Calvin and Missions - World Evangelical Alliance

Kochs: Calvin und die Mission (1909) 45
bezüglichen) Schriftstellen wurden sie von dem Genfer Predigerkollegium
feierlich abgeordnet und zu treuer Amtsführung ermahnt, worauf sie das
Bekenntnis ablegten, die Fahrt nach Amerika antreten zu wollen, um das
Evangelium dort auszubreiten. Am 19. November 1556 fuhren die Genfer
nebst 200 neuen Ansiedlern hinüber.
Mit allen Ehren nahm sie Villegaignon im März 1557 in Empfang. Leider
ist das ganze Unternehmen an der Niederträchtigkeit dieses elenden
Menschen gescheitert, der gar bald seine Maske abwarf und sich als verkappter
Römling entpuppte. Verfolgung und Bedrängnis aller Art, Vertreibung
und Märtyrertum war das Los der meisten Ansiedler. So bewundernswert
auch die Energie und Weisheit war, womit die Prediger die
ersten schwierigen Vorarbeiten zum Missionswerk und die ersten
Missionsversuche unternahmen, so war doch von dauernden Erfolgen
keine Rede, weil der Gouverneur fünf der Ansiedler hinrichten ließ und die
übrigen in die Heimat zurücktrieb.
So ist die Erstlingsblüte des späteren großen Missionsfrühlings der
evangelischen Kirche dahingewelkt, ehe sie Frucht ansetzen konnte. Zu
früh hatte sie sich hervorgewagt. Es war noch nicht Missionszeit. Im Reiche
Gottes hat alles seine Stunde. Doch ist dieser misslungene Erstlingsversuch
ein mächtiger Beweis, dass der jungen Reformationskirche Missionssinn
und Missionstrieb nicht gänzlich gefehlt und sie für die
Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden, als sie dazu aufgefordert
wurde, auch große Opfer nicht gescheut hat. Dass aber das hoffnungsvolle
Unternehmen sich mit dem Namen Johann Calvin verbindet, ist auch ein
Beitrag zur Würdigung des großen Reformators in seinem Jubiläumsjahre.