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VISUBA Visualisierung von Entstehung und Entwicklung der - KIBB

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M.-L. Kraus Drucktechnik <strong>und</strong> Neue Medien<br />

3. Station: Der Buchdrucker<br />

Zeit: Mitte des 15. Jhs., Erfindung des Buchdrucks<br />

„Ohne Gutenberg keine Reformation, keine Schulpflicht, keine GoetheAusgaben,<br />

keine Aufklärung, kein Quelle-Katalog <strong>und</strong> keine Zeitungen.“ (FAZ, Zeitungsdruck<br />

im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert, 12/2001)<br />

Als Johannes Gutenberg aus Mainz um 1440 Druckbuchstaben aus Metall (bewegliche<br />

Drucklettern) erfand, die seitenverkehrt erhaben gegossen, gedruckt, aber seitenrichtig auf<br />

dem Papier standen, begann das Buch seinen Siegeszug als Bildungs- <strong>und</strong> Kulturgut, das<br />

leicht zu vervielfältigen war <strong>und</strong> deshalb zu erschwinglichen Preisen <strong>von</strong> je<strong>der</strong>mann erworben<br />

werden konnte. Bis dahin waren zu Büchern geb<strong>und</strong>ene Pergamenthandschriften nahezu<br />

unbezahlbare Unikate, die sich nur wenige Reiche leisten konnten. Bereits 50 Jahre zuvor<br />

stand durch die Inbetriebnahme <strong>der</strong> ersten Papiermühle in Deutschland ein kostengünstiger<br />

Bedruckstoff zur Verfügung, <strong>der</strong> immer mehr das teure Pergament verdrängte. War <strong>der</strong><br />

Buchdrucker zu Anfang gleichzeitig auch Schriftgießer <strong>und</strong> Schriftsetzer, Verleger <strong>und</strong><br />

Buchhändler in einer Person, so verselbstständigten sich in späterer Zeit diese Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> führten zu eigenen Berufsgruppen.<br />

Die Arbeit begann mit dem Gießen <strong>der</strong> einzelnen Buchstaben, wobei das Buchstabenbild auf<br />

die glatte Oberfläche eines vierkantigen Eisenstäbchens übertragen <strong>und</strong> das nichtdruckende<br />

Umfeld durch Sticheln <strong>und</strong> Feilen tiefergelegt wurde. Die auf diese Weise entstandene Patrice<br />

wurde in eine weichere Kupferlegierung abgeschlagen <strong>und</strong> erzeugte die Matrize mit ihrem<br />

seitenrichtigen, vertieften Bild. In einem Gießinstrument wurde dann durch Eingießen einer<br />

erhitzten Bleilegierung die wie<strong>der</strong>um seitenverkehrte Drucktype erzeugt, die mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Matrize in je<strong>der</strong> beliebigen Menge gegossen werden konnte. Die einzelnen, in Blei auf etwa<br />

24 mm hohen Stäbchen gegossenen Buchstaben <strong>und</strong> Zeichen wurden aus dem Setzkasten mit<br />

ungefähr 120 Fächern genommen <strong>und</strong> dem Manuskript entsprechend auf einem seitengroßen<br />

Tisch aneinan<strong>der</strong> gereiht. Die Kunst bestand darin, durch verän<strong>der</strong>bare Wortzwischenräume<br />

gleich lange Zeilen (Blocksatz) zu erreichen, um diese dann zu einer Kolumne <strong>und</strong> schließlich<br />

zu einer Druckseite zusammenzufügen. Nach dem Druck wurden dann die einzelnen Typen<br />

wie<strong>der</strong> in den Setzkasten zurückgelegt, um später erneut verwendet werden zu können. Vor<br />

dem Druck mit <strong>der</strong> hölzernen Handpresse, die <strong>der</strong> Buchdrucker häufig selbst gebaut hatte,<br />

mussten die einzelnen Seiten in <strong>der</strong> Druckform in geeigneter Weise zusammengestellt werden.<br />

Exaktes Zurichten <strong>und</strong> das gleichmäßige Einfärben <strong>der</strong> Form bei jedem neuen Druckbogen<br />

waren notwendig, um gleich bleibend gute Abzüge herzustellen.<br />

Während <strong>der</strong> Pressmeister für das Einrichten <strong>der</strong> Presse, das Ein <strong>und</strong> Ablegen <strong>der</strong> Bögen <strong>und</strong><br />

den gleichmäßigen Druck beim Ziehen des Bengels zu sorgen hatte <strong>und</strong> dann auch die Qualität<br />

<strong>der</strong> einzelnen Druckbögen begutachtete, war <strong>der</strong> Ballenmeister für das Anreiben <strong>der</strong> Farben<br />

<strong>und</strong> den gleichmäßigen Farbauftrag auf die Form mit den le<strong>der</strong>überzogenen Druckerballen<br />

verantwortlich, die er selbst herstellte <strong>und</strong> für <strong>der</strong>en Pflege er zu sorgen hatte. Dem Meister<br />

mussten also zahlreiche Helfer, d. h. Lehrlinge <strong>und</strong> Gesellen, zur Seite stehen.<br />

Abbildungen: Buchdrucker <strong>und</strong> Schriftgießer (Pies, a.a.O., S.43)<br />

Text: Buchdrucker<br />

Ich bin geschicket mit <strong>der</strong> preß<br />

So ich aufftrag den Fimiß reß<br />

So bald mein dienr den bengel zuckt<br />

So ist ein bogn papyrs gedruckt.<br />

Da durch kombt manche kunst an tag<br />

Die man leichtlich bekommen mag.<br />

Vor zeiten hat man die bücher geschribn<br />

Zu Meintz die kunst ward erstlich triebn.<br />

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