PDF (deutsch, français, italiano) - Planat
PDF (deutsch, français, italiano) - Planat
PDF (deutsch, français, italiano) - Planat
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
den: «Was kann geschehen?» Als zweiter<br />
Schritt muss das Risiko bewertet<br />
werden: «Was darf geschehen?» Dabei<br />
spielen neben gesellschaftlichen<br />
und ökologischen Aspekten vor allem<br />
auch ökonomische Überlegungen<br />
wie Zahlungsbereitschaft der Gesellschaft<br />
und Verhältnismässigkeit einer<br />
Schutzmassnahme eine wichtige Rolle.<br />
Und schliesslich müssen die nötigen<br />
Massnahmen gewählt werden, um<br />
die Schutzziele zu erreichen: «Was ist<br />
zu tun?» Ein integrales Risikomanagement<br />
basiert auf einer optimalen Kombination<br />
von Massnahmen zur Vorbeugung<br />
und Bewältigung eines Ereignisses<br />
sowie zur Regeneration. Die Raumplanung<br />
ist Teil dieses integralen Risikomanagements<br />
und leistet einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Prävention. Sie<br />
stellt insbesondere eine angepasste<br />
Nutzung gefährdeter Flächen sicher<br />
und trägt damit zur Begrenzung des<br />
Schadenpotenzials und zur Risikoreduktion<br />
bei.<br />
Was kann Raumplanung zur Risikoprävention<br />
beitragen?<br />
Für die Raumplanung relevant ist ein<br />
Risiko immer dann, wenn es räumlich<br />
lokalisierbar ist und Auswirkungen auf<br />
im Raum verteilte Sachwerte oder Personen<br />
hat. Dazu zählen insbesondedes<br />
Risikos setzt sich aus Alltagsereignissen<br />
wie Verkehrsunfällen sowie Berufs-,<br />
Haus-, Freizeit- und Sportunfällen<br />
zusammen. Längst nicht für alle<br />
diese Risiken kann die Raumplanung<br />
einen Beitrag zur Prävention leisten.<br />
Vergleichbarkeit der Risikokonzepte<br />
ist wichtig<br />
Angesichts des knappen Raums in der<br />
Schweiz und der begrenzten finanziellen<br />
Mittel für die Sicherheit ist es<br />
wichtig, dass die verschiedenen Risiken<br />
nach vergleichbaren Methoden<br />
beurteilt und gehandhabt werden. Als<br />
übergeordnete Zielsetzungen könnten<br />
etwa die folgenden Punkte aus der<br />
Strategie Naturgefahren des Bundes<br />
genannt werden:<br />
• Gewährleistung eines akzeptierten<br />
Sicherheitsniveaus nach einheitlichen<br />
Kriterien.<br />
• Reduktion von bestehenden und Vermeidung<br />
neuer Risiken.<br />
• Effektiver und effizienter Einsatz der<br />
Mittel für eine optimale Reduktion der<br />
Risiken.<br />
Als methodische Basis, um diese Ziele<br />
zu erreichen, ist jeweils ein Risikokonzept<br />
mit den folgenden grundlegenden<br />
Vorgehensschritten notwendig: Zuerst<br />
muss das Risiko analysiert wer-<br />
re Naturgefahren und technische Risiken.<br />
Jürgen Pohl, Professor an der Universität<br />
Bonn geht davon aus, dass dabei<br />
drei Betrachtungsebenen von Belang<br />
sind: die der Risikoquellen, die<br />
der Ausbreitung und die des Schadenpotenzials.<br />
Daraus ergeben sich die in<br />
der nachstehenden Tabelle aufgeführten<br />
Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten<br />
der Raumplanung (Abb. 2).<br />
Bei der Umsetzung der Risikoprävention<br />
in der Raumplanung sind vor allem<br />
die kantonale Richtplanung und<br />
die kommunale Nutzungsplanung, aber<br />
auch die Baubewilligungsverfahren gefordert.<br />
Wichtige Voraussetzung für<br />
eine raumplanerische Risikoprävention<br />
sind nach dem Stand der Technik<br />
erarbeitete Grundlagen wie Gefahrenkarten<br />
oder Risikostudien. Die raumplanerische<br />
Risikoprävention wird angesichts<br />
der steigenden Schadensummen<br />
zunehmend auch von den Versicherungen<br />
gefordert und unterstützt.<br />
Für die Berücksichtigung von Naturgefahren<br />
in der Raumplanung publizierte<br />
das ARE 2005 gemeinsam mit anderen<br />
Bundesämtern eine Empfehlung<br />
(www.are.admin.ch/themen/raumplanung/00244/00432/00434/index.<br />
html?lang=de). Eine analoge Publikation<br />
über die Berücksichtigung der<br />
Störfallprävention in der Raumplanung<br />
ist zurzeit in Erarbeitung.<br />
Naturgefahren<br />
Technische Risiken<br />
Risikoquelle<br />
Nur beschränkter Einfluss:<br />
angepasste Nutzung der Einzugsgebiete,<br />
zum Beispiel Versiegelungsproblematik<br />
Schaden-<br />
potenzial<br />
Ausbreitung Schaffen von Retentionsräumen –<br />
zum Beispiel mehr Raum für Fliessgewässer<br />
– sowie Freihalten von<br />
Räumen für technische Schutzmassnahmen<br />
Angepasste Nutzung:<br />
keine neuen Bauzonen,<br />
Nutzungseinschränkungen<br />
oder Bauauflagen<br />
Standortwahl von entsprechenden<br />
Betrieben beziehungsweise Linienführung<br />
von entsprechenden Verkehrs-<br />
und Energieversorgungsinfrastrukturen<br />
Abb. 2: Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten der Raumplanung<br />
Nur beschränkter Einfluss: angepasste<br />
räumliche Anordnung der<br />
Nutzung oder Forderung von entsprechenden<br />
Schutzmassnahmen<br />
Angepasste Nutzung:<br />
nach Möglichkeit keine hohen Bevölkerungsdichten<br />
in der Umgebung<br />
von Risikoquellen beziehungsweise<br />
Schutzmassnahmen treffen<br />
Claudia Guggisberg,<br />
1962, studierte in Bern<br />
Geographie und verfasste<br />
ihre Lizenziatsarbeit<br />
im Rahmen der Ereignisanalyse<br />
der Unwetter<br />
1987, bevor sie 1991 ins<br />
damalige Bundesamt<br />
für Raumplanung eintrat. Seit 2002 leitet sie<br />
die Strategiegruppe Richtplanung im ARE. Daneben<br />
vertritt sie das ARE in der Nationalen<br />
Plattform Naturgefahren (PLANAT) und im Beratenden<br />
Organ für Fragen der Klimaänderung<br />
(OcCC).<br />
7