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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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mehr auf die Muttersprache des Glaubens setzen: Glauben, Hoffen und Lieben<br />

sind nicht in erster Linie unsere Leistung, sondern Gottes Geschenk, seine<br />

Gnade. Die Muttersprache des Herzens fängt <strong>mit</strong> dem Empfangen an.<br />

Beginnen wir <strong>mit</strong> einer Erfahrung, die wohl jede(r) <strong>von</strong> uns schon<br />

gemacht hat: Wir dürfen ein Baby in unseren Armen halten. Das Neugeborene<br />

beginnt laut zu weinen. Keiner kann das Geschrei abstellen. Doch die<br />

aufmerksame Mutter erkennt schon am Klang der Stimme, was los ist: Mein<br />

Kind hat Hunger. Liebevoll nimmt sie es in ihre Arme, sie wiegt es sanft und<br />

legt es an ihre Brust. Das Kind beruhigt sich und ist zufrieden. Nach einiger<br />

Zeit schläft es ein. Es hat gemerkt: Wenn ich vor Hunger schreie, dann ist<br />

jemand da, der meinen Hunger stillt.<br />

Jemand, der sich um mich kümmert. Auf den ich mich verlassen kann.<br />

Dem ich voll vertrauen darf. Der mir gibt, was ich zum Leben brauche. Auch<br />

wenn das Kind kein Schwäbisch, Bayerisch, Fränkisch oder Hochdeutsch kann,<br />

die Sprache der Mutter versteht es wohl. Es ist die Sprache der liebevollen<br />

Zuwendung. Die Sprache, die Geborgenheit und Wärme, Nahrung und Leben<br />

schenkt. Es ist die Muttersprache des Herzens, die man weder im Ausland<br />

noch im Sprachlabor erlernen kann, sondern nur <strong>mit</strong>ten im Leben. Das Talent<br />

für diese Sprache ist uns <strong>mit</strong>gegeben. Sie sprengt alle Grenzen. Als Intermezzo<br />

soll hier Christine Busta zu Wort kommen: 3<br />

„Nicht, was die Mutter sagt,<br />

beruhigt und tröstet die Kinder.<br />

Sie verstehen’s zunächst noch gar nicht.<br />

Wie sie es sagt,<br />

der Tonfall, der Rhythmus,<br />

die Monotonie der Liebe<br />

in den wechselnden Lauten<br />

öffnet die Sinne dem Sinn der Worte,<br />

bringt uns ein in die Muttersprache.<br />

Ein Gleiches<br />

geschieht auch<br />

im Gedicht.“<br />

Maria ist guter Hoffnung, weil sie die Muttersprache des Herzens beherrscht.<br />

In ihren Grundwortschatz gehören: annehmen, empfangen. Als Maria erfuhr,<br />

dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen sollte, wusste sie <strong>von</strong> diesem Kind<br />

nur eines: Es ist „empfangen vom Heiligen Geist“. Und als die Jünger sich vor<br />

Pfingsten im Obergemach versammeln, verbindet sie das Gebetsanliegen um<br />

den Empfang des Heiligen Geistes. Wir kennen das Sprichwort, das Paulus<br />

dem Herrn in den Mund legt: „Geben ist seliger als nehmen“ (vgl. Apg 20,35).<br />

3 Christine Busta, Wenn du das Wappen der Liebe malst, Salzburg 1995, S. 3.<br />

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