Calvin and Missions - World Evangelical Alliance

Calvin und die Mission (1909)
ERNST KOCHS
Pastor Ernst Kochs († 1953) war bis 1937 Pfarrer in Emden und veröffentlichte
einige größere Studien über 400 Jahre Geschichte und Struktur der
Reformierten Kirche in Ostfriesland am Ende des 18. und am Beginn des 19.
Jahrhunderts.
Original von „Reformirte Kirchen-Zeitung“ (Nürnberg) Band. 32 (1909), S. 322-324, dort ist
die Quelle mit „Monatsblatt der Norddeutschen Missions-Gesellschaft“ angegeben.
Das Jahr 1909 steht unter dem Zeichen des großen Reformators Johann
Calvin, dessen Bedeutung für den Gesamtprotestantismus gar nicht hoch
genug gewertet werden kann. Sollte er, der aus seiner tiefen Schrifterkenntnis
und seiner reichen christlichen Erfahrung heraus in den bestehenden
und entstehenden Kirchen so mannigfaltige Kräfte entbunden
und der Christenheit seiner Zeit und aller Zeiten so unschätzbare Antriebe
gegeben hat, für die vornehmste Aufgabe der Christenheit, die Ausbreitung
des Königreichs Gottes unter den nichtchristlichen Völkern, gänzlich blind
gewesen sein? Um die Antwort vorwegzunehmen: „Für die Mission im
ganzen ist er ebenso blind gewesen, wie die übrigen Männer der Reformation.“
Wenn sich jedoch gerade bei Calvin wenigstens ein Ansatz zum
Missionssinn und sogar zu praktischer Missionsübung findet, so fällt das
gegenüber der bewusst ablehnenden Stellung der übrigen Reformatoren um
so nachdrücklicher und erfreulicher ins Gewicht.
Dass die Reformatoren unserer Kirche sich einer Missionsverpflichtung
weder theoretisch noch praktisch bewusst geworden sind, ist für den Missionsfreund
eine immer aufs neue befremdliche Tatsache. Die Tatsache ist
um so auffallender, als man doch in der zeitgenössischen katholischen Kirche
einen neu erwachten Missionstrieb vorfand. Aber man dachte nicht
daran, diese falsche katholische Missionsmethode nach evangelischen
Grundsätzen umzugestalten, vielmehr war das Missionsinteresse in den
Gedanken der Reformatoren vollständig ausgeschaltet. Das stand freilich
den Reformatoren außer Zweifel, dass das Evangelium für alle Völker bestimmt
sei und die Kirche eine unbeschränkte Ausdehnungsfähigkeit besitze.
Aber man war der Überzeugung, dass die Aufgabe der Weltmission
nicht nur auf die Apostel beschränkt gewesen, sondern auch tatsächlich
durch sie und ihre Schüler in hinreichendem Maße gelöst sei. Und das
konnte man im Ernste meinen, gerade in einer Zeit, als die Welt immer
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