Perspektivwechsel Empowerment
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frei bewegen. Wir waren sehr abhängig. Und dann<br />
wurde mir klar: das ist nicht das Leben, das ich leben<br />
möchte. (…) Die Menschen wollen arbeiten, um ihre<br />
eigene Wohnung zu bezahlen, sie wollen sich weiterbilden,<br />
sich frei bewegen können und Teil der Gesellschaft<br />
sein. Sie wollen ihr eigenes Leben leben und<br />
nicht das Leben, das die deutsche Asylpolitik für sie<br />
vorgesehen hat.“ [Ngari 2014a]<br />
Soziale Arbeit, aber auch ehrenamtliches Engagement<br />
versucht im Kontext ihrer Profession bzw. Motivation<br />
praktische Antworten auf diese Diskriminierungsund<br />
Ausgrenzungsprozesse zu finden. Insbesondere<br />
seit dem Sommer 2015 hat sich eine unglaublich<br />
starke Zivilgesellschaft geformt und versucht, durch<br />
gezielte Unterstützungsangebote diesen Lücken und<br />
Unrechten entgegenzuwirken. Aber auch Zivilgesellschaft<br />
ist nicht befreit von Gefühlen des Mitleids, Paternalismus<br />
und Rassismus. Hilfsangebote laufen Gefahr,<br />
dass sie Menschen in eine passive Opferrolle treiben.<br />
Dies kann weitere Abhängigkeiten schaffen und eine<br />
tatsächliche Partizipation an Gesellschaft, Rechten<br />
und Politik verwehren. Vielmehr braucht es eine Unterstützung<br />
bzw. eine Form der Zusammenarbeit, die<br />
sich selbst kritisch hinterfragt und die Unterstützten<br />
nicht entmündigt, sondern die Autonomie und gleichberechtigte<br />
Teilhabe von Geflüchteten stärkt:<br />
„Der Begriff ‚Willkommenskultur’ hat für mich etwas<br />
Ironisches. Vor allem unter Geflüchteten kenne ich<br />
niemanden, der sich willkommen fühlt. Jemanden<br />
willkommen zu heißen bedeutet nicht nur, ein Bett<br />
und Essen zur Verfügung zu stellen. Es bedeutet,<br />
Menschen die Möglichkeit zu geben, auf eigenen Füßen<br />
zu stehen, teilzuhaben an der Gesellschaft, die<br />
Sprache zu lernen, arbeiten zu können. Das wäre ein<br />
wirkliches Willkommen.“ [Ngari 2014a]<br />
Literatur<br />
Amnesty International (2016): Sexualisierte Gewalt<br />
gegen weibliche Flüchtlinge. http://www.amnesty.<br />
de/2016/1/18/sexualisierte-gewalt-gegen-weibliche-fluechtlinge<br />
(abgerufen am 09.11.2016).<br />
Arbel, Efrat; Dauvergne, Catherine; Millbank, Jenni<br />
(Hg.) (2014): Gender in Refugee Law: From the Margins<br />
to the Centre, Routledge, New Yorck.<br />
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)<br />
(2006; 2009; 2015): Asyl in Zahlen 2006, 2009, 2015,<br />
Nürnberg.<br />
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)<br />
(2016): Das Bundesamt in Zahlen 2015. Asyl, Migration<br />
und Integration, Nürnberg.<br />
Bundesministerium des Innern (BMI) (2016): 890.000<br />
Asylsuchende im Jahr 2015, Pressemitteilung vom<br />
30.09.2016 (abgerufen am 10.11.2016).<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Dilger, H., Dohrn, K., and in Collaboration with International<br />
Women Space (2016): Living in Refugee Camps in<br />
Berlin: Women’s Perspectives and Experiences, Weißensee<br />
Verlag, Berlin.<br />
Edwards, Alice (2010): Transitioning Gender: Feminist<br />
Engagement with International Refugee Law and Policy<br />
1950–2010. Refugee Survey Quarterly (2010) 29 (2):<br />
21-45.<br />
International Women Space (IWS) (2015): In Our Own<br />
Words- Mit unseren eigenen Worten. Geflüchtete<br />
Frauen in Deutschland erzählen von ihren Erfahrungen.<br />
Berlin. https://iwspace.wordpress.com/in-unseren-eigenen-worten/<br />
Ngari, Elisabeth (2014a): Interview mit Elisabeth Ngari<br />
(2014): Unsere Probleme lassen sich nur politisch lösen.<br />
http://www.freiwilligen-magazin.info/women-inexile/<br />
(abgerufen am 14.11.2016).<br />
Ngari, Elisabeth (2014b): Audiobetrag mit Elisabeth<br />
Ngari: Wilkommen in der Isolation. In: Welcome to Germany<br />
II. Flucht, Asyl und Willkommenskultur. Heimatkunde<br />
– Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung.<br />
Pelzer, Marei; Pennington Alison (2006): Rechtsprechungsfokus.<br />
Geschlechtsspezifische Verfolgung:<br />
Das neue Flüchtlingsrecht in der Praxis, Asylmagazin<br />
5/2006, S. 4ff.<br />
<br />
Rabe, Heike (2015): Effektiver Schutz vor geschlechtsspezifischer<br />
Gewalt – auch in Flüchtlingsunterkünften.<br />
Deutsches Institut für Menschenrechte (DIMR), Policy<br />
Paper Nr. 32, Berlin/Leipzig.<br />
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