Calvin and Missions - World Evangelical Alliance
Calvin and Missions - World Evangelical Alliance
Calvin and Missions - World Evangelical Alliance
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Schlatter: <strong>Calvin</strong> und die Mission (1909) 35<br />
nehmen. Dass dasselbe scheitern musste, ist ja klar, auch wenn die Unlauterkeit<br />
und Unbrauchbarkeit eines Villegaignon nicht in Betracht gezogen<br />
wird. Auch die beste, treuste Führung hätte es nicht auf die Dauer zu<br />
halten vermocht angesichts des Abhängigkeitsverhältnisses, in welchem es<br />
sich zur katholischen Regierung Frankreichs bef<strong>and</strong>; eine Kolonialmission<br />
war ja damals nur denkbar innerhalb der Konfession des Mutterl<strong>and</strong>es. Die<br />
erste – freilich verunglückte <strong>Missions</strong>tat der evangelischen Kirche darf<br />
diese Unternehmung immerhin genannt werden; sie ist ein Beweis für den<br />
heroischen Opfersinn und den starken Ausbreitungstrieb, welche von <strong>Calvin</strong><br />
ausgingen.<br />
Wir gehen über zu der Frage: Wie dachte der Genfer Reformator von der<br />
Heidenmission? Es ist nicht gerade vieles, was sich aus seinen zerstreuten<br />
Äußerungen zu dieser Frage ergibt, und sie treten nicht in erheblichem<br />
Maße heraus aus dem Rahmen reformatorischer Gesamtanschauung. Er<br />
teilt mit den <strong>and</strong>ern Reformatoren das Staunen über die große Ausdehnung<br />
der Mission durch die Apostel selbst. Er redet zu Ps. 22. 28 davon, wie<br />
Christus gleich einem Blitz die Welt von Aufgang bis Untergang durchdrungen<br />
habe, um von allen Seiten die Völker in die Kirche herbeizuholen,<br />
und Ps. 110. 3 („Deine Kinder werden dir geboren wie der Tau aus der<br />
Morgenröte“) legt er folgendermaßen aus: „Ich zweifle nicht daran, dass<br />
David hier Gott preist um der Mehrung des Volkes Christi willen. Die<br />
Kinderschar oder den Nachwuchs, der geboren werden soll, vergleicht er<br />
also mit dem Tau; denn er soll wachsen auf außerordentliche Weise. Jedermann<br />
ist erstaunt, die Erde befeuchtet zu finden, ohne dass man doch<br />
den Tau fallen sah – so wird, sagt David, Christo ein zahlloser Nachwuchs<br />
erwachsen, der die ganze Erde bedecken soll … Dass dies aber nicht nur so<br />
unbesonnen angekündigt worden ist, zeigt die Erfahrung, denn es ist unglaublich,<br />
wie eine so große Menge in so geringer Zeit in Christi Reich<br />
gesammelt werden konnte, und dies einzig durch die Stimme des Evangeliums,<br />
während die ganze Welt wütend widerst<strong>and</strong>.“<br />
<strong>Calvin</strong> hat gelegentlich, wie auch Luther und Melanchthon taten, von<br />
dieser apostolischen Ausbreitungsarbeit in einer Weise geredet, dass man<br />
meinen könnte, er schreibe den Aposteln die zum Abschluss gebrachte<br />
Evangelisation des Erdreiches zu (diese Anschauung von der apostolischen<br />
Mission kennzeichnete die nachfolgende Orthodoxie, und vermöge derselben<br />
hat diese eine Wiederaufnahme der Ausbreitungsarbeit abgelehnt).<br />
So kann er z.B. sagen: „Nach Christi Auferstehung begannen die Grenzen<br />
des Reiches Gottes in die Weite und Breite unter alle möglichen Nationen<br />
ohne Unterschied ausgedehnt zu werden, und wurden nach Christi Wort<br />
die Gläubigen von allen Seiten gesammelt.“