Calvin and Missions - World Evangelical Alliance
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50 <strong>Calvin</strong> <strong>and</strong> <strong>World</strong> Mission<br />
eine abergläubische Verehrung nicht annimmt, raubt man ihm, was man<br />
den Götzenbildern gibt. Gegen dieses Urteil helfen keine Ausflüchte“ (Inst.<br />
I,11,9).<br />
4. Aber „trotz seines Falles und seiner Verkehrung ist der Menschengeist<br />
noch immer mit ausgezeichneten Gottesgaben bekleidet und geschmückt.<br />
Wenn wir bedenken, dass Gottes Geist die einzige Quelle der Wahrheit ist,<br />
so werden wir die Wahrheit selbst weder verwerfen noch verachten, wo sie<br />
sich auch findet, wenn <strong>and</strong>ers wir nicht dem Geiste Gottes eine Schmach<br />
antun wollen: wer die Gaben Gottes geringachtet, verwirft und verschmäht<br />
ihn selbst.“ Nachdem Kalvin als Beispiel die Leistungen des Altertums auf<br />
den verschiedensten Gebieten (Recht, Politik, Philosophie, Literatur, Medizin,<br />
Mathematik) angeführt hat, schließt er mit den Worten: „Müssen wir<br />
also sehen, dass, mit der Schrift zu reden, der ‚natürliche‘ Mensch noch<br />
solchen Scharfsinn und solche Geschicklichkeit im Durchdenken irdischer<br />
Dinge besitzt, so wollen wir dadurch ermessen lernen, wie viele gute Gaben<br />
der Herr der Menschennatur noch gelassen hat, auch nachdem sie des<br />
wahren Gottes beraubt ward“ (Inst. II,2,13-15).<br />
Sind nun auch „alle guten Seiten, die im Leben der Ungläubigen und<br />
Götzenanbeter auftreten, Gaben Gottes“, so sind diese Menschen doch<br />
nicht „einer Belohnung, sondern vielmehr einer Bestrafung“ würdig, weil<br />
„ihre Werke durch die Unreinigkeit des Herzens von Anbeginn an verderbt<br />
sind“ (Inst. III,14,3).<br />
II.<br />
1. Entsteht nun den Christen nicht die Aufgabe, nach Maßgabe der ihnen<br />
verliehenen Gaben die Heiden vor dieser Bestrafung zu bewahren? Kalvin<br />
antwortet darauf im Kommentar zum Galaterbrief: „Gott legt uns das Heil<br />
aller Menschen ohne Ausnahme ans Herz, wie Christus für die Sünde der<br />
ganzen Welt gelitten hat.“ So ist also Jesu Leiden für die Sünde aller Menschen<br />
die Grundlage für die Arbeit auch an den Heiden.<br />
2. Nun gründet Kalvin die Verpflichtung des Christen den Heiden gegenüber<br />
nicht etwa auf den <strong>Missions</strong>befehl Matth. 28,19 oder Mark. 16,15,<br />
sondern auf seine Verpflichtung dem Nächsten gegenüber:<br />
„Christus zeigt in der Erzählung von dem Barmherzigen Samariter, dass<br />
unter dem Nächsten auch jeder ganz fremde Mensch zu verstehen ist, so<br />
dass wir nicht etwa das Liebesgebot auf den Kreis unserer Verw<strong>and</strong>tschaft<br />
beschränken dürfen. Gewiss sollen wir Menschen, die uns besonders verw<strong>and</strong>tschaftlich<br />
nahestehen, auch mit besonderer Teilnahme unterstützen;<br />
dergleichen streitet nicht wider Gott, sondern ist durch Gottes Vorsehung