Calvin and Missions - World Evangelical Alliance

Der Missionsgedanke bei Kalvin (1934)
ERNST PFISTERER
Studienrat Ernst Pfisterer, Bochum, war Calvinforscher (z.B. „Calvins Wirken
in Genf“).
Erschienen in Neue Allgemeine Missionszeitschrift 1934: S. 93-108.
Das Material zu dem vorliegenden Aufsatz ist einerseits entnommen der
Institutio Kalvins, deutsche Übersetzung von Karl Müller, Neukirchener
Verlag; andrerseits E. Doumergue, Jean Calvin, Les hommes et les choses
de son temps, 4. Band, La pensée religieuse de Calvin, Lausanne 1910. Die
Übersetzung der Zitate aus Doumergue stammt von mir. Außerdem habe
ich herangezogen W. Schlatter, Kalvin und die Mission, Evangelisches
Missionsmagazin, Neue Folge 1909, 53. Jahrgang; für Luthers Großen
Katechismus die Ausgabe von Luthers Werken, herausgegeben von Buchwald
u.a., 3. Auflage 1905.
I.
1. Das Heidentum kennt Kalvin nach diesem Material nur aus der Bibel
und der antiken Literatur. Irgendeine Spur, dass er eine nähere Kenntnis
der neuentdeckten heidnischen Völker hätte oder sich mit dem Islam befasst
hätte, lässt sich nicht finden. Für den Franzosen Kalvin waren eben
die Türken nicht die Realität wie für Luther und die Deutschen, deren Land
aufs Schwerste durch sie bedroht war (Türken vor Wien 1529). Doch hat
Kalvin ohne allen Zweifel sich mancherlei über die brasilianischen Indianer
berichten lassen; denn Jean de Léry, einer der Teilnehmer an dem Villegaignonschen
Abenteuer, von dem später noch zu reden sein wird, ist
nach seiner Rückkehr aus Brasilien in Genf wieder seinem Schuhmacherhandwerk
nachgegangen, hat 1559 geheiratet und ist erst nach 1560, offenbar
in der Zeit der ungeheuren Nachfrage nach Pfarrern wegen des raschen
Aufblühens der protestantischen Gemeinden in Frankreich, Pfarrer zuerst
in Frankreich, dann in Bern geworden. Dass er sich an der nur zwei Monate
dauernden Missionsarbeit unter den Topinambu-Indiandern beteiligt hat,
geht aus seinem Bericht über seinen Aufenthalt in Brasilien hervor, der
sogar eine Liste von Wörtern der Eingeborenensprache enthält. Durch ihn
hat also Kalvin Nachrichten über das Leben und Treiben heidnischer Völ-
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