Calvin and Missions - World Evangelical Alliance
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30 <strong>Calvin</strong> <strong>and</strong> <strong>World</strong> Mission<br />
Am 15. Juli 1555 schiffte er sich in Havre ein und langte im November<br />
in der Gegend von Rio de Janeiro an. Wir besitzen den Text eines Briefes<br />
an <strong>Calvin</strong>, in welchem Villegaignon seine Erlebnisse in Brasilien bis zum<br />
31. Dezember 1557 (Datum des Briefes, vgl. Corp. Ref. Ca. Br. Nr. 2672)<br />
erzählt. Der Anfang war überaus schwer. Das L<strong>and</strong> war gänzlich unbebaut,<br />
Märkte gab es nicht, die Ernährung machte Schwierigkeiten. Die Portugiesen,<br />
die das betreffende Gebiet beanspruchten, ohne dass sie es hätten besetzen<br />
und behaupten können, nahmen eine unfreundliche Haltung ein,<br />
ebenso die wilden, rohen Eingeborenen, deren Umgang auch für die mitgebrachten<br />
Sträflinge eine große sittliche Gefahr bedeutete. Die Enttäuschungen<br />
bewirkten eine solche Entmutigung, dass manche, welche aus<br />
Rücksichten der Freundschaft mitgezogen waren, bald die Rückreise antraten.<br />
Er selbst aber – so schreibt er mit schönen Worten an <strong>Calvin</strong> –<br />
wollte sich nicht abschrecken lassen, auf den Bau des Reiches Christi dieselbe<br />
Sorgfalt zu verwenden, die er früher den weltlichen Dingen gewidmet<br />
hatte; da es sich um Christi Sache h<strong>and</strong>elte, habe er Vorwürfe und<br />
Verleumdungen ertragen und auf Christus gebaut.<br />
Um die Kolonie gegen die Feindseligkeiten und Einflüsse der Eingeborenen<br />
abzuschließen, verlegte er sie auf eine 2000 Schritte vom Festl<strong>and</strong><br />
entfernte Insel, die er nach dem hohen Protektor des Unternehmens<br />
Coligny nannte. Sie wurde in harter Arbeit befestigt. Weil die insulare Abgeschlossenheit<br />
den unzüchtigen Verkehr mit den Weibern der Eingeborenen<br />
abschnitt, zettelten 26 jener Tagelöhner eine Verschwörung an<br />
gegen Villegaignons Leben. Sie wurde ihm in letzter Stunde verraten.<br />
Durch entschlossenes Auftreten wurde er ihrer Herr. Der Haupträdelsführer<br />
wurde aufgeknüpft, die übrigen erlangten Verzeihung, da er sich seiner<br />
Leute nicht allzusehr entblößen konnte. Er erzählt: er habe nicht unterlassen,<br />
seine Umgebung nach Vermögen unter den Einfluss der christlichen<br />
Religion zu stellen, indem er Morgen- und Abend<strong>and</strong>achten anordnete;<br />
dadurch sei erreicht worden, dass der Rest des Jahres ruhiger<br />
verlief. Villegaignon hatte bald nach der L<strong>and</strong>ung eingesehen, dass eine<br />
Vermehrung der reformierten Kolonisten der Unternehmung förderlich<br />
werden müsste, und deshalb mit den nach Europa zurückfahrenden<br />
Schiffen Briefe an Coligny und <strong>Calvin</strong> geschickt, in welchem er um Zusendung<br />
frommer Leute und um Prediger bat, zur innern Befestigung der<br />
Kolonie und zur Ausbreitung des Reiches Christi.<br />
Coligny unterstützte seine Bitte, und in Genf gewährte man sie gern.<br />
Zwei Geistliche wurden von der Genfer Kirche abgeordnet: Peter Richer,<br />
genannte de l’Isle, früher Karmelitermönch, Doktor der Theologie, und<br />
Wilhelm Chartier, von Vitré, vornehmen Ursprungs. Sie verließen Genf