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Da war doch noch was – - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

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Christel Schulz, Mai 2009, Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. <strong>–</strong> Demenz-Servicezentrum Ruhr<br />

„Demenz in der Familie <strong>–</strong> psychosoziale Beratung und<br />

Unterstützung in Bochum“<br />

1. Einleitung<br />

2. Zahlen, <strong>Da</strong>ten, Fakten<br />

3. Psychosoziale Beratung und Begleitung<br />

4. Perspektiven<br />

1. Einleitung<br />

„<strong>Da</strong> <strong>war</strong> <strong>noch</strong> <strong>was</strong>…“, so der Titel Ihrer heutigen Fachtagung, heißt für mich auch „da ist<br />

<strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“. Dieses „<strong>Da</strong> ist <strong>doch</strong> <strong>was</strong>…“, sind die vielen Fragen und Probleme, die uns<br />

im Zusammenhang mit der Demenz immer wieder beschäftigen, manchmal rat- und mutlos<br />

machen.<br />

„Demenzkranke Menschen sind störend im Gesundheitssystem“, sagte mir neulich mein<br />

Orthopäde, „man kann nicht richtig mit ihnen sprechen, es dauert ewig, bis sie im Röntgenraum<br />

aus- und angezogen sind, die Angehörigen erzählen einem ihre halbe Lebensgeschichte<br />

und hören nicht zu, es ist schrecklich.“ Es wäre ein Leichtes, sich über diese<br />

Aussage aufzuregen, aber im Rahmen der Gesundheitsreform erhält ein Arzt 34 Euro im<br />

Quartal inklusive der Röntgenaufnahmen, da sind Demenzkranke ein Störfaktor. Oder in<br />

der ambulanten Pflege: Meist wird erst im mittleren Stadium der Demenzkrankheit ein<br />

Pflegedienst hinzugezogen. <strong>Da</strong> behauptet Frau Müller, sie habe längst gebadet. Der<br />

Ehemann erregt sich über diesen Unsinn. Die Altenpflegerin ist schon spät dran und nun<br />

soll schnell gebadet werden. <strong>Da</strong>ss das nicht gelingen kann, wissen Sie viel besser als ich.<br />

Demenzkranke stören also auch in den zeitlich eng gesetzten Grenzen der ambulanten<br />

Pflege.<br />

In der Häuslichkeit gibt es enorm viel Stress, unsägliche Diskussionen über die alltäglichen<br />

Dinge des Lebens. Die Beziehung zwischen alten Ehepartnern kann giftig, unfreundlich<br />

oder auch bösartig werden. Die Kinder versuchen Hilfe zu organisieren: „Mutter, Du<br />

brauchst Entlastung!“ Die Mutter ist enttäuscht, dass die Kinder entlasten und nicht unterstützen<br />

wollen. Der alte Herr will überhaupt nicht zum Arzt oder in die Tagespflege und<br />

Mutter sagt: „Fremde Leute kommen mir nicht ins Haus.“ Auch hier ist ein Störfall eingetreten<br />

und der größte Wunsch ist, dass die Störung aufhört.<br />

<strong>Da</strong>s setzt sich fort, sei es im Heim oder Krankenhaus. Zuerst einmal stören demenzkranke<br />

Menschen. Wir können schlecht oder gar nicht verbal mit ihnen kommunizieren. Sie<br />

schreien, sie laufen weg, sie sagen völlig verrückte Sachen, z.B. dass sie zu ihrer Mutter<br />

wollen oder nach Hause, sie schmieren unter Umständen mit Kot und behaupten, sie hätten<br />

sauber gemacht, legen ihr Gebiss neben den Essteller, können nicht selbständig<br />

essen, müssen infolge der Inkontinenz gewindelt und gewickelt werden.<br />

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