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Adventskalender 2013 mit Texten von Prälat Dr. Betram Meier

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Die Wahrheit über uns selbst liegt nicht im Wissen, sondern in der Hingabe.<br />

Denn Gott ist weniger ein Gott der Wissenschaft, sondern ein Gott der Liebe,<br />

die allein die vielfältigen Fesseln lösen kann, die Menschen binden und am<br />

wirklichen Leben hindern. Für „die Interessen dieses Gottes“ zu leben, das ist<br />

fortan ihr fester Entschluss und der Sinn ihres künftigen Daseins. Sie kauft sich<br />

den katholischen Katechismus und ein Schott-Meßbuch. Denn sie wollte mehr<br />

wissen <strong>von</strong> Gott, der nicht nur <strong>von</strong> oben die Welt regiert, sondern <strong>mit</strong> dem<br />

Menschen gleichsam „per Du“ sein will. Von diesem Schlüsselerlebnis her<br />

stellen sich zwei Fragen für uns:<br />

- Kenne ich Fesseln, die mich an etwas binden, das dunkel ist und mich<br />

deshalb selbst dunkel und finster macht? Bei Edith Stein war es die fixe Idee:<br />

„Weißt du was, dann bist du was!“ Hier wird uns als Antwort gesagt: Suche<br />

die Liebe. Sie ist die Tür zu deinem eigenen Ich. Nur sie wird dich aus deinen<br />

Fesseln lösen, die dir die Luft zuschnüren.<br />

- Für welche Interessen lebe ich eigentlich? Sind es ausschließlich meine<br />

eigenen? Wer ständig um sich selber kreist, wer stets nur an sich denkt, wer<br />

nur da<strong>mit</strong> beschäftigt ist, sich <strong>mit</strong> anderen zu vergleichen, der wird auf Dauer<br />

missmutig und unzufrieden. Es soll nicht nur ungenießbare Pilze geben, auch<br />

wir sind manchmal ungenießbar. Sorgen wir dafür, dass die Ungenießbarkeit<br />

nicht chronisch wird! Auch hier gilt: Suche die Liebe! In ihr wird nicht das<br />

Ich großgeschrieben, sondern das Du. Die Liebe ist es, die aus dem kalt<br />

strahlenden „Star“ der Neonscheinwerfer einen wärmend scheinenden<br />

„Stern“ für jene macht, die in der Nacht ihres Lebens einen Lichtblick suchen.<br />

Wenn Edith Stein unter uns wäre, könnte sie uns <strong>von</strong> solchen Lichtblicken<br />

in ihrem Leben berichten - <strong>von</strong> Lichtblicken, die sie zu einer weiteren Tür<br />

geführt haben.<br />

Die Tür zur Kirche<br />

Glücklicherweise hat Edith Stein viel geschrieben und auf diese Weise ihrer<br />

Nachwelt einen Schatz an Weisheit hinterlassen. Ein interessantes Erlebnis<br />

hatte sie in Frankfurt, als sie zusammen <strong>mit</strong> einer Freundin den Dom<br />

besuchte.<br />

Lassen wir sie selbst erzählen: „Wir traten für einige Minuten in den<br />

Dom, und während wir in ehrfürchtigem Schweigen dort verweilten, kam<br />

eine Frau <strong>mit</strong> einem Marktkorb herein und kniete zu kurzem Gebet in einer<br />

Bank nieder. Das war für mich etwas ganz Neues. In die Synagogen und<br />

in die protestantischen Kirchen, die ich besucht hatte, ging man nur zum<br />

Gottesdienst. Hier aber kam jemand <strong>mit</strong>ten aus den Werktagsgeschäften in<br />

die menschenleere Kirche wie zu einem vertrauten Gespräch. Das habe ich<br />

nie vergessen können“.<br />

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