<br />

L I T E R A T U R<br />

weiß. Trotz ihrer rhetorischen Exzentrik sind Höflers Sprachspiele<br />

keineswegs selbstzweckhaft: In Bezugnahme auf den<br />

Dadaismus und die Nachkriegs-Avantgarde (Wiener Gruppe)<br />

setzt der Autor sprachsatirische Verfahren mit Kalkül zur Durchleuchtung<br />

landläufiger Wirklichkeitskonstruktion ein.<br />

Während sein Debütroman „texas als texttitel“ (Ritter Verlag<br />

2010) männlich-chauvinistische Geschichtsbilder und damit<br />

assoziierte, die gesellschaftlichen Widersprüche übertünchende<br />

Erzählweisen aufs Korn nimmt, setzt sich Höfler<br />

in dem – in Auszügen für das Literaturstipendium der Stadt <strong>Graz</strong><br />

eingereichten, bislang unpublizierten – Text „wies is, is“ mit der<br />

bewusstseinssteuernden Wirkung von Mythen auseinander,<br />

die darauf abzielt, den Krieg als naturgegebenes Verfahren zur<br />

Konfliktbewältigung zu legitimieren. Das Skandalöse am<br />

Bewusstseinsschwindel der Sagen liege laut Höfler darin<br />

begründet, dass sich die ihnen imanenten martialischen<br />

Haltungen seit jeher und ungebrochen tagtäglich in unsere<br />

Gehirne – und das vom Kindesalter an – einschleichen.<br />

Aus der Dekonstruktion des Mythos vom Krieg als Naturgesetz<br />

folgt für Max Höfler naturgemäß die Zersetzung vermeintlich<br />

„naturgegebener“ Erzählformen. Um herkömmliche Weisen der<br />

Narration zu unterlaufen, bedient sich der Autor in „wies is, is“<br />

folgender Strategien: Da ist zum einen die verschachtelte Konstruktion<br />

seines Prosatextes, der gleichsam als ein im Entstehen<br />

begriffenes „komödienstück“ eingerichtet wird, zum<br />

anderen die Exotik der Stoffwahl in bezug auf die „Binnenerzählung“,<br />

die Material aus der altindischen Sage um den Gott<br />

Rama und den kriegerischen Affenkönig Hanuman („Ramajana“)<br />

verwendet. Als augenfälligste Strategie der Verfremdung erweist<br />

sich freilich das Sprachkostüm des Erzählers: Dessen<br />

Neigung, brachiale Gewalt comic-haft zu überzeichnen, seine<br />

vorgeschützte Naivität und vermeintliche stilistische Schnitzer<br />

<strong>KUNST</strong>- <strong>UND</strong> <strong>KULTURBERICHT</strong> 2011<br />

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