PDF (deutsch, français, italiano) - Planat
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das natürlich massive wirtschaftliche<br />
Schäden zur Folge.<br />
Je grösser die Siedlungsdichte, desto<br />
bedeutender also der Versicherungsschaden?<br />
Ganz so einfach ist die Rechnung nicht.<br />
So stellt sich die Frage, wie gross die<br />
Versicherungsdurchdringung ist. Denn<br />
wo kein Vertrag besteht, wird unsere<br />
Branche natürlich auch nicht zahlungspflichtig.<br />
Einen wichtigen Einfluss hat<br />
auch die Art der Infrastruktur: Handelt<br />
es sich um reine Siedlungen, oder bestehen<br />
wichtige Produktionsanlagen<br />
von Gewerbe und Industrie? Entscheidend<br />
ist ferner die Schadensanfälligkeit<br />
der Gebäude. Betrachtet man die<br />
letzten Jahrzehnte, stehen für die Zunahme<br />
der Schäden zwei Gründe im<br />
Vordergrund: Zum einen bewirken die<br />
klimatischen Veränderungen mehr Naturereignisse,<br />
die zum andern grössere<br />
versicherte Werte tangieren.<br />
Werden solche Erkenntnisse beim<br />
Bau neuer Gebäude beherzigt?<br />
Nicht zwingend, denn neben dem<br />
Schutz vor äusseren Einwirkungen<br />
haben Gebäude ja zahlreiche weitere<br />
Funktionen. Immer wichtiger wird<br />
die Ästhetik – die in vielen Fällen dem<br />
Funktionalen übergeordnet ist. Wir beobachten<br />
immer mehr Bauten, die mit<br />
empfindlichen Bauteilen erstellt wurden.<br />
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?<br />
Ein klassischer Fall ist der Sonnenschutz.<br />
Früher wurden dafür massive<br />
Holzläden montiert. Die heutigen Lamellenstoren<br />
mögen aus ästhetischer<br />
Sicht an Neubauten sinnvoll sein, doch<br />
bei einem Hagelgewitter werden sie<br />
arg in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Wie nimmt Swiss Re Einfluss darauf,<br />
dass Investitionen nicht in gefährdeten<br />
Regionen getätigt werden?<br />
Vorab: Was aus Sicht der Schadensprävention<br />
wichtig wäre, kann aus anderen<br />
Gründen verkehrt sein. Es ist nun<br />
einmal so, dass Infrastrukturen wie<br />
Umschlagterminals per se in Meeresnähe<br />
sein müssen. Auch die Nähe zu<br />
Flüssen ist für viele Branchen attraktiv,<br />
sei dies wegen der Logistik oder um<br />
Kühlwasser zu beziehen. Dazu kommt,<br />
dass günstige Gewerbeflächen oft in<br />
Flussauen liegen. Mit diesem Dilemma<br />
lässt sich so lange leben, bis gewisse<br />
Naturkatastrophen zum Normalfall<br />
und fast schon vorhersagbar werden.<br />
Dann widerspricht es dem Versicherungsprinzip,<br />
solche Infrastrukturen<br />
vertraglich abzusichern. Denn eine<br />
Versicherung ist per Definition für<br />
den seltenen, unvorhersehbaren Fall<br />
zuständig. Werden Überschwemmungen<br />
oder andere Gross ereignisse zur<br />
Regel, muss somit anderswo angesetzt<br />
werden, um die Risiken zu minimieren:<br />
bei den Baunormen oder bei der Raumplanung.<br />
Gerade die Raumplanung hat<br />
diesbezüglich eine wichtige Aufgabe.<br />
Was heute errichtet wird, soll ja auch in<br />
den nächsten 50 bis 100 Jahren stehen.<br />
Man muss deshalb gut abwägen, wo<br />
und wie man neue Wohn- oder Produktionsgebäude<br />
erstellt, um nicht schon<br />
in absehbarer Zukunft von den Naturgewalten<br />
überrascht zu werden.<br />
Fordern Sie also beispielsweise<br />
strengere Baunormen, damit die<br />
10 forum raumentwicklung 3/2007