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Calvin and Missions - World Evangelical Alliance

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Kochs: <strong>Calvin</strong> und die Mission (1909) 43<br />

unterscheidet sich auch <strong>Calvin</strong> in der Ausschaltung des <strong>Missions</strong>gedankens<br />

aus seinem System nicht grundsätzlich von den übrigen Reformatoren,<br />

speziell der lutherischen Kirche. Auch er sieht den <strong>Missions</strong>befehl Jesu<br />

durch die Apostel und ihre Schüler erfüllt. In seiner Auslegung des <strong>Missions</strong>auftrages<br />

Matth. 28 macht er allerdings die richtige Bemerkung, dass<br />

die <strong>Missions</strong>verheißung des letzten Verses nicht auf die Apostel zu beschränken<br />

sei, sondern der Kirche aller Zeiten gelte, auch den schwachen<br />

und ängstlichen Seelen unter den Kirchenlehrern der Gegenwart. Aber<br />

leider zieht er daraus nicht die Konsequenz, dass dann auch der <strong>Missions</strong>befehl<br />

nicht auf die Apostel und ihre Zeit beschränkt werden darf. Bei der<br />

Auslegung von Matth. 24, 14 („es wird gepredigt werden das Evangelium<br />

vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker und<br />

dann wird das Ende kommen“) macht <strong>Calvin</strong> sich selbst den Einwurf, dass<br />

es doch auch Antipoden und eine ganze Menge weit entfernt wohnender<br />

Völker gebe, zu denen noch nicht der geringste Schall des Evangeliums<br />

gedrungen sei. Doch weit entfernt, aus dieser Tatsache die Verpflichtung<br />

zu dauernder <strong>Missions</strong>tätigkeit herzuleiten, begnügt er sich mit der Bemerkung,<br />

dass der Herr offenbar nicht an alle einzelnen L<strong>and</strong>striche der<br />

Erde denke, auch keine bestimmte Zeit für die Ausbreitung des Evangeliums<br />

angegeben, nur den Tag seiner Wiederkunft als Schlusstermin für<br />

die Evangelisierung der Welt genannt habe. So weicht er auch an dieser<br />

Stelle aus, wo es doch fast kein Ausweichen gab. Bei Matth. 9, 38 („die<br />

Ernte ist groß“) gibt er ausdrücklich zu verstehen, dass er ebenso wie die<br />

<strong>and</strong>ern Reformatoren die verweltlichte Christenheit als das <strong>Missions</strong>gebiet<br />

der Kirche ansieht: die Bitte um Arbeiter in der Ernte sei niemals zeitgemäßer<br />

gewesen, als in der Zeit der gegenwärtigen Verwilderung und<br />

Verwüstung der Kirche. Was endlich <strong>Calvin</strong>s Lehre von der Prädestination<br />

betrifft, die dem <strong>Missions</strong>trieb den Lebensnerv abzuschneiden scheint, so<br />

ist zu bedenken, dass er eine allgemeine Berufung durch die Wortverkündigung<br />

als Grundlage für die besondere Berufung ansieht. Damit hatte<br />

er auch die innere Ermächtigung, die Aufforderung zu bestimmter <strong>Missions</strong>übung,<br />

als ihm dieselbe von <strong>and</strong>erer Seite nahegelegt wurde, mit<br />

freudigem Eifer aufzugreifen. Wie hätte der Mann mit dem weltweiten<br />

Horizont für seine reformatorische und evangelistische Tätigkeit auch Bedenken<br />

tragen sollen, im Einzelfalle auch einmal über die Grenzen der<br />

Christenheit hinauszugehen?<br />

Zum Verständnis dieses höchst merkwürdigen und allerersten evangelischen<br />

<strong>Missions</strong>versuches muss von vornherein darauf hingewiesen werden,<br />

dass er nicht selbständig, sondern nur als Nebenzweck eines Kolonisationsprojektes<br />

unternommen wurde, also nur als Anhängsel eines politischen

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