VISUBA Visualisierung von Entstehung und Entwicklung der - KIBB
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M.-L. Kraus Drucktechnik <strong>und</strong> Neue Medien<br />
befreit dich da<strong>von</strong>, die Hacke o<strong>der</strong> den Korb tragen zu müssen o<strong>der</strong> das Ru<strong>der</strong> zu bewegen.<br />
Es schützt dich vor Qualen, denn du hast nur wenige Herren <strong>und</strong> Vorgesetzte über dir.“ 4<br />
Dieses Buch kann demnach als eine Art Imagewerbung für den Beruf des Schreibers aufgefasst<br />
werden, schließt doch die Textsammlung mit <strong>der</strong> Versicherung:<br />
„Werdet Beamte! Denn ein Schreiber auf irgendeinem Posten des Staates, <strong>der</strong> leidet dort<br />
wahrlich keine Not!“ 5<br />
Es war zu dieser Zeit beliebt bei hohen Beamten sich als Schreiber darstellen zu lassen. In<br />
einer Ausstellung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst (Dez. 2002 – Mai 2003) war als<br />
beeindruckendes Exponat eine Statue aus schwarzem Granit zu sehen, die einen Schreiber zur<br />
Zeit um 1400 v. Chr. darstellt. Über seiner Schulter hing das damals verwendete Schreibzeug<br />
(u. a. Binsen als Schreibfe<strong>der</strong>n) <strong>und</strong> auf seinen Knien lag eine teilweise entrollte, mit Hieroglyphen<br />
beschriebene Papyrusrolle.<br />
Im Ausstellungskatalog heißt es zu dieser Statue:<br />
„Mit <strong>der</strong> Figur des Schreibers … verbindet <strong>der</strong> Ägypter den Weisen, <strong>der</strong> seine Sicht <strong>der</strong> Welt<br />
auf <strong>der</strong> Papyrusrolle festhält <strong>und</strong> mit sich trägt. …Darüber hinaus ist die Schreiberfigur die<br />
Darstellung eines hohen sozialen <strong>und</strong> beruflichen Ranges. Sie kennzeichnet den Schriftk<strong>und</strong>igen,<br />
<strong>der</strong> die Spitzenposition <strong>der</strong> Staatsverwaltung einnimmt.“ 6<br />
Vorgeschlagene Aktivität zu dieser 1. Station:<br />
Schreibutensilien, die in Ägypten verwendet wurden, nachbilden <strong>und</strong> Besucher mit Binsenfe<strong>der</strong>n<br />
Schriftzeichen nachvollziehen lassen.<br />
Weitere <strong>Visualisierung</strong>smöglichkeit:<br />
Ausstellung eines Original-Papyrus, Darstellung <strong>von</strong> Ostraka (Tontafeln) o<strong>der</strong> Gefäßen, auf<br />
die geschrieben wurde.<br />
Von <strong>der</strong> Lehre des Cheti existiert in <strong>der</strong> Sammlung des Staatlichen Museums Ägyptische<br />
Kunst in München ein Ostrakon. Die oben beschriebene Statue eines Schreibers stammt aus<br />
<strong>der</strong> Sammlung des Ägyptischen Museums in Berlin.<br />
Über die Berufsausbildung zum Schreiber gibt es nur unzureichende Quellen. Aus ihnen geht<br />
zudem nicht eindeutig hervor, zu welcher Tageszeit <strong>der</strong> Unterricht stattfand. Fischer-Elfert 7<br />
geht da<strong>von</strong> aus, dass in <strong>der</strong> Verwaltung tätige Beamte diesen Unterricht hielten <strong>und</strong> dass es<br />
feste Unterrichtszeiten gegeben haben muss.<br />
Die Schüler hatten die klassischen Werke <strong>der</strong> altägyptischen Literatur abzuschreiben, entwe<strong>der</strong><br />
<strong>von</strong> einer Vorlage o<strong>der</strong> nach Diktat. Im Buch „Kemit“ finden sich als Lehrstoff offizielle<br />
Einleitungsfloskeln <strong>von</strong> Briefen, Höflichkeitsformen, mit denen Ranghöhere angesprochen<br />
wurden, o<strong>der</strong> Schreibanleitungen für Biografien, die vor allem in Gräbern die Wände zierten.<br />
Fischer-Elfert weist in seinem Aufsatz aber auch darauf hin, dass es zur damaligen Zeit auch<br />
Kritik am Schreiberstand <strong>und</strong> seinen Ausbildungsmethoden gegeben hat, die sich darauf richtet,<br />
dass das „unreflektierte Dahersagen <strong>von</strong> Passagen aus literarischen Standardwerken“<br />
nichts mit Bildung zu tun habe. Der Verfasser betont in diesem Zusammenhang auch, dass<br />
das <strong>von</strong> den schriftlichen Quellen gezeichnete Bild des Schreibers stark idealisiert sei.<br />
„Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die eigene Abgrenzung gegenüber den übrigen, als min<strong>der</strong>wertig<br />
betrachteten Berufen. Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass die relevanten Texte<br />
durchweg aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>von</strong> Angehörigen aus <strong>der</strong> eigenen Zunft stammen, die Perspektive<br />
also stets die gleiche, einseitige ist.“ 8<br />
4 Grimm, Schoske: a.a.O., S. 41<br />
5 Grimm, Schoske: a.a.O., S. 42<br />
6 Grimm, Schoske: a.a.O., S. 44<br />
7 <strong>der</strong>s., Hans-Werner: Der Schreiber als Lehrer in <strong>der</strong> frühen ägyptischen Hochkultur. In: Liedke: Schreiber,<br />
Magister, Lehrer. S. 61<br />
8 Fischer-Elfert: a.a.O., S. 68<br />
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