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Aus- und Weiterbildung - AHK Marokko - AHKs

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Korrespondent<br />

Alexander Göbel<br />

Nach dem Arabischen Frühling : Was wird aus DESERTEC?<br />

Nordafrika befindet sich im Umbruch: Von Ägypten bis <strong>Marokko</strong> gehen die Menschen seit Monaten für politische Reformen auf die<br />

Straße. Welche politischen Veränderungen die Proteste zeitigen werden, ist noch ungewiss. Die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />

der Revolte bekommen die Länder dagegen schon zu spüren: Tunesien hat etwa einen sensiblen Einbruch der ausländischen<br />

Direktinvestitionen zu verzeichnen. Welche <strong>Aus</strong>wirkungen hat der Arabische Frühling auf das deutsche Wüstenstrom-Projekt<br />

DESERTEC? Hat es noch <strong>Aus</strong>sicht auf Erfolg?<br />

Paul Van son rené Büchler, dii<br />

‘‘die langfristige Bewegung – Sonne in der Sahara, Wind in der Sahara,<br />

das bleibt natürlich, <strong>und</strong> auch der Bedarf wird weiter wachsen, das<br />

ändert sich natürlich dadurch nicht, dass sich regierungen ändern.<br />

Weil der Verbrauchsbedarf sich so stark bewegen wird, sind diese<br />

entwicklungen wie desertec nötiger als je zuvor, <strong>und</strong> deswegen wird<br />

das Ganze auch weiter laufen.’’<br />

Mehr als je zuvor muss Paul van Son als Motivator auftreten. Seine Industrie-<br />

Initiative Desertec, kurz Dii, macht weiter Lobbyarbeit, vor allem bei Investoren<br />

in Europa. Denn ohne sie dürften die vollm<strong>und</strong>ig angekündigten 400 Milliarden<br />

Euro für Solar- <strong>und</strong> Windprojekte bis 2050 niemals zusammenkommen.<br />

Desertec braucht Geld vom Staat, um das ehrgeizige Mammutprojekt umsetzen<br />

zu können. Immerhin soll die Sonnenenergie aus den Wüsten Nordafrikas<br />

schon 2015 stolze 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken. Ohne<br />

Hilfe aus öffentlichen Kassen sei das nicht zu finanzieren, muss Paul van Son<br />

eingestehen.<br />

Aber nicht nur Europas Regierungen sind durch die politische Lage zwischen<br />

Ägypten <strong>und</strong> <strong>Marokko</strong> verunsichert – besonders der Privatsektor wartet ab. Ob<br />

Unternehmen oder Banken, niemand will sein Geld in den Wüstensand setzen.<br />

Doch das Argument, der arabische Frühling stehe Investitionen im Weg, lässt<br />

Dii-Koordinator René Büchler nicht gelten. Auch nicht in Tunesien, dem Land<br />

der ‘‘Jasmin-Revolution“, das sich auf den sehr holprigen Weg in Richtung<br />

Demokratie gemacht hat.<br />

dieter uh<br />

Bilatéral — 55 — juillet 2011<br />

Pressestimmen | Rapport presse<br />

‘‘diese menschen hier, das sind menschen, die sich nach entwicklung<br />

<strong>und</strong> nach ruhe sehnen. Ich glaube nicht, dass Nordafrika über<br />

Jahre hinweg ein Spannungsfeld bleiben wird, <strong>und</strong> dadurch ist auch<br />

gesichert, dass eine Investition, die man heute hier macht für die<br />

Zukunft – es geht ja um einen Zeitraum von 20, 30 Jahren, dass diese<br />

Investition dann in einem relativ sicheren Umfeld steht.’’<br />

Solche Zusagen dürften den Investoren nicht reichen. Viele Unternehmen sind<br />

beim Thema Wüstenstrom noch vorsichtiger geworden, als sie es ohnehin schon<br />

waren. Außerdem gibt es zahlreiche ungelöste technische Fragen, etwa, wie der<br />

Strom eigentlich ganz konkret aus der Wüste nach Europa gelangen soll, wie<br />

sich in der EU ein Markt für Wüstenstrom entwickeln soll.<br />

Eins steht fest: Desertec braucht in diesen bewegten Zeiten dringend ein<br />

Erfolgserlebnis, um seine Idee zu verkaufen – <strong>und</strong> setzt dabei auf <strong>Marokko</strong>.<br />

Gerade hat Dii seine Zusammenarbeit mit <strong>Marokko</strong>s Solarenergieagentur MASEN<br />

intensiviert. <strong>Marokko</strong> bekennt sich seinerseits mit einem eigenen Solarplan<br />

zur Vision von Desertec : Bis 2015 will das Königreich sein erstes großes<br />

Solarkraftwerk bauen. Sollten sich genügend Geldgeber finden, wird im Süden<br />

<strong>Marokko</strong>s eine 500 Megawatt-Anlage entstehen – das wäre eines der größten<br />

Solarkraftwerke der Welt. Desertec-Chef van Son hofft, dass Deutschland bei<br />

der Finanzierung von Pilotprojekten in <strong>Marokko</strong> einen Löwenanteil tragen<br />

wird. Deutschland habe die Kraft, eine Vorreiterrolle zu spielen: ‘‘Sonst wird es<br />

schwierig“, fürchtet er.<br />

Dieter Uh, Energie-Experte der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit, betrachtet <strong>Marokko</strong> als Vorbild - als Schlüsselland für die<br />

Zukunft des Solarstroms, <strong>und</strong> damit auch für das Schicksal von Desertec.<br />

‘‘einerseits ist das Potential von erneuerbaren energien so groß, dass sich marokko nahezu 2000 mal selbst mit elektrizität aus diesen Quellen<br />

versorgen kann, andererseits wird sich in den nächsten zehn Jahren rausstellen – <strong>und</strong> das ist ja der Zeitraum, den man für den Bau eines<br />

atomkraftwerks braucht – dass allemal Wind <strong>und</strong> Sonne bis dahin billiger sind in der erzeugung von Strom, als ein atomkraftwerk.’’<br />

Wie viele Solar-Befürworter ist auch Dieter Uh sicher, dass durch den <strong>Aus</strong>bau der erneuerbaren Energien im Maghreb zehntausende Arbeitsplätze entstehen – <strong>und</strong> das sei<br />

bei der rasanten demographischen Entwicklung <strong>und</strong> der hohen Zahl gut ausgebildeter, aber arbeitsloser junger Menschen besonders wichtig. Doch auch die Atom-Lobby<br />

scharrt mit den Hufen. Die Idee eigener Kernkraftwerke stößt auf viele offene Ohren – gerade in rohstoffarmen Ländern wie <strong>Marokko</strong> <strong>und</strong> Tunesien. Im Wettlauf der<br />

Technologien gerät die Desertec-Vision weiter unter Druck.<br />

Alexander Göbel, Rabat<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die Initiative wird von etlichen Unternehmen unterstützt, darunter viele Konzerne aus Deutschland wie Siemens, die MunichRe, Eon, oder die Deutsche Bank. Auf dem<br />

Desertec-Projekt ruhen in Nordafrika gerade auch nach den politischen Umstürzen große Hoffnungen.<br />

Alexander Göbel, Rabat

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