Case Study Existenzgründung in <strong>Marokko</strong> “E-Commerce als Branche der Zukunft, <strong>Marokko</strong> als Tor zu Afrika’’ Zur Person Rachid Chafai, Diplomwirtschaftsinformatiker, hat an der Fachhochschule Karlsruhe bis zum Jahr 2004 studiert. Nach einiger Zeit als Angestellter, entschied er sich, sich selbstständig zu machen. Als IT-Fachmann kam er schnell auf die Idee den Bereich des Online-Handels kennenzulernen <strong>und</strong> E-Commerce als zukunftsträchtige Branche auch in <strong>Marokko</strong> zu sehen. Durch das Programm Geschäftsideen für <strong>Marokko</strong>“ konnte er seine Idee erfolgreich umsetzen. „Auto-Parts-Germany“ existiert seit fünf Jahren in Deutschland <strong>und</strong> hat nun seit 2011 ein Tochterunternehmen in <strong>Marokko</strong>, Casablanca. Die Firma hat derzeit 7 Angestellte. Sie hat sich auf den Import von deutschen Original-Auto- <strong>und</strong> -ersatzteilen spezialisiert. Einer der großen Zulieferer ist z.B. Bosch. Das Besondere liegt im Online-Handel. Dem K<strong>und</strong>en wird eine schnelle, unkomplizierte <strong>und</strong> garantierte Lieferung der Original-Teile gewährt. Warum haben Sie sich dazu entschlossen, in marokko ein Tochterunternehmen zu eröffnen? Wo sehen Sie die Vorteile im lokalen markt? Europa lässt sich nicht mit Afrika vergleichen, der europäische Markt ist soweit gesättigt. Afrika allgemein ist noch ein Wachstumsmarkt. also, da ist noch Potenzial? Da ich jetzt Vorteile im Sinne von Erfahrung in Europa <strong>und</strong> entsprechende Kulturkenntnisse in Afrika habe, denke ich, dass daraus was werden könnte. Ihre Firma nennt sich ‘‘auto Parts Germany“, Sie sind damit im e-Commerce Bereich tätig? Die Vorteile des E-Commerce: man ist weltweit tätig <strong>und</strong> man besitzt nicht nur einen einzigenStandort. D.h. die Marokkaner bestellen online <strong>und</strong> wir importieren die Ware aus Deutschland. Deswegen sind wir auch europaweit tätig, wir verkaufen u.a.in Frankreich <strong>und</strong> Deutschland <strong>und</strong> bieten wettbewerbsfähige Preise an. Was ist da der Unterschied, wenn die Leute die Teile direkt in deutschland beim Händler bestellen <strong>und</strong> hierher liefern lassen? Wo sind die Vorteile zu Ihrem Unternehmen? Günstigere Lieferbedingungen, Standortvorteile? Wir haben den Vorteil, dass unsere Wertschöpfungskette so aussieht, dass wir direkt vom Lieferanten an den K<strong>und</strong>en liefern, daher haben wir minimale Lagerkosten, <strong>und</strong> vor allem keinen Zwischenhändler. Wir arbeiten also direkt mit den Ersatzteil-Produzenten. Wenn sie als Einzelk<strong>und</strong>e aus <strong>Marokko</strong> etwas kaufen wollen, dann bestellen sie normalerweise immer über Zwischenhändler. Und insofern gibt es auch Kooperationen mit den Herstellern? die setzen genügend Vertrauen in Sie? Ja. Durch die langjährige Erfahrung in Deutschland haben wir uns das Vertrauen der Zulieferer erarbeiten können. Ist marokko das einzige Land außerhalb europas, in den Sie exportieren? Nein, es gibt noch weitere Länder. Wir haben heute zum Beispiel eine Bestellung aus Malaysia. In <strong>Marokko</strong> wollen wir nicht nur E-Commerce machen, da die Mentalität noch nicht soweit ist. Das Problem haben wir allerdings auch in Spanien. Internet- Handel ist bisher besonders in Frankeich <strong>und</strong> Deutschland erfolgreich. Was ist Ihre Strategie für marokko? es gab bereits andere online-Shops in marokko, die jedoch wieder vom markt genommen worden. Wie können Sie sich da durchsetzen bzw. sich dafür entscheiden, obwohl der markt dem e-Commerce gegenüber nicht so fre<strong>und</strong>lich gestimmt ist? Momentan arbeiten wir nicht nur auf dem marokkanischen Markt. <strong>Marokko</strong> ist momentan nur ein Komplementär-Markt. Wir leben immer noch vom europäischen Markt <strong>und</strong> wir versuchen jetzt ‘‘stepbystep“ uns auf dem marokkanischen Markt zu etablieren. Dass andere Projekte im E-Commerce Bereich bisher nicht erfolgreich waren, liegt sicherlich nicht nur an der Online- Tätigkeit. Ich bin optimistisch gestimmt, was unser Geschäft anbetrifft. Uns interessieren vor allem die Geschäftsk<strong>und</strong>en. Sie können uns anrufen <strong>und</strong> oder auch direkt im Online-Shop bestellen. Die Marokkaner rufen aber tatsächlich meistens an <strong>und</strong> gehen nicht über den Shop. Da ist die Hemmung vielleicht höher, so dass man eher den persönlichen Kontakt sucht. Haben Sie Fixpreise auf der Internetseite? Ja, aber wir gehen immer nach Produktionskosten, die sich aber ständig ändern. Unseren K<strong>und</strong>en versuchen wir möglichst niedrige Preise anzubieten, d.h. unsere Marge gering zu halten. Wieso haben Sie sich dazu entschlossen, den Firmensitz nach marokko zu verlagern? Es war für mich schwierig, den marokkanischen Markt von Deutschland aus allein zu steuern. Deswegen wollte ich alles unter einen Hut bringen. Wir haben Leute, die DEUTSCH sprechen für den deutschen Markt, Leute die sehr gut FRANZÖSISCH sprechen <strong>und</strong> Leute, die für den lokalen Markt arabisch sprechen. Was sind Ihre Zukunftsambitionen? Wir möchten in Zukunft hier in <strong>Marokko</strong> auch eine Art <strong>Aus</strong>bildungszentrum im Bereich Autoteile <strong>und</strong> deren Einbau anbieten. Die Idee dahinter ist, das deutsche Know-How auch hier zu vermitteln <strong>und</strong> damit unsere Dienstleistungen zu erweitern, d.h. zum Beispiel Reparaturen <strong>und</strong> Installationen anbieten. Wie sehen Sie die aktuelle Lage zur Konkurrenz des lokalen marktes? Wo sehen Sie die Vorteile, außer des arguments ‘‘made in Germany“? Wie ist die Konkurrenz zu lokalen Produkten? Die Konkurrenz macht es uns durchaus schwierig. Ein Problem sind aber auch Imitationen in <strong>Marokko</strong>. Diese Produkte verkaufen wir nicht. Wir verkaufen nur Produkte, die nicht hier produziert werden <strong>und</strong> auch nicht woanders imitiert werden. Wir verkaufen nur hochwertige Originalteile, die nicht auf dem Markt produziert werden können. Es gibt 2 Probleme: der informelle Sektor (Schwarzmarkt) <strong>und</strong> Fälschungen. Unsere Stärke ist, dass unsere Originalteile direkt vom Hersteller nur aus Deutschland kommen. Bilatéral — 46 — juillet 2011 Dossier <strong>Aus</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> | Dossier Formation « E-commerce : un secteur d’avenir, Le Maroc : une passerelle vers l’Afrique » «Auto-Parts-Germany» existe depuis cinq ans en Allemagne et dispose depuis 2011 d’une filiale à Casablanca. L’entreprise compte actuellement 7 collaborateurs. Elle se spécialise dans l’importation de pièces détachées d’origine allemande et en voiture. L’un des principaux fournisseurs est par exemple Bosch. Sa particularité réside dans le commerce en ligne (« E-Commerce »). L’entreprise garantit au client une livraison rapide et simple ainsi que des pièces d’origine.
Bilatéral — 47 — juillet 2011