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Perspektivwechsel Empowerment

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<strong>Empowerment</strong> ist ...<br />

<strong>Empowerment</strong> ist ...<br />

<strong>Empowerment</strong> bedeutet für mich Verantwortung. Ich<br />

hätte meine ganzen Projekte nicht erfolgreich durchführen<br />

können, wenn ich nicht davon überzeugt gewesen<br />

wäre, dass es das richtige ist und ich dafür die Verantwortung<br />

übernehmen möchte. Mir ist wichtig, bestimmte<br />

Projekte in der Stadt mitgestalten zu können, da ich die<br />

Notwendigkeit sehe, die Perspektive von Menschen mit<br />

Fluchterfahrung miteinzubringen. Besonders wichtig ist<br />

mir die Selbstermächtigung von Frauen. Ich versuche ihnen<br />

Mut zu geben, in denen ich Handlungsmöglichkeiten<br />

in möglichst vielen Situationen aufzeigen. Ich möchte<br />

daher weiterhin gemeinsam mit Menschen mit Migrations-<br />

und/oder Fluchterfahrung arbeiten, weil ich durch<br />

jahrelange Erfahrung feststellen konnte, dass Bildung<br />

elementar ist. In diesem Falle lege ich auch sehr viel Wert<br />

darauf, dass Eltern sich an der Bildung ihrer Kinder beteiligen<br />

und nicht alles den Erzieher/-innen und Lehrer/-innen<br />

überlassen. Das ist auch <strong>Empowerment</strong>.<br />

Die Arbeit mit geflüchteten Frauen braucht ...<br />

Die meisten Projekte für geflüchtete Frauen* 11 sind nicht<br />

nachhaltig geplant, d.h. es gibt kurzfriste Projekte, die<br />

über ein halbes Jahr dauern und danach eingestellt werden.<br />

Projekte sollten langfristig geplant und insbesondere<br />

mit geflüchteten Frauen* organisiert werden. Wenn<br />

ich von Frauen* spreche meine ich alle Frauen* dieser<br />

Welt, egal welcher Nationalität. Denn meistens werden<br />

Frauen* zusammengebracht, die die gleiche Sprache<br />

sprechen und das fördert weniger den Austausch.<br />

Frauen* mit Fluchterfahrung bekommen Angebote, die<br />

sie gerne wahrnehmen und mitgestalten. Dennoch werden<br />

diese Angebote oder Projekte von Frauen* geplant,<br />

die kaum die Perspektive dieser Frauen* einnehmen<br />

können. Somit sind die meisten Projekte nicht perspektivenorientiert.<br />

Meiner Erfahrung nach interessieren sich<br />

Frauen* mit Fluchtbiografie sehr stark für politische Themen,<br />

dabei geht es meistens darum, an der Gesellschaft<br />

teilhaben zu können. Der Inhalt von Projekten sollte bildungsorientiert<br />

sein, um Frauen* für ihre und die Schulbildung<br />

ihrer Kinder gut vorzubereiten.<br />

Vor kurzem war ich mit dem Internationalen Frauencafé<br />

und geflüchteten Frauen* auf einem zweitägigen Bildungsausflug.<br />

Es hat sehr viel Spaß gemacht und viele<br />

haben Interesse an einer weiteren Veranstaltung geäußert.<br />

Jedoch wird es wahrscheinlich noch dauern bis zum<br />

nächsten Ausflug, da auch Gelder für Projekte solcher<br />

Art meistens fehlen. Auch hier ist es wichtig nicht nur<br />

grundlegend nachhaltig, langfristig, perspektivenorientiert<br />

und bildungsorientiert zu arbeiten, sondern auch<br />

ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.<br />

Weiterhin werden alleinerziehende Frauen* in vielen Projekten<br />

nicht mitgedacht, da es in den meisten Projekten<br />

keine Kinderbetreuung gibt. Auch empfehle ich ein ganzheitliches<br />

Agieren in Bezug auf inklusives und intersektionales<br />

Denken und Arbeiten. Ich möchte nun jetzt auch<br />

sagen, was mich noch allgemein in Deutschland stört:<br />

wenige Frauenbüros oder Frauenbeauftragte engagieren<br />

sich für die Belange von geflüchteten Frauen*. Oftmals<br />

fehlt auch die gleichberechtige Haltung zwischen<br />

deutschen (besonders weißen) Frauen* und geflüchteten<br />

Frauen*, denn auf Augenhöhe wird kaum kommuniziert.<br />

Meistens geht es um eine bemitleidende Haltung oder<br />

noch schlimmer, bevormundende Haltung. Daher empfehle<br />

ich ein gemeinsames respektvolles Miteinander auf<br />

Augenhöhe.<br />

Hawo Abdulle: in der Mitte in pink gekleidet<br />

Hawo Abdulle<br />

Sozialarbeiterin, Gründerin und Vorsitzende von<br />

Somalisches Komitee – Information und Beratung<br />

Darmstadt und Umgebung e. V. (Darmstadt)<br />

11 Das Gender-Sternchen weist darauf hin, dass es sich bei dem Merkmal<br />

Geschlecht um ein gesellschaftliches bzw. soziales Konstrukt handelt.<br />

16

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