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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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Gemeinschaft am Heiligen, Teilhabe an heiligen Dingen, d.h. vor allem an der<br />

Eucharistie. Besteht nicht aller Grund zur Dankbarkeit, dass wir Katholiken hier<br />

in Augsburg, eingebunden in die globale Gemeinschaft der Heiligen, jeden<br />

Sonntag Gemeinschaft haben können am eucharistischen Leib, sei es hier im<br />

Dom oder in der Gemeinschaft der Heiligen vor Ort, der Pfarrgemeinde!<br />

Der altkirchliche Schriftsteller Niketas <strong>von</strong> Remesiana (ca. 350-414)<br />

bindet diese Gedanken treffend zusammen: „Was ist die Kirche anders als<br />

die Versammlung <strong>von</strong> Heiligen? Seit dem Anfang der Welt bilden die Kirche<br />

Patriarchen, Propheten, Märtyrer und alle anderen Gerechten, die gelebt<br />

haben oder jetzt oder in Zukunft leben werden, da sie durch einen Glauben<br />

und eine Lebensführung geheiligt und durch einen Geist besiegelt und so zu<br />

einem Körper gemacht worden sind, als dessen Haupt Christus erklärt ist, wie<br />

die Schrift sagt. Außerdem sind die Engel und die himmlischen Kräfte und<br />

Mächte in dieser Kirche <strong>mit</strong>einander verbunden“ (zit. n. Theodor Schneider,<br />

Was wir glauben, Düsseldorf 1985, 400).<br />

Diese theologischen Überlegungen gilt es nun, herunter zu brechen auf<br />

uns, versammelt um den Altar, um Gemeinschaft zu haben am Heiligen.<br />

Wenn wir den Leib Christi empfangen, werden wir selbst Christi Leib,<br />

Gemeinschaft der Heiligen. So sind Heilige keine Solisten, die ihre eigene<br />

Partitur abspielen. Heilige fügen sich in eine Gemeinschaft ein, auch wenn<br />

sie dort keine heile Welt vorfinden. Denn die Gemeinschaft der Heiligen, die<br />

heilige Kirche Gottes, ist nicht immer heil. Auch in ihr gibt es Verletzungen<br />

und Verwundungen, Starke und Schwache, Wortgewaltige und Schweigsame.<br />

So wird es gerade für den Leitungsdienst darauf ankommen, möglichst allen<br />

Gliedern in der Gemeinschaft <strong>mit</strong> Wertschätzung zu begegnen und ihnen<br />

einen Platz zuzuweisen.<br />

Dietrich Bonhoeffer, ein kostbares Glied in der Gemeinschaft der Heiligen,<br />

die über den katholischen Tellerrand hinausreicht, schreibt: „Es kommt in<br />

einer christlichen Gemeinschaft alles darauf an, dass jeder Einzelne ein<br />

unentbehrliches Glied einer Kette wird. Nur wo auch das kleinste Glied<br />

fest eingreift, ist die Kette unzerreißbar. Eine Gemeinschaft, die es zulässt,<br />

dass ungenutzte Glieder da sind, wird an diesen zugrunde gehen. Es wird<br />

darum gut sein, wenn jeder Einzelne auch einen bestimmten Auftrag für<br />

die Gemeinschaft erhält, da<strong>mit</strong> er in Stunden des Zweifels weiß, dass auch<br />

er nicht unnütz und unbrauchbar ist. Jede christliche Gemeinschaft muss<br />

wissen, dass nicht nur die Starken die Schwachen brauchen, sondern dass<br />

auch die Starken ohne die Schwachen nicht sein können. Die Ausschaltung<br />

der Schwachen ist der Tod der Gemeinschaft“ (Der Dienst, 1938). Die<br />

Gemeinschaft der Heiligen zeichnet sich dadurch aus, dass sie auch Platz hat<br />

für Schwache, für Gebrechliche ebenso wie für Glieder, deren Leben Brüche<br />

aufweist. Eine(r) trage des/der anderen Last! Dann erfüllt ihr Christi Gesetz<br />

(vgl. Gal 6,2).<br />

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