VISUBA Visualisierung von Entstehung und Entwicklung der - KIBB
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M.-L. Kraus Drucktechnik <strong>und</strong> Neue Medien<br />
Ablagerungen in den Rillen <strong>der</strong> Haut nicht mehr wegkriegen - wir waren stigmatisiert.<br />
Der Setzersaal war in so genannte Gassen geglie<strong>der</strong>t, die aus den Regalen <strong>der</strong> Setzkästen gebildet<br />
wurden. In je<strong>der</strong> Gasse herrschte ein an<strong>der</strong>er Meister, manche darunter beson<strong>der</strong>s gefürchtet.<br />
Je<strong>der</strong> Meister hatte Gehilfen <strong>und</strong> Lehrlinge in seinem Gefolge. Im Laufe seiner Lehrzeit wurde<br />
je<strong>der</strong> Lehrling <strong>von</strong> Meister zu Meister weitergereicht - eine Odyssee des Schreckens.<br />
Das ganze zweite Lehrjahr hindurch schuftete ich zusammen mit zwei an<strong>der</strong>en Jungsklaven<br />
an einem Wirtschaftskompass, einer telefonbuchdicken Angelegenheit voller Firmendaten<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsbilanzen. In <strong>der</strong> Maschinensetzerei hätte die Arbeit in einem Bruchteil <strong>der</strong> <strong>von</strong><br />
uns benötigten zeit bewältigt werden können.<br />
So setzten wir Zeile für Zeile in unsere Winkelhaken <strong>und</strong> bauten Spalte für Spalte die Kolumnen<br />
auf unseren Blechschiffen auf. Unter Schiff stellt euch übrigens so eine Art Backblech für<br />
den bleiernen Teig <strong>der</strong> Sprache vor.<br />
Im Jahr darauf benötigten wir dann Krankenkassenbrillen, die uns aber einen intellektuellen<br />
Touch verliehen. Die wirklich mythische Einweihung, <strong>der</strong> eigentliche Ritus des Eintritts in<br />
die Vorhöfe des Druckens, war sicherlich das Ereignis <strong>der</strong> ersten Jungfrau, wobei es sich<br />
nicht um ein holdes Mägdelein handelte, vielmehr: Wenn <strong>der</strong> gestrenge Korrektor auf dem<br />
Bürstenabzug einer gesetzten Kolumne keinen einzigen Anlass für eine Korrektur fand, dann<br />
nannte er es eine Jungfrau, rein <strong>und</strong> unbefleckt. (Exkurs zur Sprache <strong>der</strong> Setzer)<br />
Viele seltsame Vögel werkten in <strong>der</strong> Setzerei, Lebensformen zu Karikaturen mutiert, intelligente<br />
Menschen, die das lebenslange Absetzen auch schwachsinniger Texte zu grotesken Wesen<br />
verbogen hatte.<br />
Wir fühlten uns allerdings nicht als gewöhnliche Handwerker, son<strong>der</strong>n stellten die Speerspitze<br />
<strong>der</strong> Arbeiterschaft dar.<br />
Und nicht nur Berufsfremde bekamen das zu spüren, auch innerhalb je<strong>der</strong> Druckerei, ja des<br />
gesamten graphischen Gewerbes gab es zynische Reibereien, schwer durchschaubare, aber<br />
stets fühlbare Abstufungen des jeweiligen Status. So blickten die Setzer mit einem Hauch <strong>von</strong><br />
Herablassung auf ihre schwarzen Brü<strong>der</strong>, die Drucker herab. Die geboten zwar imponierenden<br />
Maschinen - so eine große Rotationsmaschine erinnert an ein stolzes Schlachtschiff-, aber <strong>von</strong><br />
den Mysterien <strong>der</strong> Sprachbeherrschung waren sie ausgeschlossen." (Heinz Unger, Verfluchter<br />
Gutenberg. In: Von Gutenberg zum World-Wide-Web, S.37)<br />
6. Station: Der Maschinensetzer<br />
a) Zeit: 1854 - 1899<br />
Erfindung <strong>der</strong> Linotype durch Ottmar Mergenthaler. Mit dieser Zeilensetzmaschine begann<br />
eine satztechnische Revolution in Schnelligkeit <strong>und</strong> Perfektion des Bleisatzes.<br />
In dieser Maschine wurden einzelne Matrizen, die das Buchstabenbild vertieft trugen, über<br />
eine Tastatur nacheinan<strong>der</strong> zu einer Sammelstelle beför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> hier durch dazwischen geschobene<br />
Keile auf die richtige Breite gebracht. In die Gießform wurde flüssiges Metall<br />
(Bleilegierung) hineingespritzt. Das Produkt war jeweils eine gegossene Typenzeile aus einem<br />
Stück. Der ursprüngliche Zweck <strong>der</strong> Setzmaschinen war die Herstellung großer Mengensätze<br />
für Bücher, Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften.<br />
7. Station: Fotosatz, Lichtsatz<br />
a) Zeit: ab etwa 1980<br />
Satzverfahren, bei denen die Schriftzeichen nicht körperlich vorhanden sind wie beim Bleisatz,<br />
son<strong>der</strong>n positiv o<strong>der</strong> negativ auf einen lichtempfindlichen Film o<strong>der</strong> auf Papier übertragen<br />
werden.<br />
Die Texterfassung erfolgt über eine Tastatur, wobei <strong>der</strong> Text parallel auf einem Bildschirm<br />
erscheint <strong>und</strong> korrigiert werden kann. Über verschiedene Programme kann <strong>der</strong> Rohsatz bearbeitet<br />
werden. Alle Arbeitsschritte werden am PC erledigt. Der Text wird auf einem Daten-<br />
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