Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />
und eine Standardlösung gibt es nie. Wir benötigen unendlich viel Wissen über die<br />
Krankheit. Wir müssen den Verlust der Zuneigung verstehen, der sich auf Seiten der<br />
Angehörigen zeigen kann, aber auch die bedingungslose Liebe, die keine Hilfe von außen<br />
zulässt, nicht zu vergessen, welche Anstrengungen die Demenzkranken unternehmen,<br />
damit sie nicht auffallen, oft mit den abwertenden Bemerkungen „sie haben eine gute<br />
Fassade“ kommentiert.<br />
Anbieter von niedrigschwelligen Angeboten und Angehörige müssen gemeinsam überlegen<br />
und miteinander kommunizieren. Zusammenarbeit gelingt nur mit Wertschätzung und<br />
Akzeptanz. Angehörige benötigen zur Entscheidung für und bei der Akzeptanz von Hilfsangeboten<br />
persönliche Beratung. Ein vertrauensvoller Gesprächspartner, der sich mit<br />
Widerständen auseinandersetzt („<strong>Da</strong>rf ich meinen Mann überhaupt in fremde Hände<br />
geben?“ „Habe ich versagt?“ Ist mein Mann zumutbar?“) und ihnen vor allem Mut macht<br />
und Anerkennung ausspricht, bewirkt da Wunder.<br />
Ohne Angehörigenberatung und Vernetzungsarbeit werden niedrigschwellige Angebote<br />
schnell aus der Landschaft verschwinden, davon bin ich fest überzeugt.<br />
Zurück zu Herrn und Frau Meier.<br />
Nach zwei Beratungsgesprächen <strong>war</strong> Frau Meier wieder bereit, ihren Mann in die Betreuungsgruppe<br />
zu geben. Die Mitarbeiterinnen in der Betreuungsgruppe versuchten, sie mehr<br />
zu integrieren und Anerkennung auszusprechen für ihre geleistete Arbeit. Nach und nach<br />
gelang es Frau Meier, die nun gewonnene Freizeit auch für sich zu nutzen.<br />
Neben umfangreichem Fachwissen, Methodenvielfalt und persönlichen Erfahrungen<br />
benötigt ein Berater eine professionelle Grundhaltung im Sinne meiner Ausführungen am<br />
Anfang meines Vortrags und dazugehörige Rahmenbedingungen (Trägerneutralität, kostenlose<br />
oder kostengünstige Beratung, gerontospsychiatrische, demenzspezifische Beratungskompetenz).<br />
Angehörige kommen freiwillig zu uns. Sie sollten erfahren, dass sie nicht alleine sind und<br />
dass es eine Einrichtung gibt, an die sie sich stets wieder wenden können. Die Gespräche<br />
erfordern Zeit, Geduld und gelingen nur mit einer vertrauensvollen Beziehung. Immer<br />
muss ich mich mit den vielen „Ja, aber“ auseinandersetzen. Unsere Aufgabe ist es, die<br />
Angehörigen von moralischem Druck zu entlasten und zur Selbstpflege und frühzeitigen<br />
Annahme von Hilfe zu ermutigen.<br />
Zur psychosozialen Begleitung gehört bei uns eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten:<br />
� Angehörigenschulungen „Hilfe beim Helfen“ in Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse<br />
� Angehörigengruppen für Ehepartner und Töchter/Schwiegertöcher<br />
� Selbsthilfegruppen für Demenzkranke und ihre Ehepartner<br />
� Gedächtnistraining für Menschen mit einer beginnenden Demenz und für Menschen<br />
mit einer fortgeschrittenen Demenz<br />
� Betreuter Urlaub für Angehörige mit oder ohne Demenzkranke in „Haus Haard“,<br />
Oer-Erkenschwick<br />
7